Beobachtungslernen (Psychologie, Gehirn)

Beobachtungslernen (Psychologie, Gehirn)

Beobachtungslernen oder Modelllernen ist eine kognitivistische Lerntheorie aus der Psychologie. Darunter fallen Vorgänge des Lernens, die auf der Beobachtung der Verhaltensweisen und Handlungen anderer Menschen basieren. Synonyme sind Nachahmungslernen, Imitationslernen, soziales Lernen.

Forscher identifizieren Gehirnzellen für Beobachtungslernen und Schadenfreude

09.10.2016 Vom Säuglingsalter an lernen wir, indem wir andere Menschen beobachten; eine neue in Nature Communications veröffentlichte Studie der Universität California (Los Angeles) und des California Institute of Technology hat die individuellen Neurone festgemacht, die dieses Beobachtungslernen unterstützen.

Die Behandlung von Lernstörungen und sozialen Angststörung kann von diesem neuen Wissen profitieren. Die Forscher fanden auch heraus, dass Schadenfreude die Neurone in derselben Region feuern lässt.

Von den Fehlern anderer lernen

Das Beobachtungslernen ist der Eckstein für unsere psychologische Fähigkeit, das Verhalten zu ändern, sagte Studienautor Dr. Itzhak Fried, Professor der Neurochirurgie und Psychiatrie. Es ist menschliche Natur, von den Fehlern anderer Menschen lernen zu wollen, damit man selbst diese Fehler nicht machen muss, sagte er.

Die Forscher maßen mit Hilfe von Elektroden die Gehirnaktivität von 10 Teilnehmern, die ein Kartenspiel spielten. In dem Spiel spielten die Teilnehmer gegeneinander und nahmen Karten von zwei Stapeln ab, die Gewinner- und Verliererkarten enthielten – ein Stapel enthielt 70% Gewinnerkarten, der andere nur 30%.

Anhand der aufgedeckten Karten konnten die Teilnehmer im Verlauf des Spiels die Gewinnchancen erreichnen und erkennen, ob jemand einen Fehler machte, und daraus lernen.

Aktivierung des anterioren cingulären Cortex

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Bild: Anteriorer cingulärer Cortex (orange)

Das Forscherteam unter der Leitung von Dr. Michael Hill stellte überrascht fest, dass individuelle Neurone tief im Frontallappen reagierten, wenn ein Teilnehmer überlegte, ob er oder sein Gegner die Gewinnerkarte zog.

Diese Region – der anteriore cinguläre Cortex – spielt eine wichtige Rolle bei psychologischen Funktionen auf höchster Ebene wie Entscheidungsbildung, Belohnungsantizipation, soziale Interaktion und Emotionen, erklären die Forscher.

Lernprozess

Die Feuerrate der individuellen Neuronen veränderte sich abhängig von der Annahme des Teilnehmers, was als nächstes geschah, sagte Hill; z.B., würden die Gegner gewinnen oder verlieren. Dieselben Zellen änderten auch ihre Reaktion, nachdem der Patient entdeckte, ob seine Vorhersage zutraf, was seinen Lernprozess widerspiegelte.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass individuelle Nervenzellen im Gehirn die Details nutzten, die durch Beobachtung der anderen Spieler herausbekommen wurden, um die verbliebenden Karten auf dem Tisch zu berechnen.

Der anteriore cinguläre Cortex agiert als die zentrale Exekutive der menschlichen Entscheidungsbildung, doch es ist noch wenig über die neuronalen Prozesse auf diesem Niveau bekannt, sagte Fried.

Laut den Forschern werden die Ergebnisse Wissenschaftlern helfen, die Organisation und genauen Funktionen von Neuronen im anterioren cingulären Cortex besser zu verstehen.

Die Forscher sagen, dass die aktive Stimulation der Neurone im anterioren cingulären Cortex menschliches Verhalten beeinflussen und einen möglichen Nutzen für Menschen haben könnte, die Probleme mit dem Lernen oder dem Lesen sozialer Hinweise haben.

Schadenfreude

Die Forscher bemerkten, dass die Zellen im selben Gebiet jedes Mal kräftig feuerten, wenn eine Person gewann oder die anderen Spieler verloren, und weniger aktiv wurden, wenn die Person verlor oder die anderen Spieler gewannen.

“Während wir nicht genau wissen, was diese Neurone verschlüsseln, ist es doch faszinierend zu beobachten, wie etwas wie Schadenfreude sich in der Aktivität individueller Neuronen im menschlichen Gehirn widerspiegelt”, sagte Hill.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität California (Los Angeles), Nature Communications – doi:10.1038/ncomms12722; Okt. 2016

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