- 7 Verhaltensweisen des Arztes, die die Beziehung zum Patienten verbessern
- Warum viele Patienten Informationen gegenüber ihren Ärzten zurückhalten
- Medizinische Psychologie
- Weitere News, Forschung dazu
7 Verhaltensweisen des Arztes, die die Beziehung zum Patienten verbessern
15.12.2015 Trotz enormer Fortschritte in der Medizin bleibt die zwischenmenschliche Begegnung von Patienten und Arzt ein überaus wichtiger Faktor in der Krankenversorgung.
Viele Studien haben verschiedene Aspekte dieser Beziehung erforscht, z.B. die Arzt-Patient-Kommunikation, schwierige Patienten-Interaktionen und was Ärzte an ihrer Arbeit wichtig finden. Diese zwischenmenschlichen, psychologischen Aspekte des Heilauftrags können als wichtiger Posten in der medizinischen Heilkunst betrachtet werden.
Bild: Darko Stojanovic
Thomas R. Egnew von der Universität Washington in Seattle untersuchte die Wissenschaftsliteratur und stellte sieben Verhaltensweisen von Ärzten zusammen, die die Arzt-Patient-Beziehung verbessern können.
Egnew zählt in seinem von der American Academy of Family Physicians veröffentlichten Forschungsbericht folgende sieben Verhaltensweisen – die er die ‚Die glorreichen Sieben‘ nennt – auf:
Die glorreichen Sieben
- Ausrichten des Fokus auf den Patienten:
(Persönliche Vorbereitung vor dem Betreten des Behandlungsraums: Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Körper, den eigenen geistigen Vorgängen; bei Angespanntheit sollte eine Atemübung zur Lockerung eingesetzt werden.
Nun fokussieren auf den nächsten Patienten: z.B. auf das Wissen über dessen Person, Krankengeschichte etc. - Beziehungsaufbau zum Patienten: Vor dem Öffnen des (elektronischen) Krankenblattes sollte die Beziehung auf zwischenmenschlicher und intellektueller Ebene aufgebaut werden.
- Erfassen der emotionalen (psychischen) Reaktionen des Patienten auf dessen Krankheit und Leiden.
- Gesprächsführung, die die Heilung fördert (Kongruenz, Akzeptanz, Verständnis für die Probleme des Patienten aufbringen)
- Körperliche Berührung kann mächtige Auswirkungen haben (patientenabhängig; ein warmer Händedruck oder ein Klaps auf die Schulter kann oft helfen, aufgeregte Patienten zu beruhigen etc.)
- Lachen und Humor (abhängig vom Patienten)
- Zeigen von Empathie
„Die empfohlenen Verhaltensweisen basieren auf empirischen Daten“, schreibt Egnew. „Sie integrieren einen patientenzentrierten Ansatz, mit dem Patienten zu kommunizieren, der sich als förderlich für die Gesundung und Zufriedenheit des Patienten gezeigt hat.“
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Washington, American Academy of Family Physicians; Dez. 2015
Warum viele Patienten Informationen gegenüber ihren Ärzten zurückhalten
09.12.2018 Viele Patienten halten absichtlich Informationen gegenüber ihren Ärzten zurück laut einer in JAMA Network Open veröffentlichten Studie.
Dr. Andrea Gurmankin Levy vom Middlesex Community College in Middletown, Connecticut und Kollegen befragten über zwei nationale psychologische Online-Stichproben (Amazons Mechanical Turk [MTurk] 2.096 Befragte; Survey Sampling International [SSI] 3.011 Befragte) dazu, welche wichtigen klinischen Informationen die Teilnehmer ihren Ärzten vorenthielten. Die Autoren untersuchten, wie häufig die Patienten ihren Ärzten nicht Informationen gaben, die für ihre medizinische Versorgung relevant sind.
Insgesamt wurden 2.011 MTurk- und 2.499 SSI-Antworten in die Analysen einbezogen. Die Forscher fanden heraus, dass 81,1 bzw. 61,4 Prozent der MTurk- und SSI-Teilnehmer es vermieden haben, mindestens eine Art von Informationen preiszugeben.
Fehlendes Einverständnis und Unverständnis
Die häufigsten Vorkommnisse waren, dass
- sie nicht mit der Empfehlung des Arztes übereinstimmten (45,7 bzw. 31,4 Prozent) und
- die Anweisungen des Arztes nicht verstanden (31,8 bzw. 24,3 Prozent).
Gründe
Die häufigsten psychologischen Gründe, warum sie Informationen vorenthielten waren:
- sie wollten nicht verurteilt oder belehrt werden (81,8 bzw. 64,1 Prozent),
- sie wollten nicht hören, wie gefährlich ihr Verhalten ist (75,7 bzw. 61,1 Prozent) und
- sie schämten sich bzw. waren verlegen (60,9 bzw. 49,9 Prozent).
In beiden Stichproben wurde die Wahrscheinlichkeit, Informationen zurückzuhalten, bei Teilnehmern erhöht, die weiblich, jünger waren, oder/und eine schlechtere selbstbewertete Gesundheit hatten.
Wenn Patienten den Ärzten Informationen so oft vorenthalten, wie es diese Forschung vermuten lässt, dann erhalten die Ärzte routinemäßig nicht die Informationen, die sie benötigen, um Patienten, insbesondere kranke Patienten, eine qualitativ hochwertige Versorgung zu bieten, schließen die Autoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Netw Open. 2018;1(7):e185293. doi:10.1001/jamanetworkopen.2018.5293
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