Paranormale Überzeugungen und kognitive Funktionen: Eine systematische Überprüfung und Bewertung der Studienqualität über vier Jahrzehnte der Forschung
05.05.2022 In einer Überprüfung von 71 Studien, die Zusammenhänge zwischen dem Glauben an paranormale Phänomene und kognitiven Funktionen untersuchten, stimmen die meisten Ergebnisse mit der Hypothese überein, dass solche Überzeugungen mit kognitiven Unterschieden oder Defiziten verbunden sind.
Charlotte E. Dean und Kollegen von der University of Hertfordshire, Großbritannien, stellen diese Ergebnisse in der Open-Access-Zeitschrift PLOS ONE vor.
Seit mehreren Jahrzehnten untersuchen Forscher mögliche Zusammenhänge zwischen kognitiven Funktionen (den Denkfähigkeiten) und dem Glauben an paranormale Phänomene wie Psychokinese, Spuk und Hellsehen. Seit der letzten nicht-systematischen Überprüfung dieser Literatur sind jedoch etwa 30 Jahre vergangen. Um einen aktuellen Einblick in die Ergebnisse und die Qualität der Studien zu diesem Thema zu erhalten, haben Dean und Kollegen 70 veröffentlichte Studien und eine unveröffentlichte Doktorarbeit, die zwischen 1980 und 2020 entstanden sind, systematisch identifiziert und ausgewertet.
Denkvermögen, Denkstil und Gedächtnis
Die 71 Studien untersuchten eine Reihe kognitiver Funktionen, wie z. B. Denkvermögen, Denkstil und Gedächtnis. Insgesamt stimmen die Ergebnisse mit der Hypothese überein, dass der Glaube an paranormale Phänomene mit Unterschieden oder Defiziten bei kognitiven Funktionen verbunden ist. So wurde beispielsweise ein besonders beständiger Zusammenhang zwischen paranormalen Überzeugungen und einem intuitiven Denkstil festgestellt.
Die Überprüfung ergab, dass die meisten der 71 Studien von guter methodischer Qualität waren und dass sich die Qualität im Laufe der Zeit verbessert hat; die meisten hatten beispielsweise klare Ziele und geeignete Studiendesigns. Allerdings wurden auch einige verbesserungswürdige Bereiche festgestellt. So fehlte in vielen Studien eine Diskussion über die eigenen methodischen Einschränkungen, und ein großer Teil der Studienteilnehmer waren Studenten, was bedeutet, dass die Ergebnisse nicht unbedingt für die allgemeine Bevölkerung gelten.
Kein spezifisches Profil der kognitiven Leistungsfähigkeit bei Menschen, die an paranormale Phänomene glauben
Die Autoren stellen fest, dass sich aus der Literatur kein spezifisches Profil der kognitiven Leistungsfähigkeit von Menschen, die an paranormale Phänomene glauben, herauskristallisiert hat. Sie schlagen vor, dass künftige Forschungen nicht nur die von ihnen beobachteten methodischen Schwächen beheben, sondern auch die Möglichkeit untersuchen könnten, dass paranormale Überzeugungen mit einer übergreifenden kognitiven Abweichung verbunden sein könnten – was erklären könnte, warum frühere Studien Zusammenhänge mit scheinbar unterschiedlichen Arten kognitiver Dysfunktion gefunden haben.
Die Autoren fügen hinzu: „Vier Jahrzehnte Forschung deuten darauf hin, dass der Glaube an das Paranormale mit unserem Grad an kognitiver Flexibilität und fluider Intelligenz zusammenhängt; es sind jedoch methodische Verbesserungen in der zukünftigen Forschung erforderlich, um unser Verständnis dieser Beziehung zu vertiefen.“
© Psylex.de – Quellenangabe: PLoS ONE (2022). DOI: 10.1371/journal.pone.0267360
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