Reizdarmsyndrom und das Gehirn

Reizdarmsyndrom und Gehirn

Verbindung zwischen Darmflora und Gehirnstruktur bei Menschen mit Reizdarmsyndrom

06.05.2017 Eine neue im Fachblatt Microbiome veröffentlichte Studie von Forschern der Universität California (Los Angeles) entdeckte eine Verbindung zwischen den Mikroorganismen im Darm (Darmflora) und dem Gehirn bei Menschen mit einem Reizdarmsyndrom.

Die Wissenschaftler sammelten klinische und Verhaltenswerte, Stuhlproben und strukturelle Bilder des Gehirns von 29 Erwachsenen, die mit Reizdarmsyndrom diagnostiziert worden waren, und 23 gesunden Kontrollteilnehmern.

Sie verwendeten DNA-Sequenzierung und verschiedene mathematische Ansätze, um Zusammensetzung, Anzahl und Vielfalt der Mikrobiota im Darm (auch Darmflora genannt) zu messen. Sie schätzten auch den mikrobischen Geninhalt und die Genprodukte der Stuhlproben. Dann schauten sie, ob es Verbindungen zwischen diesen mikrobischen Werten und den strukturellen Eigenschaften des Gehirns gab.

Reizdarm-Untergruppen

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Basierend auf der Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm bildeten die Proben der Teilnehmer mit Reizdarm zwei Untergruppen-Cluster. Eine Gruppe war nicht zu unterscheiden von den gesunden Kontrollpersonen, während die andere sich deutlich unterschied.

In der Gruppe mit dem andersartigen Darmmikrobiom hatten mehr Personen über ein frühes Lebenstrauma und eine längere Dauer der Reizdarm-Symptome berichtet.

Die beiden Gruppen zeigten auch Unterschiede in der Gehirnstruktur.

Damit konnte zum ersten Mal für Menschen mit Reizdarmsyndrom gezeigt werden, dass es einen Zusammenhang zwischen der Darmflora und den Gehirnregionen gibt, die an der Verarbeitung der Sinnesinformationen des Körpers beteiligt sind.

Darm-Hirn-Achse

Die Ergebnisse legen nahe, dass die durch das Gehirn erzeugten Signale die Zusammensetzung der Mikroben im Darm beeinflussen können, und dass die chemischen Verbindungen im Darm die Struktur des menschlichen Gehirns (Darm-Hirn-Achse) beeinflussen können.

Zusätzlich erhielten die Forscher um Jennifer Labus, Dr. Jonathan Jacobs und Dr. Emeran Mayer Einblick in die Verbindungen zwischen Kindheitstrauma, Gehirnentwicklung und der Zusammensetzung der Darmflora.

Kindheitstrauma

Ein frühes Lebenstrauma war mit strukturellen und funktionellen Gehirnveränderungen verknüpft, und auch mit der Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm.

Es ist möglich, dass die Signale, die der Darm und seine Mikroben vom Gehirn eines Menschen mit Trauma in der Kindheit bekommen, zu lebenslangen Veränderungen in der Darmflora führen können.

Diese Veränderungen bei den Darm-Mikrobiota könnten dann wiederum Rückmeldungen an die sensorischen Regionen im Gehirn geben, wodurch die Sensitivität gegenüber den Darm-Stimuli verändert wird, einem Hauptmerkmal für das Reizdarm-Syndrom. Die Ergebnisse sollten in einer größeren Studie wiederholt werden.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität California, Microbiome – DOI: 10.1186/s40168-017-0260-z; Mai 2017

Zusammenhang zwischen Reizdarm-Symptomen und Darm- / Gehirn-Anomalien

08.06.2019 Eine Reihe von Funktionsstörungen des Darms und des Gehirns erhöhen die Belastung durch das Reizdarm-Syndrom (RDS) laut einer in Gastroenterology veröffentlichten Studie.

Magnus Simrén von der Universität Göteborg in Schweden und Kollegen analysierten retrospektiv pathophysiologische Veränderungen und patientenberichtete Ergebnisse von drei Patienten-Gruppen mit Reizdarm-Syndrom (407 Teilnehmer; 74 Prozent weiblich; Durchschnittsalter 36 Jahre), die in einer schwedischen Spezialklinik für funktionelle gastrointestinale Störungen von 2002 bis 2014 untersucht wurden.

Begleitende neurologische und gastrointestinale Störungen

Die Forscher fanden heraus, dass

  • 36 Prozent der Patienten Allodynie (Schmerzempfindung, die durch Reize ausgelöst wird, welche üblicherweise keinen Schmerz verursachen) aufwiesen,
  • 22 Prozent Hyperalgesie (Schmerzüberempfindlichkeit),
  • 18 Prozent beschleunigten Kolontransit,
  • 7 Prozent verzögerten Transit,
  • 52 Prozent Angst und 24 Prozent Depression.

Jede dieser Erkrankungen bzw. Störungen im Gehirn und des Darms war mit der Schwere von mindestens einem Reizdarm-Symptom verbunden. Jeder fünfte Patient hatte mindestens drei pathophysiologische Faktoren, während zwei Faktoren bei 30 Prozent und einer bei 31 Prozent vorhanden waren.

Achtzehn Prozent der Patienten wiesen keine pathophysiologischen Faktoren des Gehirns / Darms auf. Es gab einen allmählichen Anstieg der Schwere der Reizdarm-Symptome und der Schwere der somatischen Symptome und eine allmähliche Verringerung der Lebensqualität mit einer zunehmenden Anzahl von pathophysiologischen Anomalien in Darm und Gehirn.

Diese Faktoren haben einen kumulativen Einfluss auf die gastrointestinalen und nongastrointestinalen Symptome sowie auf die Lebensqualität bei Patienten mit IBS und sind daher relevante Behandlungsziele, schreiben die Autoren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Gastroenterology – DOI: https://doi.org/10.1053/j.gastro.2019.04.019

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