Tiefe Hirnstimulation bei Alzheimer

‚Hirnschrittmacher‘

Die Verwendung tiefer Gehirnstimulation (oder im Alltag auch Hirnschrittmacher genannt) kann positive Effekte durch Beeinflussung der pathologischen Gehirnaktivität bei Patienten mit Alzheimer Krankheit haben, laut Forschungsergebnissen in der Online Ausgabe der Annals of Neurology.

Adrian W. Laxton, M.D. von der Universität von Toronto und Kollegen analysierten Daten von sechs Patienten mit leichter Alzheimer-Krankheit, bei denen ein Hirnschrittmacher nahe der Fornix innerhalb des Hypothalamus durch implantierte Elektroden zum Einsatz kam. Die Personen erhielten für 12 Monate fortlaufende tiefe Gehirnstimulation.

Verbesserung durch Hirnstimulation

Die Forscher stellten fest, dass einige Patienten Verbesserungen oder Verlangsamung des kognitiven Rückgangs zeigten (basierend auf der kognitiven Subskala des Alzheimer’s Disease Assessment Scales und des Mini Mental State Examination). Die Stimulation des Gehirns führte zu großen und anhaltenden Änderungen im Glucosestoffwechsel in dysfunktionalen Gehirnregionen und neuraler Aktivität in Gedächtnisneuronen.

„Etwa 4,5 Millionen Amerikaner leiden unter Alzheimer, und es wird erwartet, dass sich diese Zahlen bis zum Jahr 2050 beinahe verdreifachen.

Es gibt größere Funktionsstörungen in den kognitiven und Gedächtnis-Vorgängen bei der Alzheimer-Krankheit. Wie wir hier gezeigt haben, offeriert tiefe Gehirnstimulation die Möglichkeit einer Modulierung dieser spezifischen Gehirnverschaltungen in einer anpassbaren und reversiblen Art, und es scheint, dass dieser Ansatz sicher ist.

Sicherheit und biologische Wirkungen sind ausreichend und notwendig, um eine gründlichere Beurteilung des möglichen therapeutischen Nutzen eines Hirnschrittmachers bei Alzheimer zu garantieren“, schlossen die Autoren.

Laxton offenbarte geistiges Eigentum im Feld der tiefen Hirnstimulation.

Quelle: Annals of Neurology, August 2010

Verbesserung der Hirnfunktionen

Tiefe Stimulation des Gehirns kann die Gehirnkonnektivität (Verbindungen) und Funktionen verbessern und bei Patienten mit leichter Alzheimer-Krankheit (AK) die Auswirkungen der Alzheimer-Pathologie auf die kognitiven Funktionen reduzieren laut einer Studie, die online am 7. Mai in Archives of Neurology herausgegeben wurden.

Fornix

In der Studie führten Gwenn S. Smith, Ph.D. von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore und Kollegen tiefe Gehirnstimulationen der Fornix bei fünf Patienten mit leichter AK durch.

Nach einem Jahr der Behandlung, beobachteten die Forscher die Zunahme der funktionellen Konnektivität (was durch den zerebralen Glucosestoffwechsel beurteilt werden konnte) in zwei orthogonalen Netzen.

Ein gesteigerter Stoffwechsel in den kortikalen Regionen, der mit Verbesserungen bezüglich allgemeinen Erkennungsvermögens, Gedächtnis und Lebensqualität verbunden wurde, konnte ebenfalls beobachtet werden.

Tiefe Hirnstimulation könnte eine vielversprechende Alzheimer-Behandlung sein

01.02.2018 Für Patienten mit Alzheimer-Krankheit ist die Verwendung von Tiefer Hirnstimulation an der Capsula interna / ventrales Striatum Region gut verträglich und ist mit einem geringeren Rückgang beim Clinical Dementia Rating-Sum of Boxes verknüpft laut einer im Journal of Alzheimer’s Disease veröffentlichten Studie.

Dr. Douglas W. Scharre von der Ohio State Universität und Kollegen führten eine nicht-randomisierte Phase-I-Studie mit drei Alzheimer-Patienten mit angepasster Vergleichsgruppe durch.

Capsula interna / ventrales Striatum

Die Werte beim Clinical Dementia Rating-Sum of Boxes (CDR-SB; Test, der die Demenz erfasst) wurden für die Alzheimer-Teilnehmer verglichen, die Tiefe Hirnstimulation (THS) für mindestens 18 Monate an der Capsula interna / ventrales Striatum Region (VC/VS) erhielten, mit einer Gruppe ohne THS aus der Kohorte der Alzheimer-Krankheit Neuroimaging Initiative.

