Negativitätsvorurteile bei Kontakten zwischen Gruppen: Studie belegt, dass ’schlecht‘ stärker ist als ‚gut‘ – vor allem, wenn die Menschen die Möglichkeit und die Motivation haben, sich gegen den Kontakt zu entscheiden
29.06.2024 Eine neue Forschungsarbeit konnte zeigen, dass negative soziale Kontakte zwischen Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher oder kultureller Gruppen unverhältnismäßig negative Auswirkungen auf den allgemeinen sozialen Zusammenhalt in Gemeinschaften haben können.
Die von Prof. Stefania Paolini vom Fachbereich Psychologie der Durham University geleitete Studie analysierte 70 Jahre Forschung über die psychologischen Auswirkungen sozialer Kontakte zwischen Gruppen. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Psychological Bulletin veröffentlicht.
Diese Gruppenkontakte umfassten Interaktionen zwischen Menschen unterschiedlicher sozialer Gruppen, wie z. B. ‚rassische‘, ethnische oder religiöse Gruppen, und reichten von Gesprächen auf der Straße bis hin zu formelleren Zusammenkünften.
Die psychologischen Auswirkungen sozialer Interaktionen
In der Sozialpsychologie ist allgemein bekannt, dass persönliche Interaktionen zwischen Menschen unterschiedlicher sozialer Gruppen zum sozialen Zusammenhalt beitragen können. Dies geschieht durch den Abbau von Vorurteilen, die Stärkung des gegenseitigen Vertrauens und die Verbesserung der Verhaltensabsichten.
Die aktuelle Forschungsarbeit wirft einen neuen Blick auf die negativen Auswirkungen sozialer Kontakte und analysiert die Auswirkungen, wenn die Erfahrung nicht so gut verläuft.
Die Auswirkungen von negativen sozialen Erfahrungen
Negative soziale Erfahrungen in unserem Leben verschlimmern unsere Reaktionen auf Menschen, die anders sind als wir, stärker als neutrale oder positive Erfahrungen solche Reaktionen dämpfen oder verbessern. Dieser Vorgang ist als Negativitätsvorurteil bekannt.
Die vom Forscherteam von Paolini analysierten Daten belegen, dass diese Art von Interaktionen zu einer Negativitätsverzerrung führen, was zeigt, dass die negativen Auswirkungen die positiven bei weitem überwiegen können.
Förderung des Verständnisses von Negativitätsvorurteilen
Die Studie trägt zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen von Negativität bei und unterstreicht den Bedarf an besser koordinierten Einführungen und Kontakten zwischen sozialen Gruppen, bei denen die Chancen für einen guten Verlauf des sozialen Kontakts maximiert werden können, schreiben die Studienautoren.
Diese negativen Auswirkungen waren weniger ausgeprägt, wenn die Menschen weniger Möglichkeiten hatten, sich dem Kontakt zu entziehen oder motiviert waren, sich darauf einzulassen.
Das Forscherteam ist der Ansicht, dass die Ergebnisse einen wichtigen Beitrag zum psychologischen Verständnis von sozialen Kontakten zwischen Gruppen in realen Situationen leisten. Außerdem könnten sie dazu beitragen, wirksamere Maßnahmen und Interventionen in den Bereichen Desegregation, Mainstreaming, soziale Integration und Friedenskonsolidierung auf der ganzen Welt zu entwickeln.
© Psylex.de – Quellenangabe: Psychological Bulletin (2024). DOI: 10.1037/bul0000439