- Social-Media-Enthusiast oder ein Facebook-Abhängiger?
- Risikofaktoren
- Symptome / Kriterien
- Übermäßiger Facebook-Konsum ist vergleichbar mit Drogenabhängigkeit
- Zusammenhang zwischen täglichem Stress, sozialer Unterstützung und Facebook-Sucht
- Gestörtes Nutzungsverhalten der Social-Media-Plattformen von Facebook: Zur Rolle von Persönlichkeit, Impulsivität und sozialen Ängsten
- Weitere Infos, News zu: Facebook und die Psyche
- Weitere Infos, News zu: Sozial-Media-Sucht
Social-Media-Enthusiast oder ein Facebook-Abhängiger?
Sind Sie ein Social-Media-Enthusiast oder ein Facebook-Abhängiger? Forscher aus Norwegen haben ein neues Instrument entwickelt, um Facebook-Sucht /-Abhängigkeit zu messen: die Bergen Facebook Addiction Scale (Bergen Facebook Abhängigkeits-Skala).
Die Benutzung von Facebook hat rasch zugenommen. Wir haben es mit einer Subform von mit sozialen Medien verbundener Internet-Abhängigkeit zu tun, behauptet Doktor der Psychologie Cecilie Schou Andreassen über die Studie, die die Erste ihrer Art weltweit ist.
Andreassen leitet das Forschungsprojekt „Facebook Sucht“ an der Universität von Bergen (UiB). Ein Artikel über die Ergebnisse ist gerade in der Zeitschrift Psychological Reports herausgegeben worden.
Sie hat klare Ansichten, warum einige Menschen Facebook-Abhängigkeit entwickeln.
Risikofaktoren
Sie tritt eher unter jüngeren als älteren Benutzern auf. Es wurde auch festgestellt, dass Menschen, die ängstlich und gesellschaftlich unsicher sind, eher und ausgiebiger Facebook benutzen, als jene mit niedrigeren Scores bei diesen Eigenschaften; wahrscheinlich weil ängstlichere Menschen es leichter finden, über soziale Medien zu kommunizieren als persönlich, sagte Andreassen.
Bild: Gerd Altmann
Personen, die organisierter und ehrgeiziger sind, scheinen ein geringeres Risiko für eine Facebook Abhängigkeit zu haben. Sie verwenden oft soziale Medien als festen Bestandteil ihrer Arbeit und Vernetzung.
Unsere Forschung zeigt auch, dass Frauen ein größeres Risiko für die Entwicklung einer Abhängigkeit haben, wahrscheinlich durch die soziale Natur von Facebook, sagt Andreassen.
Laut Andreassen zeigt die Studie auch, dass die Abhängigkeit mit Extraversion gekoppelt ist. Personen mit hohen Werten auf dieser neuen Skala (Bergen Facebook Addiction Scale) tendieren weiterhin dazu, einen eher verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmus zu haben.
Symptome / Kriterien
Die Bergen Facebook Addiction Scale basiert auf sechs Grundkriterien, auf die alle Items der folgenden Skala zielen: (1) sehr selten, (2) selten, (3) manchmal, (4) oft, und (5) sehr oft:
- Sie verbringen viel Zeit damit, über Facebook nachzudenken, oder die Nutzung von Facebook zu planen.
- Sie fühlen einen Drang, Facebook zu verwenden – immer mehr und öfter.
- Sie verwenden Facebook, um persönliche Probleme zu vergessen.
- Sie haben versucht, Facebook einzuschränken, ohne Erfolg.
- Sie werden unruhig oder aufgewühlt, wenn Sie von der Benutzung Facebooks abgehalten werden.
- Sie benutzen Facebook so oft, dass es negative Auswirkungen auf Ihren Job / Studium / Schule gibt.
Andreassens Studie sagt, dass wahrscheinlich eine Abhängigkeit von Facebook besteht, wenn mindestens vier der sieben Punkte mit „oft“ oder „sehr oft“ beantwortet werden.
So wie das Fernsehen ist Facebook allgegenwärtig (zumindest für einige Menschen) im Alltagsleben geworden, und es wird für viele Leute zunehmend schwierig, festzustellen, ob sie von sozialen Medien abhängig sind.
Andreassens Studie zeigt, dass die Symptome der Facebooksucht denen von Drogensucht, Alkoholsucht und Abhängigkeit von chemischen Substanzen ähnelt.
Quelle: Psychological Reports. Mai 2012
Übermäßiger Facebook-Konsum ist vergleichbar mit Drogenabhängigkeit
12.01.2019 Eine schlechte Entscheidungsfindung ist ein Merkmal, das oft Drogenabhängigen und Spielsüchtigen zuzuschreiben ist. Gilt das Gleiche für Facebook-Abhängige, also Personen, die exzessiv dieses soziale Netzwerk aufsuchen?
Dar Meshi vom Fachbereich Psychologie der Michigan State Universität und Kollegen testeten 71 Teilnehmer auf ihre psychologische Abhängigkeit von Facebook – dies wurde ähnlich wie bei anderen Süchten gemessen.
