Psychologie: Lärm und die Psyche

Ängstlichkeit, Depressivität verbunden mit Lärmbelästigung

01.06.2016 Lärm ist bekanntermaßen mit Stress und Verärgerung verbunden und beeinflusst die körperliche und psychische Gesundheit sowie das Wohlbefinden.

Eine neue in der Zeitschrift PLOSONE veröffentlichte Studie der Universitätsmedizin Mainz untersuchte, ob es – durch den anhaltenden Stress – auch zu einer Verbindung mit psychischen Störungen kommt.

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Bild: Luis Miguel Bugallo Sánchez

Dazu untersuchten Prof. Dr. Manfred Beutel und Kollegen der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie eine repräsentative Probe von 15.000 Teilnehmern aus Mainz und Umgebung.

Die Teilnehmer wurden gefragt, wie sehr sie sich durch bestimmte Lärmquellen in ihrer Lebensumgebung bei Tag und Nacht belästigt fühlten; außerdem wurden Angststörungen und Depression durch genormte Fragebögen erfasst.

Die Befunde zeigten, dass bei ansteigendem Lärm eine starke Zunahme von Depressivität und Angst beobachtet werden konnte.

Lärmquellen

27,8% der Befragten fühlten sich durch den sie umgebenden Lärm beeinflusst. Insbesondere belästigte der Fluglärm, der die lästigen Lärmquellen anführte. Die Lärmbelästigungen nach beeinträchtigten Teilnehmern:

  • Fluglärm 62%
  • Straßenverkehr 18%,
  • Nachbarschaftslärm außerhalb des Hauses 12%,
  • Bau- und Gewerbelärm 8%,
  • Nachbarschaftslärm innerhalb des Hauses 8% und
  • Bahnlärm 7%.

Angststörung, Depression

Angststörung (3,4%) und Depression (7,2%) wurden bei sehr starker Lärmbelästigung fast doppelt so häufig bei den Teilnehmern beobachtet, selbst nachdem auf potentielle Störfaktoren wie Alter, Geschlecht und sozioökonomischer Status kontrolliert worden war, sagte Beutel.

Aufgrund des Studiendesigns konnte jedoch keine Ursache-Wirkungs-Beziehung festgestellt werden und es wurde nicht der objektive Lärm gemessen, sondern der gefühlte Lärm (Aussagen der Teilnehmer).

Ursache Stress?

Beutel vermutet, dass der durch die Lärmbelästigung hervorgerufene Stress depressiv und ängstlich machen kann. Angst und Depression könnten aber auch zu einer verstärkten Lärmsensitivität führen oder es könnten die Erkrankungen dadurch auch erst verschlimmert werden.

Lärmbelästigung scheint Auswirkungen auf die Gesundheit zu haben und verdient mehr Beachtung von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit.

„Nachdem wir zeigen konnten, dass Lärm das Herz-Kreislaufsystem schädigt, werden wir diese Befunde zum Anlass nehmen, in den weiteren Nachuntersuchungen der Gutenberg Gesundheitsstudie die Zusammenhänge zu Lärmbelästigung und den psychischen Erkrankungen noch genauer zu prüfen. Dies schließt auch die Möglichkeit ein, dass psychische Erkrankungen und psychischer Stress Herz-Kreislauferkrankungen begünstigen“, so Koautor Kardiologe Prof. Münzel vom Zentrum für Kardiologie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universitätsmedizin Mainz, PLOSONE – http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0155357; Mai 2016

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