Tagesschlaf, Mittagsschlaf, Nickerchen

Tagesschlaf, Mittagsschlaf, Nickerchen

Der Schlaf

Tagesschlaf: gut für Kreislauf

Tagsüber schlafen (ein Nickerchen bzw. einen Mittagsschlaf halten) könnte einen kardiovaskulären Nutzen haben, inklusive eine beschleunigte kardiovaskuläre Erholung von psychischem Stress laut einer online am 26. Februar im International Journal of Behavioral Medicine herausgegebenen Studie.

Tagsüber schlafen bietet kardiovaskulären Vorteil

Ryan C. Brindle und Sarah M. Conklin, Ph.D. vom Allegheny College in Meadville, Pa., untersuchten den Einfluss von Tagesschlaf auf die kardiovaskuläre Erholung von psychischen Stress bei 85 gesunden jungen Erwachsenen.

Die Teilnehmer wurden zufällig in eine von zwei Gruppen vergeben: eine Gruppe erhielt einen 60-minütigen polysomnographisch überwachten Schlaf am Tag, und die andere Gruppe schlief nicht.

Die Teilnehmer füllten Fragebogen aus, damit ihr Ausmaß an Schläfrigkeit und Schlafqualität beurteilt werden konnten. Die Teilnehmer führten einen dreiphasigen (Ausgangsniveau, Stress und Erholung) kardiovaskulären Reaktionsstest aus und Blutdruck und Pulsraten wurden während jeder Phase gemessen.

Die Forscher stellten fest, dass Teilnehmer der Schlafgruppe niedrigere Punkte der Schläfrigkeit hatten als jene, die nicht geschlafen hatten.

Teilnehmer, die mehr als 45 Minuten tagsüber schliefen, hatten einen bedeutend niedrigeren durchschnittlichen Blutdruck in der Erholungsphase der Stressreaktionsaufgaben als jene, die nicht geschlafen hatten.

Diese Befunde zeigen, dass Tagesschlaf kardiovaskulären Nutzen in der Form größerer kardiovaskulärer Erholung von psychischen Stress anbieten kann, schreiben die Autoren.

Weitere Forschung sollte die Tagesschlaf-Merkmale (Tageszeit, Länge und Aufbau) auf die kardiovaskuläre Reaktion beurteilen, um ihre Rolle als mögliche erholsame Faktoren gegen suboptimale Nachtschlafmuster besser zu verstehen.
Quelle: International Journal of Behavioral Medicine, März 2011

Mittagsschlaf kann schlechten Schlaf in der Nacht ausgleichen

12.02.2015 Laut der in Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism veröffentlichten Studie reicht schon ein 30-Minuten Nickerchen am Tag aus, um die hormonellen Auswirkungen einer schlecht geschlafenen Nacht auszugleichen.

Die Forscher untersuchten die Beziehung zwischen einigen Hormonen und dem Schlaf bei 11 gesunden Männern im Alter zwischen 25 und 32. Die Männer nahmen an zwei Schlafeinheiten in einem Schlaflabor teil, in dem Mahlzeiten und Beleuchtung kontrolliert wurden.

Schlafentzug

In der ersten Sitzung schliefen die Teilnehmer zwei Stunden in der Nacht. Auch in der zweiten Sitzung schliefen sie zwei Stunden, sie durften aber am nächsten Tag ein 30-minütiges Nickerchen machen.

Jeder der dreitägigen Sitzungen begann mit einer Nacht, in der die Teilnehmer in der ersten Nacht acht Stunden im Bett verbrachten und endete mit einer ‚Erholungsnacht‘ in der die Teilnehmer so viel schlafen durften wie sie wollten.

Hormonniveau: Noradrenalin

Die Forscher analysierten Urin und Speichel der Teilnehmer, um festzustellen, wie Schlaf und ‚Schläfchen‘ den Hormonspiegel veränderten.

Nach einer Nacht limitierten Schlafs zeigten die Männer eine 2,5-fache Zunahme beim Noradrenalinspiegel – einem Hormon und Neurotransmitter, der an der ‚fight-or-flight‘ Reaktion auf Stress beteiligt ist. Noradrenalin ist ein wichtiges Hormon, das Herzfrequenz, Blutdruck und Blutzucker des Körpers steigert.

