Achtsamkeit gegen Gewalt und Aggressionen

Achtsamkeit gegen Gewalt und Aggressionen

Persönlichkeitspsychologie

Achtsamkeitstraining hilft Männern in der Beziehung, besser mit Verärgerung und Wut umzugehen, und weniger Gewalt anzuwenden

10.07.2020 Eine in BMC Psychiatry veröffentlichte Studie verglich die Wirksamkeit von Gruppentherapie mit kognitiver Verhaltenstherapie (Cognitive-Behavioural Group Therapy, CBGT) im Vergleich zur Gruppentherapie mit achtsamkeitsbasierter Stressreduktion (Mindfulness-based Stress Reduction, MBSR) bei der Reduzierung von Aggressionen und insbesondere gewalttätigem Verhalten bei Personen, die in intimen Partnerschaften gewalttätig sind und freiwillig Hilfe suchten.


Bild: pixabay

Merete Berg Nesset von der Norwegian University of Science and Technology und Kollegen randomisierten 144 Teilnehmer auf eine Behandlung mit kognitiver Verhaltenstherapie (n = 67) oder auf das Achtsamkeitstraining (n = 58); 19 Teilnehmer brachen die Behandlung ab.

Die Interventionsbedingung umfasste zwei Einzelsitzungen, gefolgt von 15 kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppentherapiesitzungen. Die Vergleichsbedingung (Achtsamkeit) umfasste eine Einzelsitzung vor und nach 8 achtsamkeitsbasierten Gruppensitzungen.

Persönliche Daten zu den Teilnehmern (N = 125) und ihren Beziehungspartnern (n = 56) wurden zu Beginn und nach drei, sechs, neun und zwölf Monaten erfasst.

Vordefiniertes primäres Ergebnis war die berichtete körperliche, psychische oder sexuelle Gewalt und körperliche Verletzungen, gemessen anhand der überarbeiteten Konflikttaktik-Skala (Conflict Tactics Scale – CTS2).

Reduktion der Gewalterfahrungen

Die Ergebnisse nach der Behandlung waren für beide Gruppen gleich gut:

  • Vor der Behandlung hatten 60 Prozent der Männer sexuelle Gewalt gegen ihre Beziehungspartnerinnen begangen. Kaum jemand berichtete nach der Behandlung über solche gewalttätigen Episoden.
  • Vor der Behandlung berichteten 85 Prozent der Männer über körperliche Gewalt. Ein großer Prozentsatz hatte Gewalt begangen, die zu einer Verletzung der Partnerin führte. Nach der Behandlung sank dieser Prozentsatz auf zehn Prozent.
  • Vor der Behandlung berichteten 87 Prozent der Teilnehmer über psychische oder emotionale Gewalt, wie Drohungen und herabsetzende Bemerkungen. Diese Zahl ging um 25 Prozent zurück, aber der Rückgang war nicht so dramatisch wie bei den anderen Arten von Gewalt. Nesset erklärt sich dies damit, dass es lange dauert, bis man sich sicher fühlt.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: BMC Psychiatry (2020). DOI: 10.1186/s12888-020-02582-4

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