Langlebigkeit, langes Leben
(Psychologie, Psyche)
Biologische Psychologie – Gesundheit – Neurologie
Psychologische Faktoren haben mehr Einfluss als medizinische
02.03.2016 Ungesunde Verhaltensweisen und chronische Krankheiten sind offensichtliche Risikofaktoren für einen frühen Tod. Aber eine neue Studie legt nahe, dass bestimmte psychologische Faktoren stärkere Prädiktoren (Vorhersagevariablen) dafür sind, wie lange wir leben.
Kognitive Verarbeitung und selbsteingeschätzte Gesundheit
Forscher der Universität Genf führten eine Langzeitstudie mit mehr als 6.000 Erwachsenen durch und entdeckten, dass unsere Geschwindigkeit bei der Verarbeitung von mentalen Aufgaben und die selbsteingeschätzte Gesundheit stärkere Zusammenhänge (Korrelationen) mit unserer Lebensdauer aufweisen als traditionelle Risikofaktoren, sagte Studienautor Dr. Stephen Aichele.
Bild: MaThoPa
Aichele und Kollegen interessierten sich für die Untersuchung des relativen Einflusses von kognitiven, demographischen, gesundheitlichen und Lifestyle-Variablen bei der Vorhersage des Mortalitätsrisikos.
Während frühere Studien zeigten, dass diese Variablen die langfristige Gesundheit auf vielfältige Weise beeinflussen, sind umfassende Längsschnittstudien rar.
Es ist seit langem bekannt, dass bestimmte Faktoren wie Krankheiten, sozioökonomische Nachteile, kognitiver Verfall und soziale Unterstützung beeinflussen, wie lange wir leben, sagte Aichele in der Zeitschrift Psychological Science.
Das Problem ist, dass diese und andere Marker für Mortalität separat getestet wurden – statt zusammen. Da sie aber stark zusammen wirken, ist es schwierig herauszufinden, welche Variablen den größten Einfluss auf das Mortalitätsrisiko haben.
Um diese Lücke zu füllen, untersuchten Aichele und Kollegen Daten von 6.203 Erwachsenen (im Alter zwischen 41 und 96 Jahre als sie die Studie begannen) aus 29 Jahren.
Kognitive Leistungsfähigkeit
Die Forscher betrachteten dabei die kognitive Leistungsfähigkeit der Teilnehmer in fünf Bereichen: kristalline Intelligenz, fluide Intelligenz, verbales Gedächtnis, visuelles Gedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Die Tests zu den kognitiven Fähigkeiten wurden bis zu vier Mal über einen Zeitraum von 12 Jahren durchgeführt.
Zur Messung der Gesundheit verwendeten die Forscher den Cornell Medical Index, ein Maß, das detaillierte Checklisten mit insgesamt 195 pathologischen Symptomen zu physischen und psychischen Erkrankungen enthält.
Schließlich sahen sich die Forscher auch noch subjektive Berichte der Teilnehmer zu verschiedenen Faktoren des Lebensstils an: einschließlich wahrgenomme Gesundheit, die Anzahl der verordneten Medikamente, Schlafgewohnheiten, Hobbys, Freizeitaktivitäten und soziale Interaktionen.
Die Ergebnisse zeigten, dass subjektive Gesundheit und mentale Verarbeitungsgeschwindigkeit zwei der stärksten Prädiktoren sind; das heißt:
Eine subjektiv wahrgenommene gute Gesundheit und eine geringere Abnahme der Verarbeitungsgeschwindigkeit im Laufe der Zeit waren mit einem verringerten Mortalitätsrisiko verbunden.
Auch das Geschlecht hatte einen starken Einfluss: Frauen hatten ein reduziertes Mortalitätsrisiko. Nicht überraschend waren auch die Jahre des Tabakrauchens mit einem erhöhten Risiko für einen frühen Tod verbunden.
Die psychologischen Risikofaktoren spielten dabei im Vergleich zu den medizinischen Risikofaktoren – wie Herz-Kreislauf-Symptome – eine stärkere Rolle; dies ist die eigentliche Überraschung.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Genf, Psychological Science; März 2016
Schlaf und ein langes Leben
Geheimnis der Langlebigkeit: Gerade genug Schlaf
Eine provozierende neue Studie meint, dass zu viel Schlaf oder nicht ausreichend langer Schlaf einen Einfluss darauf hat, wie lange eine Person lebt.
In einem neuartigen Forschungsdesign entdeckten Forscher der University of California, San Diego, dass weniger als fünf Stunden Schlaf pro Nacht wahrscheinlich nicht genug ist und acht Stunden Schlaf wahrscheinlich zu viel.
Ein Team von Wissenschaftlern, geleitet von Daniel F. Kripke, MD, führten zwischen 1995 und 1999 gemachte Grundlagenforschung weiter.
