Narzissmus und die Unsicherheit
Studie: Narzissmus wird durch Unsicherheit gefördert, nicht durch ein grandioses Selbstbild
30.03.2021 Narzissmus wird durch Unsicherheit angetrieben und nicht durch ein aufgeblasenes Selbstwertgefühl laut einer in Personality and Individual Differences veröffentlichten Studie.
Lange Zeit war unklar, warum Narzissten unangenehme Verhaltensweisen wie Selbstbeweihräucherung an den Tag legen, da dies andere eher dazu bringt, weniger von ihnen zu halten, erklärt Pascal Wallisch vom Fachbereich Psychologie der New York University. Das ist im Zeitalter der sozialen Medien ziemlich weit verbreitet – ein Verhalten, das als ‚Flexing‘ bezeichnet wird, schreibt er.
Die psychologische Forschungsarbeit zeige, dass diese Narzissten nicht grandios sind, sondern eher unsicher, und so scheinen sie mit ihrer Unsicherheit umzugehen, sagt der Psychologe.
Narzissmus als kompensatorische Anpassung
Genauer gesagt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Narzissmus besser als kompensatorische Anpassung zu verstehen ist, um ein niedriges Selbstwertgefühl zu überwinden und zu überdecken, fügt Studienautorin Mary Kowalchyk hinzu.
Die fast 300 Teilnehmer der Studie – etwa 60 Prozent weiblich und 40 Prozent männlich – hatten ein Durchschnittsalter von 20 Jahren und beantworteten 151 Fragen per Computer.
Die Forscher untersuchten auf die narzisstische Persönlichkeitsstörung, die als exzessive Selbstverliebtheit konzeptualisiert wird und aus zwei Subtypen besteht, die als grandioser und vulnerabler (verletzlicher) Narzissmus bekannt sind. Eine verwandte Störung, die Psychopathie, ist ebenfalls durch ein grandioses Selbstverständnis gekennzeichnet.
Die Psychologen versuchten, das Verständnis zu verfeinern, wie diese psychischen Zustände zusammenhängen.
Durch Unsicherheit überhöhtes Selbstbild
Insgesamt zeigten die Ergebnisse starke Zusammenhänge zwischen FLEX (FLEX erfasst von Unsicherheit getriebene Selbstkonzeptualisierungen, die sich als Impressionsmanagement manifestieren und zu selbstüberhöhenden Tendenzen führen) und Narzissmus – aber nicht mit Psychopathie. Zum Beispiel korrelierte das Bedürfnis nach sozialer Bestätigung (eine Messgröße von FLEX) mit der berichteten Tendenz zur performativen Selbsterhöhung (ein Merkmal von vulnerablem Narzissmus).
Im Gegensatz dazu zeigten Messwerte der Psychopathie, wie z.B. ein erhöhtes Selbstwertgefühl, niedrige Korrelationswerte mit vulnerablem Narzissmus, was einen Mangel an Unsicherheit impliziert.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass echte Narzissten unsicher sind und am besten durch den Subtyp des vulnerablen Narzissmus beschrieben werden, während grandioser Narzissmus besser als eine Manifestation von Psychopathie verstanden werden könnte, schließen die Psychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Personality and Individual Differences – doi.org/10.1016/j.paid.2021.110780