Das Verhalten von Narzissten wird durch das Streben nach sozialem Ansehen bestimmt
27.08.2021 Erfolg zu haben und respektiert zu werden – ist das nicht das, was jeder will? Narzissten gehen jedoch noch einen Schritt weiter. Ihre Motivation nach sozialer Anerkennung bzw. einen höheren sozialen Status anzustreben, ist so stark, dass sie andere Verhaltensmotive überschatten kann, z. B. das Motiv, enge Beziehungen zu pflegen.
Narzissten setzen alles daran, ihren gewünschten sozialen Status zu erreichen und zu erhalten. Wenn sie erfolgreich sind, wenden sie sich der Selbstglorifizierung zu.
Streben nach sozialem Ansehen
Wenn ihr sozialer Status bedroht ist, ziehen sie sich zurück, geben anderen die Schuld oder greifen zu Drohungen und Einschüchterungen.
In unserer leistungsorientierten Gesellschaft ist das Streben nach sozialem Ansehen tief verwurzelt. Dies kann narzisstisches Verhalten von Kindheit an fördern und verstärken. Wenn Menschen lernen, sich ausschließlich auf ihre Statusgewinne und -verluste zu konzentrieren, kann dies dazu führen, dass sie die Welt als eine Arena für rücksichtslosen Statuswettbewerb betrachten.
Status Pursuit in Narcissism
Dies stellt der Entwicklungspsychologe Stathis Grapsas in seiner Doktorarbeit an der Universität Tilburg fest. Er hat die Motivationen und Verhaltensweisen von Narzissten im Modell Status Pursuit in Narcissism (SPIN) erfasst, das beschreibt, wie Narzissten an soziale Situationen herangehen, wie sie den gewünschten Status erreichen und wie sie sich verhalten, um ihn zu erreichen.
Grob gesagt lassen sich zwei Strategien unterscheiden:
- sich selbst zu verherrlichen oder
- andere herabzusetzen.
Die Forschung zeigt auch, dass Narzissten auf ihrem Weg an die Spitze oft ihre eigenen Interessen auf Kosten der Interessen der Gruppe in den Vordergrund stellen.
Die Erkenntnisse aus dem SPIN-Modell bieten Ansatzpunkte für die weitere Erforschung von Motivation und Selbstregulationsprozessen von Narzissten.
Gesellschaftliche Vorgaben
Das Streben nach Status wird überall in der Gesellschaft gefördert; von Eltern, die ihre Kinder für ihre Leistungen loben, über Sportmannschaften, die ihren Status aus dem Wettbewerb ableiten, bis hin zu Unternehmen, in denen das Streben nach einer Spitzenposition das höchste Ziel ist.
Die empirischen Untersuchungen von Stathis haben gezeigt, dass Narzissmus sowohl in der Kindheit als auch im jungen Erwachsenenalter mit einer relativ starken Tendenz verbunden ist, Freude über Statusgewinne und Unmut über Statusverluste zu empfinden.
Künftige Forschungsarbeiten könnten die Auswirkungen dieser affektiven Abhängigkeit vom Status erhellen und helfen zu verstehen, warum manche Menschen narzisstischer werden als andere.
© Psylex.de – Quellenangabe: Universität Tilburg