Die Forscher fanden keine Veränderung des Noradrenalinspiegels, wenn die Teilnehmer am Tag nach der Nacht mit nur 2 Stunden Schlaf ein Nickerchen machten.

Immunsystem und Interleukin-6

Der Schlafentzug beeinflusste auch das Niveau des im Speichel analysierten Interleukin-6, ein Protein mit antiviralen Eigenschaften. Das Niveau sackte nach der Nacht mit wenig Schlaf ab, blieb aber normal, wenn die Männer am nächsten Tag für 30 Minuten dösen durften. Dies zeigt, dass solch ein Mittagsschlaf gut für das Immunsystem sein kann.

Dösen kann also die schädlichen Auswirkungen von zu wenig Schlaf ausgleichen und dem Immunsystem und dem neuroendokrinen System helfen, sich zu erholen, sagte Brice Faraut von der Université Paris Descartes-Sorbonne Paris Cité in Paris.

„Die Befunde unterstützen die Entwicklung von praktischen Strategien, um chronisch übermüdeten Menschen wie Nacht- und Schichtarbeitern zu helfen.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Endocrine Society (Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism), Paris Descartes-Sorbonne Paris Cité; Feb. 2015

Mittagsschläfchen machen zufriedener, aber es hängt von der Dauer ab

01.04.2017 Laut einer auf dem Edinburgh International Science Festival präsentierten Studie der Universität Hertfordshire gibt es eine überraschende Verbindung zwischen kurzen Mittagsschläfchen und der Lebenszufriedenheit.

Lebenszufriedenheit

Mehr als 1.000 Teilnehmer gaben Auskunft über ihre Lebenszufriedenheit, und ob sie am Tag schliefen. Die Forscher um Prof. Richard Wiseman vom Fachbereich für Psychologie teilten die Probanden daraufhin in drei Gruppen ein:

  • ‚Kein Tagesschlaf‘,
  • ‚Kurzer Tagesschlaf (weniger als 30 Minuten), und
  • ‚Langer Tagesschlaf‘ (mehr als 30 Minuten).

Die Ergebnisse zeigten eine Beziehung zwischen dem ‚Mittagsschläfen‘ und der Lebenszufriedenheit, wobei 66 Prozent der Kurzschläfer angaben, zufrieden zu sein, im Vergleich zu 56 Prozent der ‚Langschläfer‘ und 60 Prozent der ‚Nicht-Schläfer‘.

Konzentration, Produktivität, Kreativität

mittagsschlaf
Bild: HebiPics

Vorherige Forschungsarbeiten haben zeigen können, dass kurze Nickerchen von weniger als 30 Minuten einen fokussierter, produktiver und kreativer machen, und diese neuen Ergebnisse deuten die verlockende Möglichkeit an, dass man auch glücklicher werden kann, wenn man sich am Tag ein kurzes Schläfchen gönnt, sagte Wiseman.

Ein längerer Tagesschlaf ist auch mit mehreren Gesundheitsrisiken verknüpft, und dies stimmt auch wieder mit den aktuellen Befunden überein.

Zu wenig Schlaf in der Nacht

Im Einklang mit der vorherigen Arbeit stehen auch die Befunde, dass jüngere Generationen nicht genug Schlaf während der Nacht bekommen, und dass 43 Prozent der Teilnehmer im Alter von 18 bis 30 Jahren am Tag lange Schlafphasen angaben, im Vergleich zu gerade 30 Prozent der Teilnehmer, die älter als 50 waren.

Nickerchen am Arbeitsplatz

Schließlich wurden die Befragten auch nach Schläfchen am Arbeitsplatz befragt. Nur 11 Prozent durften Mittagsschläfchen während der Arbeitszeit machen, und 57 Prozent gaben an, dass sie es sich wünschten, die Arbeitgeber würden ‚Naps‘ während der Arbeitszeit erlauben.

Mehrere Forschungsarbeiten zeigen mittlerweile, dass ein kurzes Nickerchen auf der Arbeit die Arbeitsleistung erhöht. Viele sehr erfolgreiche Unternehmen, wie Ben & Jerry und Google, haben extra Schlaf-Räume eingerichtet, damit die Angestellten sich bei einem kurzen Tagesschlaf erholen können, sagte Wiseman.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Edinburgh International Science Festival, Universität Hertfordshire; März 2017

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