Musik und das Opioid-System
Musik wird über das Opioid-System im Gehirn genossen
08.02.2017 Dasselbe chemische System im Gehirn, das die Gefühle bei Sex, Drogen und Essen vermittelt, ist auch überaus wichtig beim Musikerleben bzw. Musikvergnügen laut einer neuen Studie.
Opioide involviert
Bild: Gerd Altmann
Zum ersten Mal konnte demonstriert werden, dass die eigenen Opioide des Gehirns direkt den Musikgenuss beeinflussen, sagte Studienautor Daniel Levitin vom Fachbereich Psychologie der McGill Universität.
Während frühere Forschungsarbeiten der Psychologen bildgebende Verfahren verwendeten, um Gebiete des Gehirns kartografisch darzustellen, die während des Musikgenusses aktiv sind, waren die Wissenschaftler nun in der Lage, die Beteiligung des opioiden Systems nachzuweisen.
In der neuen Studie des Forscherteams um Levitin hemmten sie die Opioide selektiv und vorübergehend im Gehirn mit Hilfe von Naltrexon, einem oft bei Abhängigkeitserkrankungen verschriebenen Medikament.
Kein Musikgenuss mit blockierten Opioid-Rezeptoren
Die Psychologen maßen dann die Reaktionen der Teilnehmer auf die Musik, und stellten fest, dass selbst die Lieblingslieder der Probanden keinen Genuss mehr boten.
Die Ergebnisse bestätigten die Annahme der Forscher. Aber die Erzählungen – die Eindrücke, die die Teilnehmer mit ihnen nach dem Experiment teilten – waren faszinierend, sagte Levitin im Fachblatt Scientific Reports.
Kein Abo! (Schon ab 1,67€ für den Monat)
Ein Teilnehmer sagte z.B.: ‚Ich weiß, dass das mein Lieblingslied ist, aber es fühlt sich nicht so an, wie es das sonst tut.“ Ein anderer sagte: „Es klingt hübsch, aber es bewegt nichts in mir.“
Suchterzeugende Handlungen – Musiksucht
Dinge, die Menschen genießen – z.B. Alkohol, Sex, ein gutes Spiel oder eben auch Musik – können auch zu suchterzeugenden Handlungen führen, die Leben und Beziehungen beeinträchtigen können.
Das Verständnis der neurochemischen Wurzeln von Vergnügen bzw. Genuss ist ein wichtiger Teil der Neurowissenschaften seit Jahrzehnten gewesen. Aber erst seit kurzem gibt es auch die Werkzeuge, dies beim Menschen zu untersuchen.
Die Universalität von Musik und ihrer Fähigkeit, tiefe Emotionen hervorzurufen bzw. zu beeinflussen legt einen evolutionären Ursprung nahe, und die neuen Befunde unterstützen die Belege für die evolutionaren biologischen Substrate von Musik, schlossen die Psychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: McGill Universität, Scientific Reports – dx.doi.org/10.1038/srep41952; Feb. 2017
Weitere Artikel, News
- Dopaminerges System, Klänge und die Auswirkungen auf Emotionen und Stimmung
zum Artikel - Musikunterricht verbessert Sprachentwicklung und Gehör
zum Artikel