In der früheren Studie, die Teil einer Frauen-Gesundheitsinitiative war, hatten Kripke und Kollegen 459 Frauen überwacht, die in San Diego lebten (im Alter von 50 bis 81), um festzustellen, ob die Schlafdauer mit der Sterblichkeit verbunden ist.
Vierzehn Jahre später kehrten sie zurück, um zu sehen, wer immer noch am Leben war und wem es gut ging.
5-6,5 Stunden Schlaf sind zu empfehlen
Von den Originalteilnehmern wurden 444 ausfindig gemacht und untersucht. Sechsundachtzig Frauen waren gestorben. Vorherige Studien hatten auf Grundlage von Fragebögen über die Schlafgewohnheiten der Leute angenommen, dass 6,5 bis 7,5 Stunden Schlaf pro Nacht mit dem längsten Leben verbunden sind.
Kripke und Kollegen, deren 1990er Forschung Handgelenk-Aktivitätsmonitore benutzt hatte, um die Schlafdauer aufzuzeichnen, bestätigten jene Befunde, jedoch:
- Die Überraschung war, dass bei objektiver Schlafmessung, die größten Überlebenschancen unter Frauen beobachtet wurden, die 5 bis 6,5 Stunden schliefen, sagte Kripke.
- Frauen, die pro Nacht weniger als fünf Stunden oder mehr als 6,5 Stunden schliefen, waren weniger wahrscheinlich nach 14 Jahren noch am Leben.
Die Befunde sind online in der Zeitschrift Sleep Medicine herausgegeben worden.
Kripke sagte, dass die Studie die Ängste einiger Leute verringern sollte, dass sie nicht genug Schlaf bekommen.
Keine Angst bei zu wenig Schlaf
Dies bedeutet, dass Frauen, die nur fünf bis sechseinhalb Stunden schlafen, sich nicht zu sorgen brauchen, da dieses Maß an Schlaf offensichtlich mit einem langen Leben einhergeht. Das ist tatsächlich ungefähr die durchschnittlich gemessene Schlafdauer für (San Diego) Frauen.
Die Forscher deckten andere interessante Befunde ebenfalls auf. Zum Beispiel, sagte obstruktiver Atemstillstand (Pausen in der Atmung während des Schlafs) unter älteren Frauen kein gesteigertes Sterblichkeitsrisiko vorher.
Obwohl Apnoe mit gesteigertem Sterblichkeitsrisiko unter jenen unter 60 verbunden werden kann, scheint es kein Risiko in der älteren Altersgruppe besonders für Frauen zu sein, sagte Kripke.
Quelle: University of California, San Diego, Okt. 2010
Langes Leben: Gene vs. Lebensstil
Lebensstil wichtiger?
Lebensstil wichtiger als Gene für Langlebigkeit? Wie alt werden Sie sein, wenn Sie sterben?
Der Lebensstil ist der ausschlaggebendere Faktor, also wie Sie Ihr Leben führen, statt wie lange Ihre Eltern lebten laut einer Studie in der Zeitschrift Journal of Internal Medicine der Universität von Göteborg in Schweden.
Annahme: Gene der Eltern sind wichtig
Es wird oft angenommen, dass Menschen mit Eltern, die sehr lange lebten, wahrscheinlicher selbst auch ein sehr langes Leben leben.
„Aber das ist einfach nicht wahr – unsere Studie zeigt, dass Erbanlagen keine große Rolle spielen und dass der Lebensstil die größte Auswirkung hat“, sagte der emeritierte Professor Lars Wilhelmsen, der sich auf die 1913 Männer einer Studie bezieht, die die Basis der gegenwärtigen Forschung formte.
Lebensstil ist wichtiger
Bild: Gene vs. Lebensstil
Jene, die nicht rauchten, gemäßigt Kaffee tranken und einen guten sozioökonomischen Status im Alter von 50 (in Bezug auf die Wohnkosten gemessen), sowohl gute physische Kapazitäten im Alter von 54 und ein niedriges Cholesterol mit 50 hatten, feierten mit der größten Wahrscheinlichkeit ihren 90. Geburtstag.
„Viele dieser Faktoren sind zuvor identifiziert worden, eine Rolle bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu spielen, aber wir zeigen hier zum ersten Mal, dass sie generell für das Überleben wichtig sind.“
Professor Lars Wilhelmsen glaubt: die Forschung zeigt eindeutig, dass wir nicht unsere Sterblichkeit in einem größeren Maß erben, sondern dass es stattdessen die Summe unserer eigenen Gewohnheiten ist, die die größte Auswirkung hat.
