Negative Emotionen und emotionales Essen (Stressessen)

Negative Emotionen verursachen stärkere Appetitreaktionen bei emotionalen Essern

03.06.2020 Eine in Frontiers in Behavioral Neuroscience veröffentlichte Studie untersuchte, inwieweit individuelle Essgewohnheiten und emotionale Zustände die Appetitreaktion bei emotionalen Essern auf Lebensmittelbilder vorhersagen.

Emotionale und restriktive Esser

Die Psychologen verglichen die Stressesser – Menschen, die essen, um negative Emotionen zu regulieren – mit restriktiven Essern – Menschen, die ihr Essen durch Diäten und Kalorienbeschränkung kontrollieren.

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Bild: Kaboompics_com

Obwohl eine Person sowohl ein emotionaler als auch ein restriktiver Esser sein kann, waren die beiden Merkmale in der Stichprobe dieser Studie nicht hoch korreliert.

Beeinflussung des Appetits

Rebekka Schnepper vom Fachbereich Psychologie der Universität Salzburg und ihre Koautoren fanden heraus, dass emotionale Esser eine stärkere Appetitreaktion hatten und das Essen als befriedigender einstuften, wenn sie negative Emotionen empfanden, als wenn sie neutrale Emotionen empfanden.

Restriktive Esser hingegen zeigten sich gegenüber Essen im negativen Befindlichkeitszustand aufmerksamer, obwohl dies ihren Appetit nicht beeinflusste, und es gab keine signifikante Veränderung zwischen dem negativen und dem neutralen Gefühlszustand.

Mögliche Strategien zur Behandlung von Essstörungen

Die Ergebnisse weisen auf mögliche Strategien zur Behandlung von Essstörungen hin. Bei dem Versuch, das Essverhalten zu verbessern, scheint eine Fokussierung auf Strategien zur Emotionsregulation, die sich nicht auf das Essen als Heilmittel für negative Emotionen stützen, vielversprechend zu sein, sagt Schnepper.

Experiment

Sie führten die Studie unter 80 Studentinnen an der Universität Salzburg durch, die alle einen durchschnittlichen Body-Mass-Index (BMI) hatten. Während der Laborsitzungen lasen die Experimentatoren den Teilnehmerinnen Skripte vor, um entweder eine neutrale oder eine negative emotionale Reaktion hervorzurufen.

Die negativen Skripte bezogen sich auf kürzliche Ereignisse aus dem persönlichen Leben der Teilnehmerinnen, bei denen sie herausfordernde Emotionen erlebten, während die neutralen Skripte sich auf Themen wie z.B. Zähneputzen bezogen. Den Teilnehmerinnen wurden dann Bilder von appetitanregendem Essen und neutralen Gegenständen gezeigt.

Die Psychologen erfassten die Gesichtsausdrücke (Mimik) der Teilnehmerinnen mittels Elektromyographie, die Hirnreaktivität mittels EEG (Elektroenzephalographie) sowie die selbstberichteten Daten auf.

Beispielsweise runzelten emotionale Esser weniger die Stirn, wenn ihnen Bilder von Lebensmitteln gezeigt wurden, nachdem die Experimentatoren das negative Skript vorgelesen hatten – im Vergleich zum neutralen Skript – laut den Psychologinnen ein Hinweis auf eine stärkere Appetitreaktion.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Frontiers in Behavioral Neuroscience, DOI: 10.3389/fnbeh.2020.00091

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