Versicherungsbetrug (Psychologie)

Versicherungsbetrug (Psychologie)

Rechtspsychologie – Kriminalpsychologie

News/Forschung zur Psychologie des Versicherungsbetrugs

Wenn Betrügen sich ‚richtig‘ anfühlt:
Der Schmerz der Ablehnung lässt einen eher betrügen

27.07.2016 Laut einer in Frontiers in Psychology publizierten Studie betrügen Menschen eher, weil sie sich schlecht fühlen, wenn sie zurückgewiesen wurden.

Die meisten von uns gehören sicher nicht zu den Berufsverbrechern, aber wenn eine Versicherungsgesellschaft unsere Ansprüche zurückweist, werden wir mit größerer Wahrscheinlichkeit lügen bzw. betrügen und unsere Ansprüche aufblasen.

Zurückweisung schmerzt

Versicherungsunternehmen werden diese Studie aufmerksam analysieren: Menschen werden mit größerer Wahrscheinlichkeit falsche Versicherungsansprüche vorlegen, wenn ihre ursprünglichen Forderungen zurückgewiesen werden. Unabhängig davon, ob diese Zurückweisung fair oder unfair ist, oder ob eine finanzielle Belohnung auf dem Spiel steht: Die Ablehnung macht uns unglücklich, unzufrieden und wir reagieren, indem wir uns unehrlich verhalten.

In dieser Studie, die ein vorgetäuschtes Versicherungsanspruchs-Scenario verwendete, veränderten die Teilnehmer, deren Ansprüche ursprünglich abgelehnt wurden, schnell ihre Geschichten, um ihre Ansprüche geltend zu machen.

Während dem Täter die kleine Summe harmlos erscheint, um die er die Versicherung betrügen will, ist Versicherungsbetrug ein sehr kostspieliges Verbrechen. Z.B. beläuft sich die Summe der Versicherungsbetrugsfälle in den Vereinigten Staaten auf ungefähr $ 40 Milliarden pro Jahr oder $ 400-700 pro Familie pro Jahr laut FBI.

Versicherungsbetrug ist kein Kavaliersdelikt

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Bild: Steve Buissinne

Psychologin und Studienautorin Dr. Sophie Van Der Zee erklärte, dass dieser Betrug ein weit verbreitetes Problem ist, das Gesellschaft und dadurch jeden Einzelnen große Geldbeträge kostet. Das Problem mit dem Schwindel besteht darin, dass er einigen Menschen nützt, aber dadurch dem Rest der Bevölkerung schadet.

Zu verstehen, was Menschen dazu antreibt, ihre Versicherungsansprüche zu fälschen, könnte riesige Ersparnisse sowohl für das Versicherungsunternehmen als auch den Verbraucher bedeuten.

Klarheit und Transparenz

Die für diese Forschung verantwortlichen Wissenschaftler denken, dass sie die Antwort haben: Klarheit und Transparenz seitens des Versicherers. Machen Sie die Richtlinien verständlich, und machen Sie die Ablehnungsspolitik klarer.

Die 2 1/2-jährige Studie untersuchte, wie die Zurückweisung die Gefühle und das anschließende Verhalten beeinflusste.

Auf einer Online-Plattform sollten die Teilnehmer die simulierten Versicherungsansprüche aufschreiben und geltend machen. Anschließend berichteten sie über das Ausmaß bei einigen Emotionen – wie Zufriedenheit, Traurigkeit, Frustration, Angst und Schuld. Die Ansprüche wurden entweder akzeptiert oder von den Forschern abgelehnt.

Negativere Gefühle bei Ablehnung

Teilnehmer, deren Ansprüche zurückgewiesen wurden, meldeten negativere Gefühle.

Und sie betrogen oder logen mit deutlich größerer Wahrscheinlichkeit in der folgenden Phase der Studie, unabhängig davon, ob die Ablehnung auf objektiven oder subjektiven Gründen geschah, oder ungeachtet dessen, ob es einen finanziellen Anreiz gab.

Grundsätzlich war es egal, ob die Zurückweisung fair war oder nicht, oder ob sie finanzielle Vorteile erhofft hatten: Die Ablehnung der Versicherer schmerzt, und dafür sollten diese zahlen.

Prävention

Van Der Zee vom Fachbereich für Organisationspsychologie sagte: Die Bekämpfung dieses Betrugs könnte das Leben vieler (ehrlicher) Menschen positiv beeinflussen. Wenn wir verstehen, wann Menschen dazu neigen, unehrlich zu sein und zu betrügen, können wir die Umstände derart verändern, dass sie sich eher ehrlich als betrügerisch verhalten.

Da die Entdeckung von Täuschung und Betrug sehr schwierig ist, ist die Prävention besser als ein ‚Heilmittel‘, sagte die Psychologin.

Die Forscher sind bereits in Gesprächen mit mehreren niederländischen Versicherungsgesellschaften, um ihre Ideen in der realen Welt zu überprüfen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Networked Organisations, TNO, Rijswijk, University of Cambridge, Cambridge, University of Cumbria, Utrecht University, Frontiers in Psychology – DOI: 10.3389/fpsyg.2016.00734; Juli 2016

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