„Die Studie zeigt eindeutig, dass wir mehrere der Faktoren beeinflussen können, die entscheiden, wie alt wir werden“, sagt Wilhelmsen. Dies ist positiv, nicht nur für das Individuum, sondern auch für die Gesellschaft, weil es keine größeren Medikamentenkosten mit sich bringt.
Die Studie mit den im Jahr 1913 geborenen Männern
Die epidemiologische Studie mit 1913 Männern begann 1963. Ein Drittel aller männlichen 50-jährigen in Göteborg wurde für ein Checkup der kardiovaskulären Gesundheit aufgerufen.
Alle 10 Jahre seitdem, wurde eine neue Gruppe mit 50-jährigen herangezogen und jene, die schon an der Studie teilnahmen ließen sich ein weiteres Mal untersuchen.
Dies hat Forschern ermöglicht, der Entwicklung von Krankheiten in einer bestimmten Altersgruppe zu folgen und z.B. die Gesundheit von 50-jährigen in 2003 mit der von 50-jährigen im Jahr 1963 zu vergleichen.
BMI, Rauch-Gewohnheiten, Cholesterin, Sport und Blutdruck
Frauen sind auch in die Studie seit 2003 einbezogen worden. Mehrere Variablen sind über die Jahre studiert worden, z.B.: Body-Mass-Index (BMI), Rauch-Gewohnheiten, Cholesterin, Sport-Gewohnheiten und Blutdruck.
Die im Jahr 1913 geborenen Männer wurden untersucht als sie 50, 54, 60, 67, 75 und 80 waren. Von den 855 Männern, die an der Studie von Anfang an teilnahmen, leben 111 (13 %) im Alter von 90 immer noch.
Über die Jahre haben Daten dieser Langzeit-Studie viele Forschungsartikel und Doktorarbeiten generiert.
Rückgang der Raucherzahl? Rückgang der Herzinfarkte
Ein anderes interessantes Ergebnis erschien 2008, als Forscher zeigen konnten, dass der Rückgang in der Zahl der Raucher, kombiniert mit niedrigeren Cholesterinspiegeln und niedrigerem Blutdruck, zwischen 1963 und 2003 eine Erklärung für den merklichen Rückgang in der Anzahl der Herzinfarkte während dieser 40-jährigen Zeit anbot.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Internal Medicine, Feb. 2011
Psychologischer Placebo: Wer glaubt, körperlich aktiv zu sein, lebt länger
01.09.2017 Die Annahme, dass man weniger aktiv sei als andere, erhöht das Risiko in einem jüngeren Alter zu sterben, heißt es in einer neuen psychologischen Studie.
Unser Denken – in diesem Fall die Annahme, wie viel Sport wir im Verhältnis zu anderen machen – spielt eine entscheidende Rolle bei unserer Gesundheit, schreiben die Psychologinnen Alia Crum und Octavia Zahrt von der Universität Stanford im Fachblatt Health Psychology.
Bild: Ryan McGuire
Es gibt so viele Bemühungen, besonders in den Kampagnen des öffentlichen Gesundheitswesens, die Leute zu motivieren, ihr Verhalten zu ändern: gesünder zu essen, mehr Sport zu machen und sich weniger Stress zu machen, sagt Crum. Aber eine wichtige Variable wird aus der Gleichung herausgelassen: die psychische Einstellung der Menschen zu diesen gesunden Verhaltensweisen.
In der Studie wurden die Daten von 60.000 Erwachsenen in den Vereinigten Staaten aus 21 Jahren analysiert.
Die, die glaubten, sie seien weniger körperlich aktiv als andere in der gleichen Altersgruppe, starben bis zu 71 Prozent wahrscheinlicher während der Nachbeobachtungszeit als diejenigen, die glaubten, dass sie aktiver waren – selbst wenn ihre tatsächlichen Aktivitäten sich im Umfang ähnelten.
Die Psychologinnen schreiben, neben der körperlichen Aktivität sei es eben auch wichtig, dass sich die Menschen bei ihren täglichen Aktivitäten gut fühlen sollten.
Es ist Zeit, dass wir anfangen, die Rolle unserer Denkweise in der Gesundheit ernster zu nehmen, sagte Crum. Beim Streben nach Gesundheit und Langlebigkeit ist es wichtig, sich nicht nur gesund zu verhalten, sondern auch gesunde (positive) Gedanken anzunehmen.
Die Gesundheitspsychologinnen betonen, dass die Studie korrelationaler Natur ist und somit nicht beweist, dass die Wahrnehmung von Inaktivität einen früheren Tod verursacht. Andere experimentelle Forschungen – wie Crums Studie aus dem Jahr 2007 – weisen jedoch darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen wahrgenommenem Ausmaß an Aktivität und gesundheitlichen Folgen tatsächlich ursächlicher Natur ist.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Stanford; Health Psychology – http://dx.doi.org/10.1037/hea0000531; Aug. 2017
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