Übergewicht, Adipositas und die Selbstregulation

Adipositas, Fettleibigkeit, Übergewicht
Selbstregulation, Selbstkontrolle

Gesundheitspsychologie

Selbstregulation des Gehirns bei für Adipositas anfälligen Heranwachsenden

23.08.2017 Eine in NeuroImage veröffentlichte kleine Studie untersuchte mit Hife von Gehirnscans die neuronalen Reaktionen von übergewichtigen und schlanken Jugendlichen auf Nahrungsmittelreize.

Die Studie zeigt, dass das Risiko für Fettleibigkeit nicht ausschließlich durch die An- oder Abwesenheit des Triebes, kalorienreiche Nahrungsmittel zu essen, entsteht, sondern auch – und dies sei vielleicht noch wichtiger – durch die Fähigkeit, diesen Trieb zu kontrollieren, schreiben die Studienautoren Susan Carnell von der Johns Hopkins Universität und Bradley Peterson vom Children’s Hospital Los Angeles.

Vergleich von schlanken u. dicken Teilnehmern

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Bild: Gerd Altmann

Von den 36 Jugendlichen (im Alter von 14 bis 19 Jahren) waren 10 übergewichtig / fettleibig, 16 waren schlank (aber mit hohem Risiko für Fettleibigkeit eingestuft, weil sie übergewichtige / adipöse Mütter hatten) und 10 waren schlank mit einem geringen Risiko, da ihre Mütter ebenfalls schlank waren.

Die Gehirne der Jugendlichen wurden mit fMRT gescannt, während sie Wörter fettreicher und fettarmer Lebensmittel, sowie Non-Food-Wörter lasen. Dann bewerteten sie ihren Appetit als Reaktion auf jeden Wortreiz.

Im Anschluss wurde allen Teilnehmern ein Buffet angeboten, das kalorienreiche und kalorienarme Lebensmittel enthielt – um die Testreaktionen der Teilnehmer mit dem realen Verhalten in Verbindung zu setzen.

Aktivitätsmuster im Gehirn

Die Wissenschaftler beobachteten, dass nach dem Betrachten von Wörtern, die auf Lebensmittel verwiesen, die mit Belohnung und Emotionen verbundenen Hirnnetze bei allen Teilnehmern angeregt wurden.

Bei fettleibigen oder schlanken (mit hohem familiären Risiko für Übergewicht) Jugendlichen beobachteten sie eine geringere Aktivierung in Aufmerksamkeits- und Selbstregulatonsnetzen des Gehirns.

Es konnte bei allen Beteiligten eine Stimulation der Insula und des prägenualen anterioren cingulären Cortex – Bereiche des Gehirns, die Belohnung und Emotionen unterstützen, beobachtet werden.

Betroffene Gehirnregionen

Bei übergewichtigen oder schlanken (hochrisiko) Jugendlichen stellte das Forscherteam weniger Aktivierung im dorsolateralen präfrontalen Cortex des Gehirns, im dorsalen anterioren cingulären Cortex und den Basalganglienkernen fest – Hirnregionen, die die Selbstkontrolle unterstützen.

Netzwerke, die Aufmerksamkeit und Selbstregulation unterstützen, zeigten die

  • stärkste Aktivierung bei schlanken / risikoarmen Jugendlichen,
  • weniger Aktivität bei schlanken / hochgefährdeten Teilnehmern und die
  • geringste Aktivierung in der übergewichtigen / fettleibigen Gruppe.

Nahrungsaufnahme

Auch die reale Relevanz spiegelte die fMRT-Befunde wider: Die Nahrungsaufnahme am Buffet war am

  • ausgeprägtesten bei den übergewichtigen / fettleibigen Teilnehmern,
  • gefolgt von den schlanken / hochgefährdeten Jugendlichen und
  • am geringsten in der schlanken / risikoarmen Gruppe.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Entwicklung von Interventionen zur Stimulation des Selbstregulationsssystems bei Jugendlichen einen neuen Ansatz zur Behandlung und Prävention von Fettleibigkeit bieten könnte, sagte Peterson.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Johns Hopkins Universität; NeuroImage – DOI: 10.1016/j.neuroimage.2017.07.052; Aug. 2017

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