Selbstsicherheit, Selbstvertrauen (Gehirn)

Selbstsicherheit, Selbstvertrauen (Gehirn)

Gehirnforschung

Wie unser Gehirn von selbstsicheren Menschen beeinflusst werden kann

27.12.2016 Wissenschaftler der Universitäten Sussex, Aarhus, University College London und Princeton haben entdeckt, dass es einen zusätzlichen Einfluss durch zuversichtliche / selbstsichere Menschen gibt, der eine neurobiologische Basis hat.

Laut der im Fachblatt Journal of Neuroscience veröffentlichten Studie konnten die Forscher um den Psychologen Dr. Daniel Campbell-Meiklejohn mit Hilfe von bildgebenden Verfahren zur Gehirnaktivität zeigen, dass das menschliche Gehirn darauf eingestellt ist, den Meinungen selbstsicherer Menschen mehr Wert zuzuschreiben.

Schlüsselelemente von Erfolgserwartungen

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Bild: Markgraf-Ave

Die dafür verantwortliche Gehirnregion – der ventromediale präfrontale Cortex (vmPFC) – reagiert auf zuversichtliche (aber nicht auf unzuversichtliche) Meinungen von anderen.

Die Wissenschaftler untersuchten die aktiven Gehirne von 23 gesunden Freiwilligen und fanden, dass Erfolgserwartungen unter dem Einfluss von drei Schlüsselelementen stehen:

  • persönliche Erfahrung,
  • der Annahme, was die meisten Leute glauben und am wichtigsten,
  • was selbstsichere Menschen glauben.

Die ersten beiden haben weitreichende Effekte auf das Belohnungssystem des Gehirns, das vorhersagt, wie zufrieden wir mit einer gewählten Entscheidung sein werden. Die Meinungen von selbstsicheren Menschen hatten jedoch eine zusätzliche Wirkung auf dieses Belohnungssystem – und nur in diesem Teil des Gehirns, das spät in unserer Evolution auftauchte.

Beruhigung durch Zuversicht anderer

Laut Campbell-Meiklejohn scheint diese zusätzliche Wirkung wahrscheinlich der Mechanismus zu sein, durch den die Selbstsicherheit anderer (die kommunizierte Zuversicht) uns bei unseren eigenen Handlungen beruhigen kann.

Die Befunde legen nahe, dass die soziale Übertragung des Glaubens und der Präferenzen nicht so einfach ist wie das Imitieren/Kopieren von nahen Personen (Beobachtungslernen). Andere Elemente spielen bei Entscheidungsprozessen eine deutliche Rolle, sagte der Psychologe.

Die Forscher beobachteten, dass diese zusätzliche Aktivität neben einem Gehirnbereich stattfindet, der uns hilft nachzuvollziehen, was andere denken. Dies ist für den nächsten Schritt wichtig, der untersuchen soll, was das Gehirn wirklich tut, wenn wir selbstsichere Leute beobachten.

Die Wissenschaftler wollen nun prüfen, ob dieser Teil des Gehirns die Informationsqualität der von sich überzeugten Person vor der Entscheidung – richtig oder falsch – ableiten kann, ob man dieser Person nun gestattet, unsere Meinung zu ändern, fügt Campbell-Meiklejohn hinzu.

Insbesondere im heutigen politischen Klima sollten wir uns bewusst sein, dass wir im Gehirn so ‚abgestimmt‘ sein könnten, dass wir scheinbar zuversichtlichen bzw. selbstsicheren Menschen mehr glauben als unseren eigenen Vorstellungen, schließt der Psychologe.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Sussex, Journal of Neuroscience – DOI: 10.1523/JNEUROSCI.4490-15.2016; Dez. 2016

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