Kooperationspsychologie: Forschung/Newsartikel zur Psychologie der Zusammenarbeit, Kooperation.
- Wärme macht Menschen kooperativer
- Männer sind kooperativer als Frauen
- Zusammenarbeit: eine Frage des Alters?
- Musik am Arbeitsplatz kann die Zusammenarbeit verbessern
- Weitere News-/Forschungsartikel
Wärme macht Menschen kooperativer
Warme Hände, warmes Herz heißt es; und es scheint etwas dran zu sein. Warme Hände können Menschen kooperativer machen, laut einer aktuellen Studie der Universität von South Wales.
Die Befunde der Studie von Simon Storey und Professor Lance Workman wurden auf der Jahrestagung der britischen psychologischen Gesellschaft präsentiert.
Die Forschungsstudie untersuchte die Kooperationsbereitschaft von 60 Studenten mit Hilfe des Iterativen Gefangenendilemmas (Iterated Prisoner’s Dilemma – IPD). Bei dem ‚Gefangenendilemma‘-Test können die Spieler zusammenarbeiten oder gegeneinander spielen; man kann so feststellen, wie kooperativ bzw. unkooperativ die ‚Spieler‘ (zwei) sind.
Den Freiwilligen wurde anfangs entweder ein heißes oder kaltes Objekt zum Halten gegeben. Danach sollten sie den IPD-Test ausführen.
Diejenigen, die die heißen Objekte gehalten hatten, zeigten vergleichsweise eine sehr viel stärkere Kooperationsbereitschaft als die anderen Mitspieler.
Eine mögliche Theorie, die das Ergebnis erklärt, gibt Professor Workman: „Es gibt Belege dafür, dass der unsere zwischenmenschliche Wärme verarbeitende Gehirnteil ‚Huckepack‘ mit dem Gehirnteil kommt, der für die körperliche Wärme zuständig ist“.
Er erklärte, dass der IPD-Test verwendet worden war, um die Kooperation zu messen, weil es „ein bewährtes Werkzeug“ ist. Das Team glaubt jedoch, dass Menschen, denen ein Gefühl von Wärme gegeben wird, wahrscheinlich auch in vielen anderen Situationen besser zusammenarbeiten würden.
Quelle: University of South Wales, Mai 2014
Männer sind kooperativer als Frauen
Es ist schon lange ein beliebtes Stereotyp: Männer sind eher wettbewerbsorientiert, kämpferisch, während Frauen eher Beziehungen zu anderen pflegen, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Eine neue Harvard Studie stellt dieses Klischee jedoch in Frage.
In einer Hierarchie
Tatsächlich arbeiten Frauen unterschiedlichen sozialen oder beruflichen Ranges innerhalb akademischer Fachbereiche weniger gut zusammen als Männer, wie Joyce Benenson, Richard Wrangham und Henry Markovits herausfanden.
„Die Frage, die wir untersuchen wollten, war: Arbeiten Männer oder Frauen besser mit Mitgliedern ihres eigenen Geschlechts zusammen?“, sagte Wrangham. „Unsere alltägliche Erfahrung ist, dass Frauen leichter zusammenarbeiten. Aber, wenn Sie sich ansehen wie Teams in der Armee oder im Sport kooperieren, sehen wir dort, dass Männer besser zusammenarbeiten.
Weil es so viele ‚Volksweisheiten‘ und Verallgemeinerungen auf diesem Gebiet gibt, ist es wohl hilfreich, dass diese Untersuchung sich auf ein sehr klares Ergebnis konzentriert. Und das kommt zum Tragen, wenn bei der Kooperation unterschiedliche soziale Ränge involviert sind.“
Um zu bestimmen ob – und warum – es zu Unterschieden in der Kooperation kommt, untersuchten Benenson und Wrangham die Zusammenarbeit bei wissenschaftlichen Studien an 50 verschiedenen Universitäten der USA und Kanada.
Frauen zeigen sich unkooperativer gegenüber Frauen ‚unter ihnen‘
Es zeigte sich, dass Frauen auf gleicher Ebene ähnlich gut wie Männer mit ihren weiblichen Kollegen kooperierten (sie wurden von ihnen gleich eingestuft). Standen Frauen jedoch in der Hierarchie weiter oben, stuften sie ihre weiblichen Kollegen (Untergebenen) tiefer ein…Männer zeigten sich bei der Einstufung tieferer Ränge als nicht voreingenommen und begünstigten beide Geschlechter gleich.
Während sich die Studie auf die Welt der höheren Bildung konzentrierte, sagt die Studienleiterin Benenson, bekam sie zuerst eine Vorstellung über die Unterschiede, wie Männer und Frauen zusammenarbeiten, während sie Kinder beobachtete.
„Ich bemerkte, dass Jungen normalerweise in Gruppen interagierten, und Mädchen eher dazu tendierten, sich auf eine Person zu konzentrieren“, sagte Benenson. Es gibt HInweise darauf, dass diese Unterschiede schon bei sechsmonatigen Kindern bestehen, aber Sie können es mit bloßem Auge sehen, wenn sie fünf oder sechs Jahre alt sind: Jungen tendieren dazu große, lose Gruppen zu bilden, während Mädchen eher intensivere, geschlossene Freundschaften eingehen.“
Ähnliche Verhaltensmuster bei Schimpansen
Was diese Unterschiede besonders provozierend macht, sagt Benenson, ist, dass Schimpansen ihre Beziehungen auf fast identische Weise organisieren.
