Psychologie der Umarmung

Die Umarmung (Psychologie, Psyche)

Emotional umarmen wir eher linksseitig

24.01.2018 Eine im Fachblatt Psychological Research veröffentlichte psychologische Studie der Ruhr-Universität Bochum untersuchte, ob Emotionen einen Einfluss auf das Umarmungsverhalten von Menschen haben.

Die Wissenschaftler vom Fachbereich Psychologie werteten dazu die Umarmungen von mehr als 2.500 Erwachsenen in Feld- (Umarmungen bei Abflug und Ankunft auf einem Flughafen in Deutschland) und Laboruntersuchungen aus; auch untersuchten sie Umarmungsverhalten in Videos auf der Videoplattform Youtube (sie beobachteten Aufnahmen von Umarmungen von Fremden).

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Bild: Diana de Weert

Die Psychologen stellten bei der Auswertung des Umarmungsverhaltens fest, dass die meisten Menschen rechtsseitig den anderen in die Arme schließen.

In emotional positiven u. negativen Situationen

In positiven und negativen Kontexten (z.B. bei Ankommensfreude, Abreiseangst) konnten die Wissenschaftler eher ein linksseitiges Umarmen beobachten. Die Psychologen nehmen an, dass dies auf die Kontrolle der rechten Hirnhälfte über die linke Körperhälfte zurückzuführen sei.

Da die rechte Hemisphäre auch die negativen und positiven Emotionen verarbeite – so die Forscher – arbeiten motorische und emotionale Hirnnetzwerke zusammen und sorgen für eine stärkere Ausrichtung nach links in emotionalen Kontexten.

Dabei können Händigkeit und Füßigkeit prognostizieren, in welche Richtung Menschen umarmen. So neigen Rechtshänder mehr als Linkshänder zu einer rechtsseitigen Umarmung, schreibt Studienautor und Biopsychologe Julian Packheiser.

Männerumarmungen

Umarmen sich zwei Männer kann eine ausgeprägtere Linksorientierung schon in neutralen Situationen beobachtet werden. Die Forscher nehmen an, dass Männerumarmungen „von vielen Männern als negativ angesehen“ werden und deshalb schon in emotionsneutralen Kontexten eher als „negativ wahrgenommen werden“, vermutet Koautor Sebastian Ocklenburg.

Daher gibt es auch hier aufgrund der negativen Emotionalität der Situation eine stärkere Aktivierung der rechten Hirnhälfte und eine motorische Ausrichtung nach links.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Ruhr-Universität Bochum; Psychological Research – DOI: 10.1007/s00426-018-0985-8; Jan. 2018

Umarmungen können zum Schutz vor psychologischen Distress beitragen

04.10.2018 Eine Studie in der Zeitschrift PLOS ONE veröffentlichte Studie zeigt, dass Umarmungen schädliche Stimmungsschwankungen im Zusammenhang mit zwischenmenschlichen Konflikten abfedern können.

Personen, die häufiger zwischenmenschliche Kontakte haben, berichten über eine bessere körperliche und psychische Gesundheit und über bessere Beziehungen.

Puffer gegen zwischenmenschliche Konflikte

Psychologen haben vorgeschlagen, dass die zwischenmenschliche Berührung dem Wohlbefinden zugute kommt, indem sie hilft, sich gegen die schädlichen Folgen von psychischem negativen Stress (Distress) abzugrenzen, und die Berührung könnte ein besonders wirksamer Puffer für zwischenmenschliche Konflikte sein.

Diese Möglichkeit birgt wichtige potenzielle Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden, da Konflikte mit anderen mit einer Reihe von schädlichen psychischen und physischen Folgen verbunden sind, schreiben die Studienautoren. Die Verallgemeinerbarkeit der bisherigen Forschung zu diesem Thema ist jedoch begrenzt, da sich die Studien weitgehend auf die Rolle der Berührung in romantischen Beziehungen konzentriert haben.

Umarmen als Unterstützungsverhalten

In der neuen Studie konzentrierten sich Michael Murphy von der Carnegie Mellon Universität und Kollegen auf Umarmungen – ein relativ häufiges Unterstützungsverhalten, das Menschen mit mehreren Sozialpartnern zeigen.

Die Forscher befragten 404 erwachsene Männer und Frauen jeden Abend an 14 aufeinander folgenden Tagen zu ihren Konflikten, den Erhalt von Umarmungen sowie positiven und negativen Stimmungen.

Auswirkungen auf positive und negative Emotionen

Die Umarmung am Tag des Konflikts war gleichzeitig mit einem geringeren Rückgang der positiven Emotionen und einem geringeren Anstieg der negativen Emotionen verbunden.

Die Auswirkungen von Umarmungen können auch nachklingen, da die Befragten über eine weitere Abschwächung der negativen Stimmung am nächsten Tag berichteten.

Auch wenn die psychologischen Befunde auf einer Beobachtungsstudie beruhen, stehen sie im Einklang mit der Hypothese, dass Umarmungen einen Puffer gegen schädliche Auswirkungen zwischenmenschlicher Konflikte darstellen können.

Die Psychologen vermuten, dass Umarmungen eine einfache, aber effektive Methode der Unterstützung für Männer als auch Frauen sein können, die zwischenmenschliche Probleme haben.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: PLoS ONE 13(10): e0203522. doi.org/10.1371/journal.pone.0203522

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