Bidirektionale Zusammenhänge zwischen psychischen Störungen und chronischen diabetischen Komplikationen bei Personen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes

25.08.2024 Herzinfarkt, Schlaganfall, Nervenschäden. Dies sind nur einige der Komplikationen, die für Millionen von Menschen mit Diabetes ein erhöhtes Risiko darstellen.
Wenn jemand eine dieser chronischen Diabetes-Komplikationen hat, ist es wahrscheinlicher, dass er eine psychische Störung hat und umgekehrt, so eine von der Universität Michigan geleitete Studie. Das heißt, die Beziehung geht in beide Richtungen: Eine psychische Erkrankung erhöht auch das Risiko für die Entwicklung chronischer Komplikationen bei Diabetes.
Dreifach höheres Risiko
Das Forscherteam unter der Leitung von Michigan Medicine und der Abteilung für Biostatistik an der U-M School of Public Health untersuchte Versicherungsdaten von über 500.000 Personen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes und 350.000 Personen ohne Diabetes.
Die in der Fachzeitschrift Diabetes Care veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit chronischen Diabeteskomplikationen ein bis zu dreimal höheres Risiko für eine psychische Erkrankung wie Angststörungen oder Depressionen haben. Dieser Effekt verstärkte sich, je älter die Erwachsenen wurden.
Bei Menschen mit psychischen Störungen war die Wahrscheinlichkeit für anhaltende Diabeteskomplikationen bis zu 2,5-mal höher.
Bei Erwachsenen unter 60 Jahren war ein Diabetes des Typs 1 stärker mit chronischen Komplikationen verbunden. Bei Menschen mit dem häufigeren Diabetes Typ 2 war die Wahrscheinlichkeit für psychische Probleme größer.
Ein möglicher Grund für diese bidirektionale Beziehung, so die Forscher, könnte darin liegen, dass eine Diabeteskomplikation oder eine psychische Erkrankung direkte Auswirkungen auf die Entwicklung der jeweils anderen Komplikation hat.
„Ein Schlaganfall zum Beispiel hat schädliche Auswirkungen auf das Gehirn, was direkt zu Depressionen führen kann“, so Studienautor Dr. Brian Callaghan.
„Und eine psychische Erkrankung und Diabetes können sich auf das Selbstmanagement der Betroffenen auswirken – wie etwa eine schlechte Blutzuckerkontrolle oder die Nichteinnahme von Medikamenten -, was wiederum das Risiko für Diabeteskomplikationen erhöhen kann.“
Gemeinsame Risikofaktoren
Der Zusammenhang kann auch weniger direkt sein. Diabetes-Komplikationen und psychische Erkrankungen haben gemeinsame Risikofaktoren: Fettleibigkeit, Probleme mit der Blutzuckereinstellung und soziale Faktoren der Gesundheit können die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung beider Komorbiditäten erhöhen.
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„Höchstwahrscheinlich ist eine Kombination aus direkten und indirekten Effekten und gemeinsamen Risikofaktoren für den Zusammenhang verantwortlich, den wir sehen“, sagte die Erstautorin Maya Watanabe von der Harvard T.H. Chan School of Public Health.
© Psylex.de – Quellenangabe: Diabetes Care (2024). DOI: 10.2337/dc24-0818
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