Frauen mit Depressionen in bzw. nach der Schwangerschaft haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen
19.06.2024 Frauen, bei denen eine perinatale Depression diagnostiziert wurde, haben ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den folgenden 20 Jahren als Frauen, die ein Kind zur Welt gebracht haben, ohne eine perinatale Depression zu erleiden, so eine im European Heart Journal veröffentlichte Studie.
Perinatale Depressionen, d. h. Depressionen während der Schwangerschaft oder nach der Geburt, betreffen vermutlich jede fünfte gebärende Frau weltweit. Die Studie ist laut den Autoren die erste ihrer Art, die sich mit der kardiovaskulären Gesundheit nach perinataler Depression befasst und umfasst Daten von rund 600.000 Frauen. Dabei wurde der stärkste Zusammenhang mit dem Risiko für Bluthochdruck, ischämische Herzkrankheiten und Herzversagen festgestellt.
Die Forschung wurde von Dr. Emma Bränn, Dr. Donghao Lu und Kollegen vom Karolinska Institutet in Stockholm, Schweden, durchgeführt. Lu sagte: „Unsere Forschungsgruppe hat bereits herausgefunden, dass perinatale Depressionen mit einem erhöhten Risiko für verschiedene andere Gesundheitsprobleme verbunden sind, darunter prämenstruelle Störungen, Autoimmunerkrankungen und Suizidalität sowie ein vorzeitiger Tod“.
Die Studie basierte auf dem schwedischen medizinischen Geburtenregister, in dem alle Geburten des Landes erfasst sind. Die Forscher verglichen 55.539 schwedische Frauen, bei denen zwischen 2001 und 2014 eine perinatale Depression diagnostiziert wurde, mit einer anderen Gruppe von 545.567 schwedischen Frauen, die in diesem Zeitraum ebenfalls entbunden hatten, bei denen aber keine perinatale Depression diagnostiziert wurde. Alle Frauen wurden bis zum Jahr 2020 nachbeobachtet, ob sie eine kardiovaskuläre Erkrankung entwickelten.
Von den Frauen mit perinataler Depression entwickelten 6,4 % eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, verglichen mit 3,7 % der Frauen, die nicht an einer perinatalen Depression gelitten hatten. Dies entspricht einem um 36 % höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Risiko für Bluthochdruck war um 50 %, das Risiko für ischämische Herzkrankheiten um 37 % und das Risiko für Herzversagen um 36 % höher.
Die Forscher verglichen auch die Frauen mit perinataler Depression mit ihren Schwestern und stellten fest, dass diese ein 20 % höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten.
„Der etwas geringere Risikounterschied zwischen den Schwestern deutet darauf hin, dass genetische oder familiäre Faktoren eine Rolle spielen könnten“, sagte Bränn. „Es könnten aber auch andere Faktoren eine Rolle spielen, wie es bei der Verbindung zwischen anderen Formen von Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen der Fall ist. Dazu gehören Veränderungen im Immunsystem, oxidativer Stress und Veränderungen im Lebensstil, die bei schweren Depressionen eine Rolle spielen.“
© Psylex.de – Quellenangabe: European Heart Journal, ehae170, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae170
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