Subjektives Wohlbefinden im Alter

Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit im Alter

Psychologie-Lexikon

Vor allem die Psyche entscheidet über das Wohlbefinden im Alter

07.07.2017 Laut einer neuen deutschen Studie entscheiden über Lebenszufriedenheit und Lebensqualität – das subjektive Wohlbefinden – eher psychologische Faktoren als körperliche.

Die Wissenschaftler analysierten die Daten von 3.602 Teilnehmern (im durchschnittlichen Alter von 73 Jahren) aus der Augsburger Bevölkerungsstudie KORA-Age. In dieser Studie war z.B. auch der emotionale Stress (wie Angststörungen, Depression und Schlafprobleme) und seine Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit erfasst worden.


Bild: pixabay

Mit Hilfe eines Fragebogens (WHO-5-Wohlbefindens-Index) erfassten sie das subjektive Wohlbefinden.

Es zeigte sich, dass eine überwiegende Zahl der Teilnehmer (79%) über eine hohe Lebenszufriedenheit berichteten. Im Schnitt lagen die Punktewerte über dem WHO-Grenzwert (50 von 100 möglichen Punkten), wobei es mehr Frauen (24%) gab, die weniger als 50 Punkte erreichten – also ein geringeres Wohlbefinden angaben – als Männer (18%).

Die Forscher um Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig und Dr. Karoline Lukaschek suchten nach den Faktoren, die einen Einfluss auf das subjektive Wohlbefinden (das selbst wahrgenommene Gefühl der Zufriedenheit mit dem Leben) hatten.

Psychologische Risikofaktoren

Es waren vor allem psychologische Faktoren, die die Lebenszufriedenheit beeinträchtigten.

Bei den Männern:

  • Depression (OR: 4,19, 95% CI: 1,33-13,17; p < 0,05) – Männer, mit einer Depression hatten ein 4,19-fach erhöhtes Risiko für einen Wert von unter 50 Punkten;
  • Angststörungen (8,45, 5,14-13,87; p < 0,0001) – Männer, mit einer Angststörung hatten ein 8,45-fach erhöhtes Risiko für einen Wert von unter 50 Punkten.

Bei den Frauen:

  • Depression (OR: 6,83, 2,49-18,75; p < 0,05) – Frauen, mit einer Depression hatten ein 6,83-fach erhöhtes Risiko für einen Wert von unter 50 Punkten;
  • Angststörungen (7,31, 5,14-10,39; p < 0,0001) – Frauen, mit einer Angststörung hatten ein 7,31-fach erhöhtes Risiko für einen Wert von unter 50 Punkten.

Alleinleben, niedriges Einkommen, Schlafstörungen

Es folgten mit geringerem Einfluss: niedriges Einkommen, Schlafstörungen. Eine schlechte körperliche Gesundheit beeinträchtigte das subjektive Wohlbefinden scheinbar wenig, schreiben die Wissenschaftler.

Das Alleinleben war deutlich mit einer niedrigeren Lebenszufriedenheit verbunden – allerdings nur bei den Frauen, zeigen die im Fachblatt BMC Geriatrics veröffentlichten Befunde.

„Das Altern an sich ist nicht zwangsläufig mit einem Rückgang der Lebensfreude und Lebensqualität verbunden“, schließt Dr. Karl-Heinz Ladwig – Professor für psychosomatische Medizin am Klinikum rechts der Isar der TU München. „Vielmehr beeinträchtigen psychosoziale Faktoren wie Depressionen oder Angststörungen das subjektive Wohlbefinden“.

Damit zeigen die Befunde, „dass für ältere Menschen entsprechende Angebote und Interventionen eine große Rolle spielen können, besonders für alleinlebende ältere Frauen“, sagte er. „Vor allem, wenn man weiß, dass hohe Werte von subjektiv empfundenem ‚Well-being‘ mit einem geringeren Mortalitätsrisiko verbunden sind.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Technische Universität München, BMC Geriatrics – DOI: 10.1186/s12877-017-0513-5; Juli 2017

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