AWAreness during REsuscitation II: eine multizentrische Studie über Bewusstsein und Awareness bei kardiopulmonaler Wiederbelebung
07.11.2022 Eine von fünf Personen, die eine Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) nach einem Herzstillstand überleben, beschreiben möglicherweise klare Todeserfahrungen bzw. Nahtoderfahrungen, die sich ereigneten, während sie scheinbar ohne Bewusstsein und am Rande des Todes waren laut einer neuen Studie.
Unter der Leitung von Forschern der NYU Grossman School of Medicine und anderen beteiligten sich an der Studie 567 Männer und Frauen, deren Herz während eines Krankenhausaufenthalts stehen geblieben war und die zwischen Mai 2017 und März 2020 in den Vereinigten Staaten und Großbritannien eine Herz-Lungen-Wiederbelebung erhielten. Trotz sofortiger Behandlung erholten sich weniger als 10 % so weit, dass sie aus dem Krankenhaus entlassen werden konnten.
Die Überlebenden berichteten über einzigartige, klare (luzide) Erfahrungen, darunter die Wahrnehmung der Trennung vom Körper, die Beobachtung von Ereignissen ohne Schmerzen oder Ängste und eine sinnhafte Bewertung des Lebens, einschließlich ihrer Handlungen, Absichten und Gedanken gegenüber anderen. Die Forscher stellten fest, dass sich diese Nahtoderfahrungen von Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Illusionen, Träumen oder dem durch die Wiederbelebung ausgelösten Bewusstsein unterschieden.
Versteckte Hirnaktivitäten
Die Arbeit umfasste auch Tests auf versteckte Hirnaktivitäten. Ein wichtiges Ergebnis war die Entdeckung von Spitzen der Hirnaktivität, darunter sogenannte Gamma-, Delta-, Theta-, Alpha- und Betawellen, die bis zu einer Stunde nach der Wiederbelebung auftraten. Einige dieser Hirnströme treten normalerweise auf, wenn Menschen bei Bewusstsein sind und höhere geistige Funktionen wie Denken, Gedächtnisabruf und bewusste Wahrnehmung ausführen.
„Diese erinnerten Erlebnisse und Veränderungen der Gehirnströme könnten die ersten Anzeichen einer sogenannten Nahtoderfahrung sein, und wir haben sie zum ersten Mal in einer großen Studie erfasst“, sagt Dr. Sam Parnia von der medizinischen Fakultät der NYU Langone Health sowie Direktor der Organisation für Intensivpflege und Wiederbelebungsforschung. „Unsere Ergebnisse liefern den ersten Hinweis, dass Menschen am Rande des Todes und im Koma eine einzigartige innere bewusste Erfahrung machen, einschließlich eines Bewusstseins ohne Distress (psychische Belastung).“
Die Identifizierung messbarer elektrischer Anzeichen für luzide und erhöhte Hirnaktivität in Verbindung mit ähnlichen Berichten über erinnerte Nahtoderfahrungen legt nahe, dass das menschliche Ich-Gefühl und das Bewusstsein – ähnlich wie andere biologische Körperfunktionen – zum Zeitpunkt des Todes nicht vollständig aufhören, fügt Parnia hinzu.
Einzigartige menschliche Erfahrung am Rande des Todes
„Diese luziden Erfahrungen können nicht als Trick eines gestörten oder sterbenden Gehirns betrachtet werden, sondern sind vielmehr eine einzigartige menschliche Erfahrung, die am Rande des Todes auftaucht“, sagt Parnia.
Während das Gehirn herunterfährt, werden viele seiner natürlichen Kontrollsysteme abgeschaltet. Dies wird als Disinhibition bezeichnet und ermöglicht den Zugang zu den Tiefen des menschlichen Bewusstseins, einschließlich gespeicherter Erinnerungen, Gedanken von der frühen Kindheit bis zum Tod und anderer Aspekte der Realität. Auch wenn niemand den evolutionären Zweck dieses Phänomens kennt, so wirft es doch „faszinierende Fragen über das menschliche Bewusstsein auf, selbst nach dem Tod“, so Parnia.
Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass es in den bisherigen Studien zwar nicht möglich war, die Realität oder die Bedeutung der Erfahrungen der Patienten und ihrer Behauptungen über das Bewusstsein in Bezug auf den Tod absolut zu belegen, aber es war auch nicht möglich, sie zu widerlegen. Sie sagen, dass die erinnerten Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Tod nun eine weitere echte empirische Untersuchung ohne Vorurteile verdienen.
Die Forscher veröffentlichen ihre Studienergebnisse auf einem wissenschaftlichen Symposium zur Wiederbelebung, das Teil der Scientific Sessions 2022 der American Heart Association ist, die am 6. November in Chicago stattfinden.
© Psylex.de – Quellenangabe: Scientific Sessions 2022 der American Heart Association; NYU Grossman School of Medicine
…“Diese luziden Erfahrungen können nicht als Trick eines gestörten oder sterbenden Gehirns betrachtet werden, sondern sind vielmehr eine einzigartige menschliche Erfahrung, die am Rande des Todes auftaucht“, sagt Parnia”…
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man es nicht als “Tod” wahrnimmt, sondern als “anderen Raum” der aber auch existiert. Es ist wunderschön und man ist dort herzlich willkommen. Hat aber einen realen freien Willen, um zu “bleiben” oder “zurückzukehren”.
Es ist etwas Schönes!
Viele Grüße