Beziehung, Partnerschaft und Selbstwertgefühl

Selbstwert und Beziehungsstatus beeinflussen sich gegenseitig

02.08.2016 Eine im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichte Forschungsarbeit der Universität Bern untersuchte, inwiefern Selbstwertschätzung und Beziehungsstatus wechselwirken.

Die Daten aus der Forschungsarbeit der Psychologen Eva C. Luciano und Ulrich Orth stammten aus einer dreijährigen deutschen Studie mit 9.069 Personen im Alter zwischen 15 und 37 Jahren.

Wirkung: Beziehung auf Selbstachtung

Die Ergebnisse zeigten, dass der Eintritt in eine Beziehung das Selbstwertgefühl vergrößerte, und dass diese Zunahme andauerte, wenn die Beziehung mindestens seit 1 Jahr hielt.


Bild: Emilie Hendryx

Wurde die Partnerschaft beendet, verringerte dies die Selbstachtung, aber dieser Effekt war nach einem Jahr nicht mehr messbar, selbst wenn die Teilnehmer allein blieben. Luciano sagt dazu: „Erfreulicherweise führten Trennungen nur zu vorübergehenden Verringerungen im Selbstwertgefühl. Typischerweise hatte sich das Selbstwertgefühl bereits ein Jahr nach der Trennung wieder erholt“.

Eine Heirat beeinflusste dagegen das Gefühl des Selbstwerts nicht. Luciano vermutet: „Für das Selbstwertgefühl der heutigen jungen Erwachsenen scheint die Erfahrung des Beginns einer Partnerschaft weitaus wichtiger zu sein als die formale und rechtliche Anerkennung dieser Beziehung durch die Heirat“.

Auch eine kurze Beziehung von geringer Qualität hatten keinen Einfluss auf die Selbstachtung.

Einfluss: Selbstwertgefühl auf Partnerschaft

Zusätzlich untersuchten die Forscher die Selektionseffekte der Selbstachtung auf Erfolg bzw. Misserfolg in der Beziehung.

Teilnehmer mit einem hohen Selbstwertgefühl gingen eher eine Beziehung ein, und Personen mit einem geringen Selbstwert beendeten eine Partnerschaft früher.

Alle Ergebnisse zeigten sich stabil auch nach Bereinigung möglicher Störfaktoren wie Geschlecht, Alter und Migrationshintergrund.

Außerdem wurde die Beziehungsqualität durch das Selbstwertgefühl beeinflusst und wirkte so auf vorzeitigen Beziehungsbruch bzw. die Länge der Beziehung.

Luciano sagte: „Während ein hohes Selbstwertgefühl die Beziehungszufriedenheit fördert und die Häufigkeit und Intensität von Beziehungskonflikten reduziert, führt ein niedriges Selbstwertgefühl zu einer schlechteren Beziehungsqualität und so im Extremfall dazu, dass die Beziehung zerbricht“.

Beziehungszufriedenheit

Frühere Studien zeigten bereits, dass Menschen mit geringer Selbstachtung in verstärkter Weise Bestätigung beim Beziehungspartner suchen, oder in Beziehungskonflikten sich eher zurückziehen, wodurch es zu einem Anwachsen der Beziehungsunzufriedenheit kommt.

Menschen mit hohem Selbstwert können dagegen besser emotional unterstützen und so die Beziehung festigen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Bern, Journal of Personality and Social Psychology – dx.doi.org/10.1037/pspp0000109; Juli 2016

Geringes Selbstwertgefühl ist der Beziehungszufriedenheit abträglich

23.05.2017 „Ich gebe einfach zu viel“: Menschen mit einer geringen Selbstachtung bzw. einem geringen Selbstwert können sich in einer Beziehung sehr verwundbar fühlen, z.B. sind sie oft unsicher hinsichtlich Unterstützung und Liebe ihres Partners.

Wertschätzung in der Beziehung

In einer Reihe von Studien zeigen Sozialpsychologen aus den Niederlanden, dass Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl eher die Opfer bedauern, die sie in ihrer Beziehung bringen, weil sie sich nicht von ihrem Partner geschätzt oder unterstützt fühlen.

Partner mit einem geringen Selbstwert wünschen sich starke, zwischenmenschliche Beziehungen wie alle anderen auch, aber sie sind sehr empfindlich gegenüber Ablehnung und zwischenmenschliche Zurückweisung, sagt Studienautorin Francesca Righetti vom Fachbereich Psychologie der VU Universität Amsterdam.

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Bild: Tumisu

Fehlwahrnehmung der Beziehungsqualität

Sie unterschätzen, wie positiv sie von ihrem Partner gesehen werden und wie sehr sie von ihm/ihr geliebt werden. Sie neigen auch dazu zu glauben, dass andere nicht für sie da sind – nicht verfügbar sind, um Unterstützung zu geben, wenn sie bedürftig sind, sagte sie im Fachblatt Social Psychological and Personality Science. Diese Zweifel können Stimmung, Stress und Lebenszufriedenheit beeinflussen.

Die Forscher testeten die Annahme: Wenn Personen mit geringer Selbstachtung beschließen, persönliche Präferenzen für ihre Beziehung zu opfern, dann bereuen sie diese Handlungen eher, wobei es zu weiteren Konsequenzen für ihr psychisches Wohlbefinden kommt.

130 Paare in den Niederlanden nahmen an der Studie teil, wobei sie alle 2 Stunden über acht Tage Fragen zum emotionalen Befinden beantworteten und ein tägliches Tagebuch am Ende des Tages führten; ein Jahr später wurden sie erneut kontaktiert und auf ihr psychologisches Wohlbefinden befragt. Die Paare hatten keine Kinder und waren seit mindestens 4 Monate zusammen. Die meisten waren nicht verheiratet.

Bedauern über Opfer für die Beziehung

Die Analyse der Ergebnisse zeigte, dass ein geringes Selbstwertgefühl mit einem größeren Bedauern über erbrachte Opfer für die Beziehung zusammenhing, was wiederum negative Stimmung, Stress und Lebenszufriedenheit beeinflusste.

Weitere Befunde zeigten, dass Menschen mit geringer Selbstachtung sich weniger vom Partner unterstützt fühlten, nachdem sie ein ‚Beziehungsopfer‘ brachten, wodurch sich teilweise erklärt, warum sie ihre dargebrachten Opfer bedauern, sagt Righetti.

Basierend auf ihrer Forschung ist die Frage nicht, wie viel oder wie oft sie opfern, denn Menschen mit geringer Selbstwertschätzung opfern in ihrer Beziehung genauso viel wie Menschen mit einem hohen Selbstwertgefühl, sagte Righetti.

Allerdings bedauern sie eben diese Opfer mehr und dies führt bei ihnen zu einer negativeren Stimmung, mehr Stress und einer geringeren Lebenszufriedenheit im Laufe der Zeit.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: VU Universität Amsterdam, Social Psychological and Personality Science – DOI: 10.1177/1948550617707019; Mai 2017

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