Pareidolie: Menschen sehen eher männliche Gesichter, wenn sie Gesichter in Alltagsdingen sehen
26.01.2022 Gesichter in alltäglichen Gegenständen / Dingen zu sehen, ist eine häufige Erfahrung, aber eine Forschungsarbeit der University of Queensland hat nun ergeben, dass Menschen eher männliche Gesichter sehen, wenn sie ein Bild auf einem Baumstamm oder in einem verbrannten Toast beim Frühstück sehen.
Gesichtspareidolie
Dr. Jessica Taubert vom Fachbereich Psychologie der UQ sagt, dass die Gesichtspareidolie – die Illusion, eine Gesichtsstruktur in einem Alltagsgegenstand zu sehen – uns viel darüber verrät, wie unser Gehirn soziale Hinweise aufspürt und erkennt.
Die in Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichte Studie wollte herausfinden, ob Beispiele von Gesichtspareidolie die Art von sozialen Signalen transportieren, die Gesichter normalerweise übermitteln, wie z. B. Ausdruck und biologisches Geschlecht, so Taubert.
Verzerrung in der Geschlechterwahrnehmung
Die Ergebnisse zeigten eine auffällige Verzerrung in der Geschlechterwahrnehmung, wobei viel mehr illusorische Gesichter als männlich wahrgenommen wurden als weiblich.
Da illusorische Gesichter kein biologisches Geschlecht haben, ist diese Verzerrung signifikant, da sie eine Asymmetrie in unserem System zur Bewertung von Gesichtern aufzeigt, wenn nur minimale Informationen vorliegen.
Die Ergebnisse zeigen somit, dass visuelle für die Erkennung von Gesichtern erforderlichen Merkmale im Allgemeinen nicht für die Wahrnehmung weiblicher Gesichter ausreichen, meint die Psychologin.
Die Studie
Mehr als 3.800 Teilnehmern wurden zahlreiche Beispiele von Gesichtspareidolie und unbelebten Objekten ohne Gesichtsstruktur gezeigt, und sie sollten angeben, ob jedes Beispiel einen bestimmten emotionalen Ausdruck, ein bestimmtes Alter und ein biologisches Geschlecht hatte oder nicht.
Wenn wir Gesichter in Objekten sehen, wird diese Illusion von Teilen des Gehirns verarbeitet, die für die Verarbeitung echter Gesichter zuständig sind, so dass die Gesichtspareidolie theoretisch das Gehirn ‚täuscht‘, sagt Taubert.
Die Teilnehmer konnten die emotionalen Ausdrücke erkennen, die diese seltsamen Objekte vermittelten, und ihnen ein bestimmtes Alter und Geschlecht zuordnen.
Nun gibt es Belege dafür, dass diese illusorischen Reize vom Gehirn in Bereichen verarbeitet werden, die an sozialer Wahrnehmung und Kognition beteiligt sind, so dass die Gesichtspareidolie genutzt werden kann, um diese spezifischen Bereiche zu identifizieren, schreiben die Psychologen.
Wie unser Gehirn Emotionen, Alter und biologisches Geschlecht erkennt, kann mit der Leistung von Computern verglichen werden, die darauf trainiert sind, diese Hinweise zu erkennen.
Außerdem können diese interessanten Stimuli genutzt werden, um auf abnorme Verhaltensmuster zu testen, schließen die Psychologen.
© Psylex.de – Quellenangabe: Proceedings of the National Academy of Sciences (2022). DOI: 10.1073/pnas.2117413119
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