Depression und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Depressionen mit höherem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse sowohl bei Männern als auch bei Frauen verbunden

Depression und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

16.03.2024 Laut einer in JACC: Asia veröffentlichten Studie besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen Depressionen und späteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern und Frauen.

Dr. Keitaro Senoo von der Kyoto Prefectural University of Medicine in Japan und seine Kollegen nutzten Daten von etwa 4,1 Millionen Personen, die in der JMDC Claims Database (2005 bis 2022) identifiziert wurden, um den Zusammenhang zwischen Depressionen und späteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu untersuchen.

Die Forscher fanden sowohl bei Männern als auch bei Frauen einen signifikanten Zusammenhang zwischen Depressionen und nachfolgenden zusammengesetzten kardiovaskulären Ereignissen, wobei bei Frauen ein stärkerer Zusammenhang beobachtet wurde.

  • Für den zusammengesetzten Endpunkt aus Myokardinfarkt, Angina pectoris, Schlaganfall, Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern betrug die Hazard Ratio nach multivariabler Anpassung 1,64 bei Frauen und 1,39 bei Männern.
  • Einzelne Komponenten des zusammengesetzten Endpunkts waren sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit Depressionen verbunden, wobei jeder Zusammenhang bei Frauen stärker war.

„Die Identifizierung geschlechtsspezifischer Faktoren bei den negativen Auswirkungen von Depressionen auf kardiovaskuläre Ergebnisse kann bei der Entwicklung gezielter Präventions- und Behandlungsstrategien helfen, die auf die spezifischen kardiovaskulären Risiken depressiver Patienten eingehen“, sagte Koautor Dr. Hidehiro Kaneko von der Universität Tokio in einer Erklärung.

„Ein besseres Verständnis wird es den Gesundheitsdienstleistern ermöglichen, die Versorgung von Männern und Frauen mit Depressionen zu optimieren, was zu einer Verbesserung der kardiovaskulären Ergebnisse für diese Bevölkerungsgruppen führen wird.“

© Psylex.de – Quellenangabe: JACC: Asia. Mar 12, 2024. Epublished DOI: 10.1016/j.jacasi.2023.11.015

News zu: Depression und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Kardiovaskuläre Krankheiten: Risikofaktor Depression

12.01.2017 Depression ist für Männer ein ähnlich hoher Risikofaktor für eine kardiovaskuläre Erkrankung wie Adipositas und ein hoher Cholesterinspiegel laut einer aktuellen Studie.

“Mittlerweile gibt es kaum einen Zweifel daran, dass Depressionen ein Risikofaktor für Herzkreislauferkrankungen sind”, sagt Studienautor Karl-Heinz Ladwig, Prof. für psychosomatische Medizin am Klinikum rechts der Isar der TU München. “Die Frage ist eher: in welchem Verhältnis steht die Depression zu anderen Risikofaktoren wie Rauchen, hohen Cholesterinwerten, Fettleibigkeit und Bluthochdruck – was wiegt wie schwer.”

Langzeitstudie

Dazu analysierten die Wissenschaftler von der TU, des Helmholtz Zentrums München und des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) die Daten von 3.428 Männern (Alter: 45 – 74 Jahre), die über zehn Jahre beobachtet worden waren (MONICA/KORA-Studie – Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg zu chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Diabetes mellitus).

Vergleich

Im Vergleich mit den vier großen Risikofaktoren zeigte sich das Vorhandensein einer Depression ähnlich gefährlich für die Entwicklung von tödlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Fettleibigkeit und hohe Cholesterinwerte. Nur ein zu hoher Blutdruck und Rauchen stellten größere Risiken dar, berichten die Forscher im Fachblatt Atherosclerosis.

In der Allgemeinbevölkerung erklärt der Risikofaktor Depression 15% des Anteils der Todesfälle durch kardiovaskuläre Erkrankungen. “Das ist vergleichbar mit den anderen Risikofaktoren wie Hypercholesterinämie, Fettleibigkeit und Rauchen”, sagt Ladwig. Die anderen Anteile belaufen sich auf 8,4 bis 21,4 Prozent.

