Sprachentwicklung (Psychologie)

Sprachentwicklung (Psychologie)

Psychologie-Lexikon

Forschung/News zur sprachlichen Entwicklung des Menschen

Schüchterne Kleinkinder verstehen mehr als sie sagen

Schüchterne Kleinkinder haben oft eine verzögerte Sprachentwicklung, sie verstehen aber trotzdem was gesagt wird, fand eine neue Studie der University of Colorado-Boulder heraus.

Schüchternheit und Sprachentwicklung

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Für ihre Studie testeten die Wissenschaftler vier mögliche Erklärungen für den Zusammenhang zwischen Schüchternheit und verspäteter Sprachentwicklung:

  1. schüchterne Kinder benutzen Sprache weniger und deshalb gibt es eine Sprachverzögerung;
  2. Kinder mit verzögerter Sprachentwicklung werden schüchtern, weil sie Schwierigkeiten beim Reden haben;
  3. schüchterne Kinder verstehen, was gesagt wird, aber sind einfach beim Sprechen zurückhaltender;
  4. die Sprache schüchterner Kinder ist tatsächlich normal, während die Sprache von aus-sich-rausgehenden Kindern überdurchschnittlich ist.

Sprachverzögerung, aber keine Verzögerung beim Verstehen

Das Forscherteam fand aber nur Belege für eine Hypothese: Schüchterne Kleinkinder haben eine Sprachverzögerung, aber es gibt keine Verzögerung beim Verstehen.

„Verhaltensgehemmte Kinder, die wenig sprechen, sollten nicht unterschätzt werden“, sagte Soo Rhee, Autorin der Studie und Professorin für Psychologie und Neurobiologie.

„Eltern und Lehrer sollten wissen, dass die Kinder in ihrer expressiven Sprachentwicklung (also zum Sprechen) ermutigt werden müssen.“

„Es ist zwar eine gute Nachricht, dass die Kleinkinder nicht in ihrem Verständnis zurückliegen, aber nicht sprechen zu wollen, kann auch langfristig negative Konsequenzen haben, wie z.B. eine schlechte Selbstkontrolle und soziale Probleme“, sagte sie.

© PSYLEX.de – Quelle: Child Development, University of Colorado at Boulder; Feb. 2014

Verzögern Smartphones, Tablets die Sprachentwicklung bei Kleinkindern?

06.05.2017 Smartphones, Tablets, elektronische Spiele und andere tragbare elektronische Geräte werden von Kleinkindern noch vor dem Spracherwerb immer häufiger benutzt; eine neue psychologische Studie stellt eine Verbindung zwischen diesen Geräten und der Verzögerung der Sprachentwicklung her.

Die auf dem Pediatric Academic Societies Meeting 2017 vorgestellte Studie der Universität Toronto untersuchte die Daten von 894 Kindern im Alter zwischen 6 Monaten und 2 Jahren (der TARGet Kids! Studie zwischen 2011 und 2015).

Es zeigte sich, dass nach einer 18-monatigen Überprüfung der Kinder 20 Prozent durchschnittlich 28 Minuten elektronische tragbare Geräte benutzten laut den Berichten der Eltern.

Je mehr Zeit ein Kind mit diesen Geräten verbrachte, desto wahrscheinlicher zeigte es eine Verzögerung beim expressiven Sprechen (gemessen mit einem Test auf Sprachverzögerung), schreiben die Psychologen.

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Bild: PublicDomainPictures (pixabay)

Für jede 30-minütige Zunahme des Gebrauchs von Smartphone, Tablet etc., fanden die Forscher eine um 49 Prozent zunehmene Risikoerhöhung der Verzögerung der Sprachentwicklung.

Es gab keine offenbare Verbindung zwischen der an tragbaren Geräten verbrachte Bildschirmzeit und anderen Kommunikationsverzögerungen, wie sozialen Interaktionen, Körpersprache oder Gesten.

Studienautorin und Psychologin Dr. Catherine Birken wünscht sich weitere Forschungsarbeiten, um die Mechanismen und Ursachen der Verbindung zwischen Bildschirmaktivitäten und Sprachverzögerung zu verstehen.

Außerdem sollten Faktoren wie die zusammen mit den Eltern an den Geräten verbrachte Zeit zusätzlich analysiert werden, um den Einfluss auf die Entwicklung der Sprache in der frühen Kindheit zu verstehen, schließt Birken.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Toronto, Pediatric Academic Societies Meeting 2017; Mai 2017

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