Entscheidungsfähigkeit wie bei Drogensüchtigen
Die Forscher ließen die Teilnehmer dann die Iowa Gambling Task durchführen, eine gängige Aufgabe, die von Psychologen zur Messung der Entscheidungsfindung verwendet wird. Um die Aufgabe erfolgreich abzuschließen, identifizieren die Benutzer die Ergebnismuster in den Kartendecks, um das bestmögliche Deck auszuwählen.
Meshi und seine Kollegen fanden heraus, dass am Ende der Glücksspielaufgabe galt:
Je schlechter die Teilnehmer bei der Auswahl aus schlechten Decks waren, desto exzessiver war ihre Facebook-Nutzung. Je besser sie bei der Aufgabe waren, desto weniger nutzten sie diese Social Media Plattform.
Dieses Ergebnis ist komplementär zu den Ergebnissen bei Drogenabhängigen. Menschen, die von Opioiden, Kokain, Methamphetamin und anderen Drogen abhängig sind, haben ähnliche Ergebnisse bei der Iowa Gambling Task und zeigen damit den gleichen Mangel an Entscheidungsfähigkeit wie exzessive Facebooknutzer, schließen die Wissenschaftler.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Behavioral Addictions (2019). DOI: 10.1556/2006.7.2018.138
Zusammenhang zwischen täglichem Stress, sozialer Unterstützung und Facebook-Sucht
28.05.2019 Eine in Psychiatric Research publizierte Forschungsarbeit konnte einen Zusammenhang zwischen fehlender Offline-Unterstützung, Stress und einer krankhaften Nutzung von Facebook – also einer Facebooksucht – beobachten.
Julia Brailovskaia vom Fachbereich Psychologie der Ruhr-Universität Bochum und Kollegen werteten die Daten zum Stresslevel und der Facebook-Nutzung von 309 Facebooknutzern zwischen 18 und 56 Jahren aus.
Die Wissenschaftler stellten eine positive Verbindung zwischen Ausmaß des täglichen Stresses, Intensität der Nutzung von Facebook und der Facebookabhängigkeit fest. Fehlende soziale Offline-Unterstützung erhöhte das Risiko, ein Facebook-Suchtverhalten zu entwickeln.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychiatric Research – DOI: 10.1016j.psychres.2019.05.014
Gestörtes Nutzungsverhalten der Social-Media-Plattformen von Facebook: Zur Rolle von Persönlichkeit, Impulsivität und sozialen Ängsten
19.01.2020 Eine in Psychiatry Research veröffentlichte Studie von Cornelia Sindermann vom Fachbereich Psychologie der Ulm Universität und Kollegen untersuchte Persönlichkeitsfaktoren, die einem gestörten Nutzungsverhalten (kurz nun Social-Media-Abhängigkeit bzw. Facebook-Sucht genannt) zugrundeliegen – mit dem Fokus auf verschiedene Social-Media-Plattformen (Facebook, WhatsApp und Instagram – Plattformen, die zum Unternehmen Facebook gehören).
N = 494 (n = 385 männliche) Teilnehmer füllten Fragebögen zu den Big Five Persönlichkeitsmerkmalen, Impulsivität und sozialen Ängsten (als Störung Soziale Phobie), und gaben Auskunft über ihre Nutzung von Facebook, WhatsApp und/oder Instagram.
Impulsivität und Extraversion
Die Befunde ergaben, dass Impulsivität und insbesondere Extraversion positiv mit den Bewertungen der Facebook-, WhatsApp- und Instagramm-Verhaltenssucht verbunden waren (d.h. impulsive u. extrovertierte zeigten eher ein gestörtes Nutzungsverhalten).
Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus
Gewissenhaftigkeit war negativ und insbesondere Neurotizismus positiv signifikant mit der Tendenz der Entwicklung speziell einer Facebook-Sucht verbunden.
Die nicht-signifikanten Verknüpfungen von WhatsApp- und Instagram-Abhängigkeit mit Neurotizismus waren jedoch höchstwahrscheinlich auf die Überschneidung von Neurotizismus mit Impulsivität und sozialer Angst zurückzuführen, schreiben die Forschenden.
Prädisponierende Faktoren für die Entwicklung von Social-Media-Verhaltenssüchten
Zusammenfassend bietet die vorliegende Studie Einblicke in mögliche gemeinsame und unterschiedliche prädisponierende Faktoren für die Entwicklung von gestörtem Nutzungsverhalten bzw. Verhaltenssüchten verschiedener Social-Media-Plattformen, die ihren Nutzern unterschiedliche Inhalte und Funktionen zur Verfügung stellen.
Zukünftige Studien sollten darauf abzielen, kausal zu untersuchen, warum verschiedene Plattformen für Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeitsprofilen süchtig machen, schließen die Psychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychiatry Research – https://doi.org/10.1016/j.psychres.2020.112793