“Allein durch den langen Beobachtungszeitraum haben wir sehr viel Zeit in diese Arbeit investiert”, berichtet er. “Unsere Daten zeigen, dass Depressionen eine mittlere Effektstärke innerhalb der großen nicht angeborenen Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen erreichen.” Deshalb sollte es bei Hochrisikopatienten standardmäßig eine diagnostische Abklärung auf eine depressive Störung als Begleiterkrankung geben, schloss er. “Das könnte man mit einfachen Mitteln erfassen.”

© PSYLEX.de – Quellenangabe: TU München, Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Atherosclerosis – doi: 10.1016/j.atherosclerosis.2016.12.003; Jan. 2017

Depressionen wirken sich negativ auf Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus

09.04.2018 Depressionen, besonders wenn sie nicht diagnostiziert wurden, können viele negative Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Patienten haben, darunter schlechte Erfahrungen im Gesundheitswesen, eine größere Inanspruchnahme von Gesundheitsressourcen und höhere Gesundheitskosten laut einer auf den American Heart Association’s Quality of Care and Outcomes Research Scientific Sessions 2018 vorgestellten vorläufigen Studie.

Dr. Victor Okunrintemi von der Baptist Health South Florida in Coral Gables, Florida und Kollegen analysierten in zwei Studien die Erfahrungen von erwachsenen – depressiven und nicht-depressiven – Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Gesundheitsausgaben und den Ressourcenverbrauch.

Negative Auswirkungen

Beim Vergleich von Hoch- und Niedrigrisikogruppen von Herz-Kreislauf-erkrankten Patienten und Patienten mit und ohne Depressionen stellten sie fest, dass:

  • Diejenigen, die mit einem hohen Risiko für Depressionen im Vergleich zu den Patienten in der Gruppe mit niedrigem Risiko jährlich mehr für Gesundheitsausgaben ausgaben.
  • Hochrisikopatienten für depressive Störungen wurden mehr als doppelt so häufig ins Krankenhaus eingeliefert und (auch in die Notaufnahme) als Personen mit geringem Risiko.
  • Hochrisikopatienten berichteten mehr als fünfmal häufiger über einen schlechten Gesundheitszustand und fast viermal häufiger waren sie mit ihrer Gesundheitsversorgung unzufrieden.
  • Patienten mit hohem Depressionsrisiko hatten eine deutlich schlechtere gesundheitliche Lebensqualität.

Mit und ohne Diagnose

Verglichen die Forscher nicht-depressive Patienten mit Patienten, bei denen Depressionen diagnostiziert wurden, stellten sie fest, dass diejenigen, die nicht depressiv waren und dennoch ein höheres Risiko für Depressionen hatten, schlechtere Erfahrungen in der Gesundheitsversorgung, eine verstärkte Nutzung der Notaufnahme, eine schlechtere Wahrnehmung ihres Gesundheitszustands und eine geringere gesundheitsbezogene Lebensqualität als diejenigen hatten, die mit einer Depression zuvor diagnostiziert worden waren, sagte Okunrintemi.

Das könnte daran liegen, dass Menschen mit hohem Depressionsrisiko einfach noch nicht diagnostiziert und dementsprechend behandelt wurden, sagte er.

Herzinfarkt-Patienten

In einer zweiten Studie, in der die Nutzung von Gesundheitsressourcen und die Ausgaben bei Herzinfarktpatienten mit und ohne Depressionen verglichen wurden, fanden Okunrintemi und Kollegen heraus, dass Herzinfarkt-Patienten, bei denen Depressionen diagnostiziert wurden, 54 Prozent häufiger ins Krankenhaus eingeliefert wurden und 43 Prozent häufiger über Notaufnahmen berichteten, als diejenigen, bei denen keine Depression diagnostiziert wurden.

Außerdem gaben Herzinfarktpatienten mit Depressionen jährlich schätzungsweise 4.381 Dollar mehr für Gesundheitsaufwendungen aus, verglichen mit denen ohne Depression.

Depression und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt existieren oft nebeneinander, was mit schlechteren Gesundheitserfahrungen für diese Patienten verbunden ist, sagte er. Die Forscher empfehlen deshalb ein aggressiveres Depressionsscreening bei Nachuntersuchungen für z.B. Herzinfarktpatienten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Heart Association‘s Quality of Care and Outcomes Research Scientific Sessions 2018

Zusammenhang zwischen kurz- und langfristigen depressiven Symptomen und Herz-Kreislauf-Krankheiten

07.08.2018 Kurz- und langfristige depressive Symptome können das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse (Symptome von Herz-Kreislauf-Krankheiten) vorhersagen laut einer im Fachmagazin Journal of Health Psychology veröffentlichten Forschungsarbeit.

