Weniger Licht, höheres Risiko für Zwangsstörungen?
11.07.2018 Das Leben in höheren Breitengraden, wo es auch weniger Sonnenlicht gibt, steht in Verbindung mit einer höheren Auftretensrate von Zwangsstörungen laut neuen im Fachblatt Journal of Obsessive-Compulsive and Related Disorders veröffentlichten Untersuchungen.
Konkret zeigen sie, dass das Leben in Gebieten mit mehr Sonnenlicht mit niedrigeren Raten von Zwangserkrankungen zusammenhängt, schreiben Meredith Coles vom Fachbereich Psychologie der Universität Binghamton.
Um ihre Daten zusammenzustellen, untersuchten sie Forschungsarbeiten zum Auftreten dieser psychischen Störung an bestimmten Orten und verglichen dann die Breitengrade der einzelnen Standorte.
Verzögertes Schlaf-Wach-Muster
Personen mit Zwangsstörung berichten häufig, dass sie erst später als gewünscht einschlafen können. Oftmals schlafen sie dann sehr spät, um den verlorenen Schlaf auszugleichen, und übernehmen so ein verzögertes Schlaf-Wach-Muster, das negative Auswirkungen auf ihre Symptome haben kann.
Dieses verzögerte Schlaf-Wach-Muster kann die Exposition gegenüber dem Morgenlicht verringern und so möglicherweise zu einer Fehlausrichtung zwischen unserer inneren Biologie und dem äußeren Hell-Dunkel-Zyklus beitragen, sagt Coles.
Zirkadiane Uhr
Menschen, die in Gebieten mit weniger Sonnenlicht leben, haben vielleicht weniger Möglichkeiten, ihre zirkadiane Uhr zu synchronisieren, was zu erhöhten Zwangssymptomen führt.
Diese Fehlausrichtung ist in höheren Breiten – Gebieten, in denen die Sonneneinstrahlung reduziert ist – häufiger anzutreffen, was das Risiko für die Entwicklung und Verschlimmerung von Zwangsstörungssymptomen erhöht. Diese Gebiete weisen in der Folge eine höhere Lebenszeitprävalenzrate der Erkrankung auf als Gebiete niedrigerer Breiten.
Könnte Lichttherapie helfen?
Zwar ist es noch zu früh, um auf der Grundlage dieser neuen Informationen spezifische Behandlungspläne (wie z.B. den Einsatz von Lichttherapie) umzusetzen, doch sind künftige Studien in Arbeit, um eine Reihe von Behandlungsmethoden zu testen, die sich mit Schlafstörungen und Störungen des zirkadianen Rhythmus befassen.
Zuerst betrachten wir die Zusammenhänge zwischen Schlaf-Timing und Symptomen von Zwangskrankheiten, um mögliche kausale Zusammenhänge aufzudecken, sagt Coles.
Melatonin
Zweitens messen die Wissenschafter den circadianen Rhythmus direkt, indem sie den Melatoninspiegel erfassen und die Menschen Uhren tragen lassen, die ihre Aktivität und Ruhezeiten aufzeichnen. Schließlich führen sie Forschungen durch, um besser zu verstehen, wie Schlaf-Timing und Zwangsstörungen zusammenhängen.
Darüber hinaus hofft das Forscherteam, dass weitere Studien, die die Exposition gegenüber Morgenlicht untersuchen, dazu beitragen könnten, neue Behandlungsempfehlungen zu entwickeln, von denen Menschen mit Zwangserkrankungen profitieren würden.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Obsessive-Compulsive and Related Disorders – http://dx.doi.org/10.1016/j.jocrd.2018.04.001
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