(Verzerrte) Körperwahrnehmung (Psychologie)
Psychologie-Lexikon – Kognitive Psychologie
Forschung und News zur Psychologie der (verzerrten) Körperwahrnehmung.
Unsere Körperwahrnehmung lässt sich in 2 Minuten verzerren
Wie unglaublich anfällig unser Gehirn gegenüber Manipulationen durch Bilder ist.
09.07.2016 Eine neue in Frontiers in Neuroscience veröffentlichte Studie der Macquarie Universität hat herausgefunden, dass sich die Wahrnehmung des eigenen und des fremden Körpergewichts in weniger als zwei Minuten verzerren lässt, und beleuchtet damit die Ursachen für Körperbildstörungen wie Anorexia nervosa und Muskeldysmorphie.
Manipulation perzeptiver Prozesse im Gehirn
Die Studie untersuchte, wie sich die perzeptiven (wahrnehmenden) Mechanismen im Gehirn als Reaktion auf Bilder des eigenen Körpers und Bilder von Körpern anderer anpassen. Die Bilder wurden manipuliert, damit die Körper dünner oder dicker aussahen, als sie wirklich waren.
Bild: Gerd Altmann
Nachdem sich die Teilnehmer zwei Minuten Bilder von dünneren Versionen ihrer selbst oder anderer angesehen hatten, konnten die Wissenschaftler etwas beobachten.
Die neuronalen Prozesse, die die Wahrnehmungen der Teilnehmer kontrollieren, hatten sich tatsächlich angepasst, und sahen die auf den Bildern dargestellten dünneren Körper als das neue ‚Normale‘ an, sagte Studienautor Prof. Kevin Brooks vom Fachbereich für Psychologie.
„Die originalen – die wirklichen – Körperbilder sahen für die Probanden nun dicker aus.“
Das Gegenteil konnte auch herbeigeführt werden: Die Teilnehmer nahmen die ursprünglichen – realen – Körper als dünner wahr, wenn sie sich 2 Minuten Bilder der dickeren Körper anschauten.
Obwohl es verschiedene Gehirnprozesse gibt, die die Wahrnehmung einer Person bezüglich ihrer eigenen Körperstatur und der anderer Personen kontrollieren, können diese beiden Mechanismen sich auch gegenseitig beeinflussen, fanden die Forscher heraus.
Extrem anfällig gegenüber Manipulation durch Bilder
D.h., sich Bilder von dünnen Menschen anzusehen, macht einen nicht nur unglücklich bezüglich der eigenen Körperausmaße, es beeinflusst tatsächlich die Wahrnehmungsprozesse im Gehirn und lässt einen glauben, man ist dicker oder dünner als man wirklich ist, sagte Koautor Dr. Ian Stephen.
Dauer und Häufigkeit der Exposition spielen definitiv eine Rolle, aber die Tatsache, dass sich das Gehirn bereits nach einer so kurzen Zeit anpasst, legt nahe, dass wir gegenüber der Manipulation durch Bilder anderer Körper unglaublich anfällig sind, sagte er.
Dies beleuchtet die psychischen Gesundheitsprobleme von Körperbildstörungen (Dysmorphophobien) – wie Anorexie und Muskeldysmorphie – und kann möglicherweise bei der Entwicklung von Behandlungen bei solchen Störungen genutzt werden, sagen die Forscher.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Macquarie Universität, Frontiers in Neuroscience – DOI: 10.3389/fnins.2016.00334; Juli 2016
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