Emily Haigh vom psychologischen Fachbereich der University of Maine und Kollegen untersuchten die prospektive Beziehung zwischen Baseline und chronischen depressiven Symptomen und der Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen über einen Zeitraum von 15 Jahren.

Depressionen wurden bereits zuvor als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkannt, und ein Großteil der bisher durchgeführten Forschungen konzentrierte sich auf depressive Symptome, die zu einem einzigen Zeitpunkt über einen kurzen Zeitraum beobachtet wurden.

Kardiovaskuläre Ereignissen

Jedoch kann diese Annäherung die chronische Natur der Depression und die langfristigen Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit, nach Ansicht der Forscher nicht erfassen.

Sie fanden heraus, dass sowohl Baseline als auch chronische depressive Symptome das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen, einschließlich Brustschmerzen, Herzinfarkt, Herzerkrankungen, Herzinsuffizienz, Mini-Schlaganfall und akutem Schlaganfall, vorhersagen.

Langfristige Prognose

Chronische depressive Symptome konnten als Risikofaktor für die Herz-Kreislauf-Gesundheit bis zu 10 Jahre später eingestuft werden. Die Feststellung, dass depressive Ausgangssymptome das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bis zu 15 Jahre später erhöhen, widerspricht einer neueren Meta-Analyse, die keinen Zusammenhang zwischen depressiven Symptomen und zukünftigen kardiovaskulären Ereignissen fand, wenn eine lange Nachbeobachtungszeit (d.h. 15 Jahre oder länger) angesetzt wurde.

Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass sowohl vorübergehende als auch chronische depressive Symptome ein unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Ereignisse sind. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind eine der häufigsten Erkrankungen und die häufigste Todesursache weltweit.

Ein möglicher Weg, das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren, ist die Identifizierung und Behandlung von depressiven Symptomen, schließen die Wissenschaftler.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: https://doi.org/10.1177/1359105318782375

Weitere Studie kann Depressivität mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Mortalität verknüpfen

21.06.2020 Laut einer in JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie sind Symptome einer Depression mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (auch kardiovaskuläre Erkrankungen genannt) und Mortalität (Sterblichkeit) in ökonomisch unterschiedlichen Umgebungen verbunden.

Selina Rajan von der London School of Hygiene & Tropical Medicine führte zusammen mit Kollegen eine multizentrische Kohortenstudie durch, an der 370 städtische und 314 ländliche Gemeinden aus 21 ökonomisch unterschiedlichen Ländern auf fünf Kontinenten teilnahmen, um den Zusammenhang zwischen Depressionssymptomen und der Inzidenz von Herz-Kreislauferkrankungen und der Gesamtmortalität zu untersuchen.

Die Forscher fanden heraus, dass zu Beginn der Studie 11 Prozent der 145.862 Teilnehmer über vier oder mehr depressive Symptome berichteten.

In multivariablen Modellen war Depressivität mit dem Auftreten von

  • kardiovaskulären Erkrankungen (Hazard Ratio 1,14 – also ein um 14% erhöhtes Risiko),
  • Gesamtmortalität (Hazard Ratio 1,17),
  • der Kombination Herz-Kreislauf-Krankheiten / Mortalität (Hazard Ratio 1,18),
  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt) (Hazard Ratio 1,23) und
  • nicht-kardiovaskulärer Tod (Hazard Ratio 1,21) verknüpft.

Es wurde ein progressiver Anstieg des Risikos für das kombinierte Ergebnis mit der Anzahl der Depressionssymptome festgestellt, wobei das höchste Risiko für Personen mit sieben depressiven Symptomen bestand (Hazard Ratio 1,24).

In sieben verschiedenen geografischen Regionen und in Ländern auf allen ökonomischen Ebenen waren die Zusammenhänge zwischen dem Auftreten von vier oder mehr depressiven Symptomen und dem kombinierten Ergebnis ähnlich; stärkere Zusammenhänge wurden in städtischen gegenüber ländlichen Gemeinden (Hazard Ratio 1,23 gegenüber 1,10) und bei Männern gegenüber Frauen (Hazard Ratio 1,27 gegenüber 1,14) festgestellt.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry – doi:10.1001/jamapsychiatry.2020.1351

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