Persönlichkeitsunterschiede zwischen Mann und Frau
Persönlichkeitspsychologie
News und Forschungsartikel zu den Persönlichkeitsunterschieden zwischen den Geschlechtern
Die Persönlichkeitsunterschiede zwischen den Geschlechtern sind in Ländern mit der größten Geschlechtergleichstellung am größten
15.10.2018 Die selbstbeurteilten Persönlichkeiten von Männern und Frauen unterscheiden sich in gleichberechtigten Ländern stärker laut ein in der Fachzeitschrift International Journal of Psychology publizierten Forschungsarbeit.
Erik Mac Giolla vom Fachbereich Psychologie der Universität Göteborg und Kollegen analysierten die Daten von über 130.000 Menschen aus 22 verschiedenen Ländern, die einen validierten Persönlichkeitstest ausgefüllt hatten.
Big Five
Bild: Gerd Altmann
Der Test maß die „Big Five“ Persönlichkeitsmerkmale (Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus), die als die am häufigsten akzeptierte Kategorisierung in der Persönlichkeitsforschung angesehen werden.
Die durchschnittlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen wurden für jedes Land berechnet und dann mit dem Gleichstellungsniveau des Landes verglichen.
Auswirkung der Geschlechtergleichstellung
In Anlehnung an frühere Forschungen zeigte die Studie, dass ein höheres Niveau der Geschlechtergleichstellung mit größeren Persönlichkeitsunterschieden zwischen Mann und Frau verbunden ist.
Länder mit einem sehr hohen Grad der Geschlechtergleichstellung, wie Schweden und Norwegen, zeigten Persönlichkeitsunterschiede zwischen den Geschlechtern, die etwa doppelt so groß waren wie bei Männern und Frauen in Ländern mit einem deutlich niedrigeren Grad der Geschlechtergleichstellung, wie z.B. China und Malaysia.
Unterschiede bei Big Five
Darüber hinaus bewerteten sich Frauen im Allgemeinen als
- besorgter (Neurotizismus),
- sozialer (Extraversion),
- neugieriger (Offenheit),
- fürsorglicher (Verträglichkeit) und
- verantwortungsbewusster (Gewissenhaftigkeit)
als Männer, und diese relativen Unterschiede waren in Ländern mit Geschlechtergleichheit größer.
Soweit diese Merkmale als stereotyp weiblich eingestuft werden können, interpretieren die Psychologen die Daten so, dass mit zunehmender Progressivität der Länder Männer und Frauen sich zu ihren traditionellen Geschlechternormen bekennen. Aber die Forscher wissen nicht, warum es so ist, und leider lassen die Daten keine Rückschlüsse auf kausale Erklärungen zu, schreiben die Psychologen.
Erklärungsversuche
Eine mögliche Erklärung ist, dass Menschen in fortschrittlicheren und gleichberechtigten Ländern eine größere Chance haben, inhärente biologische Unterschiede auszudrücken.
Eine andere Theorie ist, dass Menschen in fortschrittlichen Ländern einen größeren Wunsch haben, Unterschiede in ihrer Identität durch ihr Geschlecht auszudrücken, sagt Koautor Petri Kajnoius, Associate Professor für Psychologie und Verhaltensbeobachtung.
Eine Kombination aus sozialer Rollentheorie und evolutionären Perspektiven kann letztlich notwendig sein, um diese Ergebnisse zu erklären, schließen die Psychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Psychology – doi.org/10.1002/ijop.12529
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