Kindesmisshandlung Magengeschwür, Colitis Ulcerosa

Kindesmisshandlung verbunden mit Magengeschwür

Eine neue Studie hat entdeckt, dass im Kindesalter körperlich misshandelte Personen ein zweimal so großes Risiko für Geschwüre im Erwachsenenalter entwickeln.

Die Thomson Studie erscheint online im Journal of Interpersonal Violence.

Geschwüre im Erwachsenenalter

„Wir fanden eine starke und bedeutsame Verbindung zwischen Personen, die während ihrer Kindheit misshandelt wurden, und jenen, die mit peptischen Geschwüren (Magengeschwüren) später im Leben diagnostiziert wurden“, sagten die Hauptautoren Dr. Esme Fuller Thomson und Sandra Rotman von der Universität von Toronto.

Die Forscher verwendeten Daten einer repräsentativen Stichprobe mit 13.069 erwachsenen Kanadiern, um die Verbindung zwischen Kindesmisshandlung und Geschwüren im Erwachsenenalter zu verfolgen.

Mehr als 1.000 berichteten, physisch von jemandem Nahestehenden misshandelt worden zu sein, bevor sie 18 wurden, und 493 sagten, dass sie mit Magengeschwür durch einen Mediziner diagnostiziert worden waren.

„Ich dachte ursprünglich, dass die Verbindung durch Faktoren wie Stress, Fettleibigkeit, Rauchen oder Alkoholmissbrauch erklärt würde – Charakteristika, die hoch mit peptischen Geschwüren verbunden sind.“

Aber sogar nach der Adjustierung von sechzehn bekannten Variablen hatten diejenigen, die körperlich in der Kindheit misshandelt worden waren, ein 68 Prozent höheres Risiko für die Entwicklung von Magengeschwüren als ihre nicht-misshandelten Peers.

Mitautorin Jennifer Bottoms unterstrich die doppelte Relevanz der Forschung.

Diese Befunde unterstreichen nicht nur die Wichtigkeit, physische Misshandlungen in der Kindheit zu verhindern, sagte Bottoms, sie betonen auch die Notwendigkeit, Erwachsene zu untersuchen, die Kindheitsmisshandlung erfahren haben, da sie ein Risiko für negative Gesundheitsfolgen wie z.B. Magenulkus haben.
Quelle: Journal of Interpersonal Violence, Feb. 2011

Kindesmisshandlungen und Colitis Ulcerosa im Erwachsenenalter

18.08.2015 Eine neue Studie hat herausgefunden, dass Erwachsene, die in der Kindheit körperlichen Misshandlungen oder sexuellem Missbrauch ausgesetzt waren, ungefähr ein doppelt so hohes Risiko für die Entwicklung der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Colitis Ulcerosa hatten.

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Bild: Gerd Altmann

„Wir stellten fest, dass etwa ein Viertel der mit Colitis Ulcerosa diagnostizierten Erwachsenen berichteten, sie seien in der Kindheit körperlich misshandelt worden – verglichen mit einem Zehntel bei Erwachsenen ohne diese Darmerkrankung“, sagte Professorin Esme Fuller-Thomson von der University of Toronto.

Sexueller Missbrauch in der Kindheit wurde von einem Fünftel der Colitis-Ulcerosa-Erkrankten berichtet – im Vergleich zu einem Siebzehntel bei Teilnehmern ohne die Erkrankung.

Die Forscher analysierten eine repräsentative Stichprobe von 21.852 Kanadiern im Alter von 18 Jahren und älter aus der 2012 Canadian Community Gesundheitsbefragung zur mentalen Gesundheit.

Diese starken Zusammenhänge zeigten sich auch nach der Berücksichtigung soziodemographischer Faktoren, psychischer Erkrankungen und dem Gesundheitsverhalten, sagten sie in der Zeitschrift Inflammatory Bowel Diseases.

