Multitasking und das Gedächtnis

Multitasking und das Gedächtnis

Gedächtnisforschung

Menschen, die häufig Multitasking betreiben, haben ein schlechteres Gedächtnis

26.10.2018 Die heute allgegenwärtigen Smartphones haben bedeutende Auswirkungen auf das Medien-Multitasking und die Aufmerksamkeit von Menschen. Anthony Wagner, Professor für Psychologie an der Stanford Universität und Direktor des Stanford Memory Labors, untersuchten die Daten zu diesem Thema aus 11 Jahre Forschung.

Wir können gar nicht richtig Multitasken

smartphone
Bild: Anna Kropekk

Der Psychologe schreibt, dass wir nicht wirklich Multitasking – also verschiedene Dinge gleichzeitig – machen. Wir wechseln zwischen den Aufgaben. Das Wort „Multitasking“ impliziert, dass man zwei oder mehr Dinge auf einmal tun kann, aber in Wirklichkeit erlaubt uns unser Gehirn nur, eine Sache auf einmal zu tun, und wir müssen hin und her ’switchen‘.

Wir ’switchen‘ zwischen Aufgaben

Heavy-Media-Multitasker haben viele Medienkanäle auf einmal geöffnet und wechseln zwischen ihnen hin und her. Ein ’schwerer‘ Medien-Multitasker könnte eine akademische Arbeit auf seinem Laptop schreiben, gelegentlich das Fußballspiel im Fernsehen checken, auf Texte und Facebook-Nachrichten reagieren und dann wieder schreiben – aber dann erscheint eine E-Mail und sie lesen sie.

Ein ‚leichter‘ Medien-Multitasker würde nur die Schularbeit schreiben oder nur zwischen ein paar Medien ’switchen‘. Sie können Wi-Fi ausschalten, ihr Handy weglegen oder ihre Einstellungen ändern, so dass sie nur stündlich benachrichtigt werden.

Das sind einige extreme Beispiele, aber sie geben einen Eindruck davon, wie unterschiedlich die Menschen in ihrer Mediennutzung sind, sagt Wagner. Da sich unsere Medienlandschaft weiter beschleunigt und verändert hat, sind diejenigen, die heute als ’starke‘ oder ‚leichte‘ Medien-Multitasker gelten, vielleicht nicht mehr die gleichen wie vor einem Jahrzehnt.

Schlechteres Arbeitsgedächtnis

Der in Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichte Bericht fasst die Forschungsliteratur eines Jahrzehnts über die Beziehung zwischen Medien-Multitasking und verschiedenen Bereichen der Kognition zusammen, einschließlich Arbeitsgedächtnis und Aufmerksamkeit.

Dabei bemerkte Wagner einen Trend in den Forschungsstudien: Menschen, die häufig viele Arten von Medien auf einmal verwenden bzw. ’starke‘ Medien-Multitasker (also z.B. Smartphone-Benutzer) schnitten bei einfachen Gedächtnisaufgaben deutlich schlechter ab.

In etwa der Hälfte der Studien waren die Heavy-Media-Multitasker bei Aufgaben des Arbeitsgedächtnisses und der nachhaltigen Aufmerksamkeit deutlich unterlegen. Die andere Hälfte sind Nullergebnisse; es gibt keinen signifikanten Unterschied.

Negativer Zusammenhang zwischen Medien-Multitasking und Gedächtnisleistung

Den Psychologen war ziemlich klar, dass es einen negativen Zusammenhang zwischen Medien-Multitasking und Gedächtnisleistung gibt – dass High-Media-Multitasking mit einer schlechten Leistung bei kognitiven Gedächtnisaufgaben verbunden ist. Es gab keine einzige veröffentlichte Arbeit, die einen signifikanten positiven Zusammenhang zwischen Arbeitsgedächtnis und Multitasking zeigte.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Proceedings of the National Academy of Sciences – DOI: 10.1073/pnas.1611612115

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