Selbstsabotage (Psychologie); Selbstbehinderndes Verhalten

Selbstsabotage (Psychologie); Selbstbehinderndes Verhalten

Positive Psychologie / Glücksforschung

Frühaufsteher sabotieren sich eher am Morgen, Spätaufsteher eher abends

31.08.2016 Laut einer in Experimental Social Psychology veröffentlichten Studie der Universität Indiana untergraben Menschen ihre Leistungsfähigkeit bei stressenden Aufgaben mit größerer Wahrscheinlichkeit dann, wenn sie an der „Maximalkapazität“ agieren – basierend auf ihrer bevorzugten Zeit des Tages, ihres Chronotyps.

Abhängig vom Chronotyp

Die anscheinend kontraintuitiven Ergebnisse basieren auf einer Untersuchung der Verbindung zwischen dem circadianen Rhythmus und der Gefahr eines selbstbehindernden Verhaltens oder Selbstsabotage. Aber statt zu versuchen, sich gegen den möglichen Misserfolg zu „off-peak“ Zeiten (d.h. Zeiten, in denen man nicht die maximalen Kapazitäten zur Verfügung hat) zu schützen, demonstrieren die Ergebnisse, dass die Menschen dieses Verhalten eher zu ihren Spitzenzeiten zeigten.

Mit anderen Worten: Die „Lerchen“, die am Morgen zu ihrer Höchstform auflaufen, behindern sich eher morgens, und die „Eulen“ mit größerer Wachsamkeit am Abend, sabotieren sich eher in dieser Zeit.

Definition

Diese Selbstsabotage wird von Psychologen definiert als ein Verhalten, bei dem jemand im Voraus versucht, sein Ego gegen einen potenziellen Misserfolg zu schützen, indem er/sie die Umstände erschafft – real oder imaginiert – die seiner/ihrer Fähigkeit schaden, eine stressende Aufgabe auszuführen.

selbstwert - selbstunsicherheit
Bild: John Hain

Ein klassisches Beispiel ist, vor einem wichtigen Test oder Vorstellungsgespräch nicht zu lernen oder die Nacht zu lange aufzubleiben.

Dieses Verhalten kann auch zu eingebildeten Krankheiten, Erschöpfung, Aggression, Essattacken und Drogen-, Alkoholmissbrauch führen bzw. damit einhergehen.

‚Entschuldigungen‘ suchen, geht besser mit Maximalleistung

Die Studie fand auch, dass Personen, die chronisch anfällig Entschuldigungen suchten, über das gleiche Stress-Niveau zu „off-peak“ Zeiten berichteten wie diejenigen, die nicht dieses Verhalten zeigten. Nur zu Spitzenzeiten berichteten diese Teilnehmer über Stress als Entschuldigung für eine schlechte Leistung.

Was diese Studie sagt, schreibt der Psychologie-Professor und Studienautor Ed Hirt, ist, dass die Selbstsabotage Gedanken und Planung benötigt. Selbstunsichere Menschen, die Angst vor dem Versagen
haben, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit potenzielle Entschuldigungen und Selbstbehinderungen in ihrer Höchstform ausmachen.

Teufelskreis

Wenn positive Selbstansichten bedroht werden, können

  • Verhaltensweisen ausgelöst werden, die sich gegen die Quelle der Bedrohung richten,
  • Vergleiche mit anderen gezogen werden, die schlechter sind als man selbst, oder
  • selbstzerstörerische Handlungen wie Substanz-Missbrauch folgen,

fügte Studienleiterin Julie Eyink hinzu.

Leider ist es ziemlich üblich, sich in einer negativen Spirale zu verfangen, in der die Selbstsabotage zur einer geringeren Selbstachtung und einem größeren Glauben an den Misserfolg führt, was mehr Selbstbehinderungen zur Folge hat.

Bei der Studie ließen die Forscher 237 Studenten (98 Männer) einen Intelligenztest machen, wobei der Hälfte vorher die Information gegeben wurde, dass Stress die Leistung bei diesem Intelligenztest beeinflusst, und der anderen Hälfte wurde gesagt, dass Stress das Ergebnis nicht beeinflussen könne.

Die Tests wurden um 8:00 Uhr morgens oder 20:00 Uhr von den vorher als „Morgentypen“ bzw. „Abendtypen“ – anhand ihres circadianen Rhythmusses – kategorisierten Teilnehmern gemacht. Sie wurden auch auf ihre selbstbehindernden Tendenzen eingeschätzt.

Größeres Stress-Niveau in den Stunden der Maximalleistung

Es zeigte sich, dass Teilnehmer, die sich eher selbst sabotierten, über ein größeres Stress-Niveau in den Stunden ihrer Maximalleistung berichteten.

Eine hohe oder niedrige Tendenz zur Selbstsabotage machte jedoch keinen Unterschied zu „off-peak“-Zeiten. Beide Gruppen zeigten das gleiche Stress-Niveau in diesen Zeiten.

Die Ergebnisse scheinen kontraintuitiv, aber was sie wirklich zeigen, sind klare Belege, dass selbstbehinderndes Verhalten eine anspruchsvolle und ressourcenverschlingende Strategie ist, sagte Eyink. „Nur Personen, die im Besitz ihrer kognitiven Maximalmittel waren, waren im Stande, sich mit der Selbstsabotage zu beschäftigen.“

Was tun?

Personen, die selbstsabotierendes Verhalten vermeiden wollen, könnten – beruhend allein auf der Studie – folgern, sie sollten sich mit stressenden Aufgaben zu Off-Peak-Zeiten beschäftigen. Aber sie warnte, dass diese Strategie die Ausführung von Aufgaben zu Zeiten verlangen würde, zu denen man kognitiv nicht in der Lage ist, Höchstleistungen zu bringen.

Sie empfehle daher zur Verhinderung von selbstsabotierendem Verhalten eher gesunde Tätigkeiten wie Sport, oder sich professionelle Hilfe wie psychologische Beratung zu suchen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Indiana, Experimental Social Psychology – DOI: 10.1016/j.jesp.2016.07.010; August 2016

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