Zusätzlich wurden im Verlauf der Studie die seriellen 2-Deoxy-2-[18F]fluoro-D-glucose (FDG)-Positronen-Emissions-Tomographie (PET) Bilder der AK-Teilnehmer im Längsschnitt verglichen.

Wirksamkeit, Verträglichkeit

Die Forscher fanden heraus, dass THS von allen Teilnehmern ohne nennenswerte Nebenwirkungen gut vertragen wurde.

Im Vergleich zur Vergleichsgruppe wiesen alle drei mit THS behandelten Teilnehmer einen geringeren kognitiven Leistungsrückgang auf, und zwei Teilnehmer erreichten im Verlauf beim CDR-SB deutlich geringere kognitive Leistungsverluste.

Nach chronischer THS am VC/VS wurden minimale Veränderungen und ein erhöhter Metabolismus mit dem PET-Scan in frontalen kortikalen Regionen beobachtet.

Der erste Einsatz von Tiefer Hirnstimulation bei Alzheimer-Patienten mit einem Ziel im Frontallappen, der das Verhalten und kognitive Fähigkeiten reguliert, wurde gut vertragen und zeigte einen geringeren Leistungsrückgang bei den Denkfähigkeiten im CDR-SB, schreiben die Autoren.

„Frontale Netzwerkmodulation zur Verbesserung von Exekutiv- und Verhaltensdefiziten sollten bei Alzheimer-Krankheit weiter untersucht werden“, schließen die Autoren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Ohio State Universität; Journal of Alzheimer’s Disease – DOI: 10.3233/JAD-170082; Jan. 2018

Tiefe Hirnstimulation nicht wirksam bei der Behandlung von früher Alzheimer-Krankheit

29.10.2018 Eine im Fachblatt Journal of Alzheimer’s Disease veröffentlichte Studie zeigt, dass Menschen mit früh einsetzender Alzheimer-Krankheit – Personen unter 65 Jahren – nicht von einer tiefen Hirnstimulation profitieren.

Die Studie umfasste Menschen mit früh und spät einsetzender Alzheimer-Krankheit, da die Forscher zunächst nicht annahmen, dass eine Gruppe besser ansprechen würde als die andere.

Zwischen Hippocampus und Hypothalamus

Insgesamt 42 Menschen mit leichter Alzheimer-Krankheit wurde an einer Stelle zwischen dem Hippocampus, der für das Lernen und Gedächtnis verantwortlich ist, und dem Hypothalamus, der Körpertemperatur, Hunger und Durst reguliert, ein Gerät zur tiefen Hirnstimulation im Gehirn implantiert.

Zwölf Teilnehmer waren unter 65 Jahre alt mit früh einsetzender Alzheimer-Krankheit und 20 Teilnehmer waren über 65 Jahre alt. Die Hälfte der Stimulationsgeräte wurde zu Beginn des ersten Jahres eingeschaltet, die andere Hälfte der Geräte nach einem Jahr.

Verlangsamung des kognitiven Abbaus

Jedes Gerät lieferte eine kontinuierliche Stimulation bei 130 Hertz zwischen 3 und 3,5 Volt – eine Stimulation, die derjenigen ähnelt, die erfolgreich bei Menschen mit Parkinson eingesetzt wurde.

Die Wissenschaftler konnten keinen Nutzen – wie die Verlangsamung des kognitiven Abbaus – bei den Teilnehmern unter 65 Jahren beobachten.

Sie legten die Tests immer noch mit der gleichen Geschwindigkeit ab und vergaßen die Wörter der Tests ebenso häufig wie diejenigen, deren Stimulationsgeräte nicht eingeschaltet waren.

Nebenwirkungen

Acht Teilnehmer berichteten über schwerwiegende Nebenwirkungen bzw. unerwünschte Ereignisse wie

  • Stürze,
  • Ohnmacht,
  • Krampfanfälle,
  • Infektionen und
  • psychische Agitation

nach dem Einsetzen des Gehirnimplantats.

Nach Ansicht der Neuroforscher ist das Sicherheitsprofil ähnlich oder besser als bei Medikamenten, die zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit entwickelt werden, sagte Jeannie-Marie Leoutsakos von der Johns Hopkins Universität.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Alzheimer’s Disease (2018). DOI: 10.3233/JAD-180121

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