Morbus Crohn

Allerdings waren die Forscher überrascht worden, dass Kindesmisshandlungen das Risiko nicht für alle entzündlichen Darmerkrankungen erhöhte.

Im Gegensatz zur starken Verbindung zwischen Kindesmisshandlung und Colitis Ulcerosa fanden sie keinen Zusammenhang zwischen jeglicher Form der Misshandlung und Morbus Crohn, sagte Koautorin Keri West.

Möglicherweise könnten epigenetische Faktoren (Mechanismen, die außerhalb der Genregulation der Genexpression wirken, sie aber beeinflussen) eine Rolle spielen, spekuliert sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Toronto, Inflammatory Bowel Diseases; August 2015

Emotionale Misshandlung des Kindes hat ähnlich schlimme Folgen wie andere Misshandlungsformen

15.10.2015 Langfristig verletzt emotionaler Missbrauch ein Kind genauso stark wie Gewalttätigkeit oder Vernachlässigung, sagen Forscher der McGill University.

Die in der Zeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlichte Studie vervollständigt eine frühere Arbeit mit einem bildgebenden Verfahren, die zeigte, dass emotionale und physische Schmerzen dieselben Teile des Gehirns aktivieren.

Emotionale Misshandlungen

Emotionale Misshandlungen wie z.B. Verspottung, Einschüchterung, Ablehnung und Demütigung sind verbreiteter als körperliche Misshandlungen und Vernachlässigung. Weltweite Prävalenzschätzungen legen nahe, dass etwa jedes dritte Kind emotionalen Missbrauch erfährt. Die Folgen sind jedoch ähnlich, sagt Studienautor David Vachon. „Die Auswirkungen sind weitreichend und schließen viele Probleme ein: von Angst und Depression bis zu Regelverstößen und Aggression.“

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Bild: Esi Grünhagen

Vachon und Kollegen analysierten Daten (aus 20 Jahren) von 2.300 Kindern im Alter zwischen 5 und 13 Jahren aus einkommensschwachen Familien. Etwa die Hälfte der Kinder hatten eine gut dokumentierte Geschichte von Kindermisshandlung. Verschiedene Formen von Kindes-, Peer-, und Therapeutenberichte wurden benutzt, um psychiatrische und Verhaltensprobleme zu beurteilen.

Gleichwertige, deutliche und universelle Folgen

„Wir testete auch andere Annahmen über Kindesmisshandlung“, fügte Vachon hinzu. Z.B. die Annahme, dass jeder Typ der Misshandlung ganz bestimmte Folgen hat, und die Überzeugung, dass Missbrauch unterschiedliche Folgen für Jungen und Mädchen verschiedener Rassen hat.

Die Studie lieferte überraschende Befunde: „Wir stellten fest, dass diese Annahmen wahrscheinlich auch falsch sind. Tatsächlich scheinen verschiedene Formen der Kindesmisshandlung gleichwertige, deutliche und universelle Auswirkungen zu haben.“

Annahmen über Kindesmisshandlung neu überdenken

Die Studie könnte deutlich verändern, wie Forscher, Kliniker und die Öffentlichkeit über Kindesmisshandlung nachdenken. „Eine Auswirkung“, fügt Vachon hinzu, „ist, dass wirkungsvolle Behandlungen bei Misshandlungen jedweder Art wahrscheinlich umfassende Vorteile bieten werden.“

Eine andere Auswirkung sollte sein, dass Präventionsstrategien gegen emotionalen Missbrauch gefördert bzw. verstärkt werden müssen, denn sie geht eher ungestraft durch – anders als bei anderen Arten der Kindesmisshandlung.

Nach seinen nächsten Schritten gefragt, sagte Vachon, er möchte u.a. untersuchen, wie Misshandlungen die Persönlichkeit selbst ändert – ändern sie, wer wir sind? Die Studie soll über die Symptome hinausgehen und fragen, ob Missbrauch die Art und Weise ändert, wie wir denken, fühlen und handeln.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: McGill University, JAMA Psychiatry; Okt. 2015

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