Eine sozialpsychologische Studie der Universität Trier hat zu Menschen geforscht, die die Corona-Pandemie als etwas Gutes betrachtet haben
30.03.2023 Menschen mit sozialdarwinistischen Einstellungen sehen Pandemien als positiv, denn sie trennen die Starken von den Schwachen. Forschende der Universität Trier haben nun herausgefunden, dass Menschen mit dieser Sichtweise die offiziellen Covid-19-Schutzmaßnahmen mit geringerer Wahrscheinlichkeit befolgen. Die Studie zeigte auch, dass diese Menschen eher eine konservative oder rechtsgerichtete politische Einstellung haben.
„Unsere Daten machen keine Aussage darüber, wie verbreitet sozialdarwinistische Vorstellungen im Zusammenhang mit der Pandemie während der vergangenen Jahre waren. Uns hat interessiert, wie sich die Pandemie auf gesellschaftliche und politische Einstellungen auswirkt“, sagt Eva Walther, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Trier. Hier liefert die Untersuchung, die sie gemeinsam mit Paul Nachtwey durchgeführt hat, eindeutige Ergebnisse. So kam die Studie zu dem Befund, dass sich eher Personen aus dem rechtsextremen politischen Spektrum für die Aufhebung von Corona-Schutzmaßnahmen aussprachen, auch wenn dies zum Tod von vulnerablen Personengruppen führt.
Befragung in Deutschland und den USA
Für ihre Studie haben die Forschenden jeweils mehrere hundert Menschen in Deutschland und den USA befragt. Die Auswertung der speziell entwickelten Fragebogen zur Erfassung von krankheitsbezogenem Sozialdarwinismus ergab für beide Länder vergleichbare Ergebnisse. Dadurch dass sich die Ergebnisse in zwei verschiedenen politischen Kulturräumen gleichen, sei die Aussagekraft als eher hoch einzuschätzen, sagt die Sozialpsychologin.
Doch die Studie hat laut Walther auch ihre Grenzen, beispielsweise wisse man nicht, ob die sozialdarwinistischen Einstellungen tatsächlich auch Verhalten hervorgebracht haben, wie das Nicht-Tragen von vorgeschriebenen Schutzmasken. Dennoch sieht die Wissenschaftlerin ihre Studie als wichtige Grundlagenforschung. Die in der renommierten Zeitschrift PLoS ONE veröffentlichte Studie ist die erste, die sich mit krankheitsbezogenem Sozialdarwinismus in der Corona-Pandemie und politischen Einstellungen beschäftigt. Eva Walther: „Auch für den Fall von zukünftigen Pandemien hilft unsere Studie bei der Einordnung von Wechselwirkungen unterschiedlicher politischer Auffassungen.“
Die Studie: Nachtwey P., Walther E. (2023): Survival of the fittest in the pandemic age: Introducing disease-related social Darwinism. PLoS ONE 18(3): e0281072. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0281072
Quellenangabe: Pressemitteilung Universität Trier