Resilienz schützt vor Auswirkungen von Kindheitsbelastungen
29.03.2017 Eine im Fachmagazin Plos One veröffentlichte Studie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erfasste den Faktor Resilienz in Verbindung mit den Auswirkungen von Kindesmisshandlungen.
In ihrer Studie hatten die Forscher um Prof. Dr. Elmar Brähler von der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 2.508 Teilnehmer (1.334 Frauen) im Alter von 14-92 Jahren zu Kindheitsbelastungen wie Vernachlässigung, Misshandlung oder Missbrauch befragt.
Destruktive Auswirkungen, Folgen
Etwa jeder 6. der Befragten gab an, solche Erfahrungen in der Kindheit gemacht zu haben, wobei viele zur Zeit der Befragung unter Ängstlichkeit, Depressivität und somatoformen Beschwerden litten. Außerdem befanden sie sich seltener in einer festen Beziehung, hatten ein schlechteres soziales Unterstützungsnetz und im Beruf weniger Erfolg. Weiterhin demonstrierten sie auch eine reduzierte Resilienz im Vergleich zu Studienteilnehmern, die nicht in ihrer Kindheit misshandelt worden waren.
Bild: Gerd Altmann
Die Teilnehmer waren u.a. mit dem Childhood Trauma Questionnaire befragt worden, einem standardisierten Fragebogen zu Distress und somatoformen Symptomen.
Pufferung durch Resilienz-Fähigkeiten
Die psychologische Studie stellte fest, dass resiliente Bewältigung nicht nur mit weniger Distress verbunden war, sondern auch die destruktiven Auswirkungen der Kindheit auf Distress im Erwachsenenleben pufferte.
Teilnehmer mit stark ausgeprägter Resilienz zeigten weniger Distress und somatoforme Symptome trotz berichteter Kindesmisshandlungen bzw. Kindesmissbrauch im Vergleich zu denen mit geringer ausgeprägten Resilienz-Fähigkeiten.
Kindheitsbelastungen und psychosomatische Folgen
Frühere Studien konnten bereits zeigen, dass die psychologische und gesundheitliche Entwicklung mit den Kindheitserfahrungen zusammenhängen. Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch können im Erwachsenenalter psychische und körperliche Erkrankungen zur Folge haben.
Laut den neuen Befunden scheint Resilienz aber vor solchen destruktiven Auswirkungen zu schützen – dauerhaft, schreiben die Studienautoren. Beutel sagte dazu, dass solche Kindheitsbelastungen, „eine erhöhte Verwundbarkeit für psychische und psychosomatische Erkrankungen später im Leben nach sich ziehen – über alle Altersgruppen hinweg“.
Hartnäckigkeit, Zuversicht, aktives Problemlösen und positives Wachstum
Doch die neuen Befunde zeigten die Wichtigkeit von Resilienzfähigkeiten, denn „resiliente Studienteilnehmer, die dazu neigten, negative Ereignisse mit Hartnäckigkeit, Zuversicht, aktivem Problemlösen und positivem Wachstum zu meistern, hatten keine erhöhten Ängste, Depressionen oder Körperbeschwerden bei vergleichbaren Kindheitsbelastungen. Resilienz erwies sich als wichtiger Schutzfaktor, der die negativen Auswirkungen der Kindheitsbelastungen gleichsam abpufferte“, sagte er.
Dieser Effekt blieb auch nach der Berücksichtigung von Störfaktoren erhalten.
Die Forscher wollen nun untersuchen, „wie Menschen angesichts von Belastungen im Leben resilient werden und wie wir das gezielt fördern können – unabhängig vom Lebensalter“, sagte Beutel.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Plos One – doi: 10.1371/journal.pone.0173826. eCollection 2017; März 2017
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