„Schimpansenmännchen haben normalerweise ein anderes Individuum, dem sie sehr nah sind, und sie können konstant um die Dominanz kämpfen, aber sie haben auch eine größere, losere Gruppe Verbündeter“, sagte Benenson. „Wenn es darum geht, andere Gruppen zu besiegen, tun sich alle zusammen.
Ich würde behaupten, dass Frauen diese biologische Neigung nicht haben, sie haben auch keine Übung darin.“
Schimpansenweibchen bilden keine Gruppen, außer für kurze Zeit um andere anzugreifen, die im Rang tiefer stehen. Frauen schließen sich zu Gruppen zusammen, wenn sie andere ausschließen wollen. In einer Machtposition können sie dies auch allein, was sie dann auch machen.
Tatsächlich, sagte Benenson, werden Frauen oft als egalitärer als Männer angesehen, „aber es gibt eine Kehrseite, über die niemand nachdenkt. Und die ist: was geschieht, wenn sie mit jemandem arbeiten, der nicht auf derselben Stufe steht.“
„Es gibt interkulturelle Belege für dieses Phänomen. Sie sehen sie in der frühen Entwicklung und bei unseren nächsten Verwandten“, sagt Wrangham. „Wichtig sei, dass wir uns angesichts dieser Verhaltensmuster überlegen, wie wir dies verbessern können.“
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Harvard’s Human Evolutionary Biology Department, University of Quebec – Current Biology, März 2014
Zusammenarbeit: eine Frage des Alters?
Unternehmen sollten überlegen, ob es eine gute Idee ist, vor allem auf junge Mitarbeiter zu setzen, denn nach einer neuen Studie, zeigen Menschen in einem höheren Alter das kooperativste Verhalten.
Laut Wissenschaftlern der Universitäten von Barcelona, Zaragoza und Carlos III de Madrid überdenken Menschen im Allgemeinen „was andere getan haben“, bevor/wenn sie mit jemanden zusammenarbeiten.
Jedoch zeigt die neue – in der Zeitschrift Nature Communications – herausgegebene Studie, dass (ältere) Erwachsene vorher auch über ihre eigenen früheren Handlungen nachdenken.
Dies, so sagen die Befunde, bedeute, dass es eine „weitere Strategie dabei gibt, wie sie handeln“, und es zeigte sich, dass es eher eine Tendenz zur Zusammenarbeit gab.
Dieses Muster war unter jüngeren Menschen nicht in diesem Maße ausgeprägt, und sie zeigten sich in ihren Entscheidungen – ob sie kooperieren – „flüchtiger“.
„Sie sind im Grunde genommen ‚bedingte Zusammenarbeiter‘, denn ihre Entscheidung zur Kooperation hängt mehr von den Leuten ab, die sie umgeben“, sagten die Forscher.
In zwei Experimenten untersuchten die Wissenschaftler den Willen zur Zusammenarbeit mit Hilfe des ‚Gefangenendilemmas‘ (mit insgesamt 221 Teilnehmern im Alter zwischen 10 und 87 Jahren).
Die Befunde zeigten, dass die Teilnehmer im Alter von 66 oder darüber am kooperativsten im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen waren, während die zehn bis 16 jährigen Probanden in ihrem Verhalten am unbeständigsten erschienen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universidad de Barcelona, Universidad Carlos III de Madrid, Universidad de Zaragoza, Juli 2014
Musik am Arbeitsplatz kann die Zusammenarbeit verbessern
23.08.2016 Eine in der Zeitschrift Journal of Organizational Behavior veröffentlichte Studie der Cornell Universität untersuchte, ob Musik bzw. eine bestimmte Musikform am Arbeitsplatz einen psychologischen Einfluss auf die Zusammenarbeit der Angestellten hat.
Die Forscher Kevin Kniffin, Jubo Yan, Brian Wansink und William Schulze unternahmen zwei Experimente, in denen sie die Wirkung verschiedener Typen von Musik auf das kooperative Verhalten von Personen, die in einem Team arbeiteten, prüften.
Bild: ArtsyBee
Für jedes Experiment wurden die Teilnehmer in drei Teams gruppiert. Jedem Gruppenmitglied wurden mehrere Möglichkeiten gegeben, zum Wohle der Mannschaft nach einem Belohnungsplan (Token-System) beizutragen, oder es konnte die Belohnung für den persönlichen Gebrauch behalten.
Fröhliche, peppige Musik
Wenn fröhliche, beschwingte Musik gespielt wurde – z.B. die Erkennungsmelodie von „Happy Days“, „Brown Eyed Girl“ von Van Morrison, „Yellow Submarine“ von den Beatles und „Walking on Sunshine“ von Katrina and the Waves – steuerten die Gruppenmitglieder mit größerer Wahrscheinlichkeit zum Wohl der Gruppe bei.
Unangenehme Musik und keine Musik
Wenn Musik als unangenehm empfunden wurde – in diesem Fall Heavy Metal von weniger bekannten Bands – dann behielten die Teilnehmer die Belohnungen eher für sich.
Bei fröhlichen, peppigen Liedern wurde etwa zu einem Drittel mehr zum gemeinsamen Wohl beigetragen als bei Musik, die als weniger angenehm empfunden wurde.
Im zweiten Experiment wurde zum Vergleich keine Musik gespielt und die Ergebnisse waren ähnlich. Die Forscher schließen, dass fröhliche Musik, Menschen dazu bewegt, eher Entscheidungen zu treffen, die zum Wohle des Teams bzw. der Kooperation beitragen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Cornell Universität, Journal of Organizational Behavior – DOI: 10.1002/job.2128; August 2016
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