Deklaratives Gedächtnis, Wissensgedächtnis

Definition

Das deklarative Gedächtnis, auch explizites oder Wissensgedächtnis genannt, speichert Informationen, die bewusst wiedergegeben werden können. Es wird unterteilt in:

  • Das semantische Gedächtnis (enthält nicht-persönliche Fakten, allgemeine Informationen, Schulwissen)
  • Das episodische Gedächtnis (enthält Erlebnisse, Erfahrungen und Fakten des eigenen Lebens)

Deklaratives Gedächtnis des Gehirns kompensiert bei psychischen Problemen

14.02.2015 Eine aktuelle Studie sagt, dass unser Gehirn einige neurologische bzw. psychische Störungen (wie Autismus-Spektrum-Störungen, Zwangsstörungen, Tourette-Syndrom, Legasthenie (Dyslexie) und spezifische Sprachentwicklungsstörungen) kompensieren kann, indem es sich auf ein ‚Backupsystem‘ namens deklaratives Gedächtnis beruft.

Überwindung von Verhaltensproblemen

Die Forscher der Georgetown Universität veröffentlichten in der Zeitschrift Neuroscience and Biobehavioral Reviews ihre Studie, die auf die Benutzung des deklarativen Gedächnisses zur Überwindung von Verhaltensproblemen weist.

Die Wissenschaftler glauben, dass der kompensatorische Mechanismus – z.B. Autisten erlaubt, Skripte zu lernen, um sich durch soziale Situationen navigieren zu können.

Auch hilft das System Menschen mit Zwangsstörungen oder Tourette Syndrom, ihre Ticks und Zwänge zu kontrollieren; und es hilft Legasthenikern, Autisten und anderen in ihrer Sprachentwicklung gestörten Menschen mit Strategien, die Lese- und Sprachschwierigkeiten zu überwinden.

Bewusstes und unbewusstes Lernen

Michael Ullman, Professor für Neurowissenschaft an der Georgetown und Direktor des Gehirn und Sprachlabors sagt: Das deklarative Gedächtnis kann sowohl explizit (bewusst) als auch implizit (nicht bewusst) lernen.

Backupsystem im Gehirn
Bild: Gerd Altmann (pixabay)

Es ist äußerst flexibel; es kann alles mögliche lernen. Deshalb kann es auch alle Formen kompensatorischer Strategien lernen und es kann sogar Aufgaben beeinträchtigter Systeme übernehmen, sagte Ullman.

Dennoch kann das deklarative Gedächtnis in den meisten Fällen die Aufgabe nicht so gut erledigen, wie es diese Systeme normalerweise tun, welches ein wichtiger Grund ist, warum Personen mit diesen psychischen Störungen im Allgemeinen weiterhin deutliche Probleme haben trotz dieses Ausgleichs, fügte er hinzu.

Verbesserung von Diagnose und Behandlung

Dass Personen mit diesen Störungen sich auf ihr deklaratives Gedächtnis verlassen können, führt zu Erkenntnissen, wie man Diagnose und Behandlung verbessern kann.

„Die Behandlung könnte auf zwei Weisen verbessert werden“, sagt Ullman.

  1. Es sollten Behandlungen entwickelt werden, die sich auf das deklarative Gedächtnis stützen, oder das Lernen dieses Systems sollte gestärkt werden; so könnte die Kompensation verbessert werden.
  2. Und umgekehrt könnten Behandlungen die dysfunktionalen Systeme stärken, wenn sie den Ausgleich durch das deklarative System umgehen.

Warum scheinen Jungen häufiger unter diesen Störungen zu leiden?

Ullman sagt, dass die Kompensation durch das deklarative Gedächtnis auch helfen kann, eine Beobachtung zu verstehen, die Wissenschaftler lange ratlos ließ: nämlich die Tatsache, dass Jungen häufiger mit diesen Störungen diagnostiziert werden als Mädchen.

„Studien legen nahe, dass Mädchen und Frauen im Durchschnitt besser als Jungen und Männer beim Einsatz des deklarativen Gedächtnisses sind. Deshalb können wahrscheinlich Frauen erfolgreicher als Männer ihre Störung kompensieren, sogar so weit, dass es nicht zu einer Diagnose kommt“, sagt Ullman.

Das deklarative Gedächtnis kann auch Funktionsstörungen bei anderen neurologischen und psychischen Störungen bzw. Erkrankungen kompensieren, fügt er hinzu: Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Aphasie
oder Parkinson Krankheit zählen dazu.

Diese Hypothese könnte bedeutende klinische und andere Auswirkungen auf viele psychiatrische und neurologische Krankheiten bzw. Störungen haben, sagt er.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Georgetown Universität, Neuroscience and Biobehavioral Reviews (Elsevier); Feb. 2015

Weitere Forschungsartikel, News