Perspektivenübernahme / Perspektivenwechsel

Perspektivenübernahme / Perspektivenwechsel (Psychologie)

In der Psychologie ist die Perspektivenübernahme (oft auch als Perspektivenwechsel bezeichnet) die Fähigkeit, sich in eine andere Person hineinzuversetzen und ihren Blickwinkel zu übernehmen. Metaphorisch beschreibt man diesen Vorgang z.B. auch „mit den Schuhen eines Anderen gehen“ (oder im Gegensatz dazu) „nicht in der Haut eines Anderen stecken“.

Um einen anderen Menschen besser verstehen zu können, reicht die Methode „In den Schuhen des Anderen gehen“ nicht

22.06.2018 Sich in die Lage eines anderen Menschen zu versetzen (Perspektivenwechsel oder auch Perspektivenübernahme genannt) und sich auf Intuition bzw. „Bauchgefühl“ zu verlassen, ist keine genaue Methode, um festzustellen, was er denkt oder fühlt, stellt eine neue im Fachblatt Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichte Forschungsarbeit fest.

Wir gehen fälschlicherweise davon aus, dass die Perspektive eines anderen uns helfen wird, zwischenmenschliche Beziehungen zu verstehen und zu verbessern, schreiben die Wissenschaftler Tal Eyal, Mary Steffel, Nicholas Epley vom Fachbereich Psychologie der Universitäten Ben-Gurion of the Negev, Chicago und Northeastern. „Wenn Sie wissen wollen, was jemand denkt oder fühlt, stellen Sie keine Vermutungen an, fragen Sie ihn einfach.“

Dale Carnegie: Wie man Freunde gewinnt

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Bild: John Hain

Die Psychologen widerlegen die in Dale Carnegies „How to Win Friends and Influence People“ („Wie man Freunde gewinnt“) veröffentlichte Theorie, dass das Verstehen der Gedanken, Gefühle, Einstellungen oder des Geisteszustands – also die Perspektivenübernahme – eines anderen Menschen auch ein richtiger Ansatz für zwischenmenschliche Erkenntnis ist.

Die Studie umfasste eine umfassende Serie von 25 Experimenten, die darauf abzielten, Genauigkeit und Egotismus (übertriebene Neigung, sich selbst in den Vordergrund zu stellen) bzw. Egozentrik (sich selbst im Mittelpunkt zu sehen und eine übertriebene Selbstbezogenheit) zu trennen.

Prognose von Emotionen und Verhalten durch Perspektivenwechsel

Die Forscher baten die Teilnehmer, die Perspektive einer anderen Person einzunehmen und ihre Emotionen anhand von Gesichtsausdrücken und Körperhaltungen vorherzusagen, falsches und echtes Lächeln, Lügen und Wahrheit zu erkennen, und sogar die Tätigkeitsvorlieben und Konsumgewohnheiten eines Ehepartners vorherzusagen.

Zunächst glaubte eine große Mehrheit der Teilnehmer, dass es ihnen helfen würde, die Perspektive eines anderen einzunehmen, um eine genauere zwischenmenschliche Einsicht zu erlangen, sagten die Psychologen.

Subjektives Urteilsvermögen; egozentrische Verzerrungen

Die Testergebnisse zeigten jedoch, dass ihre prognostischen Annahmen im Allgemeinen nicht korrekt waren, obwohl sie sich dadurch selbstbewusster in Bezug auf ihr Urteilsvermögen fühlten und egozentrische Verzerrungen verringerten.

Letztlich konnten die Forscher mit ihrer Studie bestätigen, dass der beste Ansatz ist, die Perspektive des Anderen direkt im Gespräch zu erreichen.

Eine andere Person zu verstehen, wird dadurch ermöglicht, dass man eine Perspektive erhält und nicht nur eine andere Perspektive einnimmt.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Personality and Social Psychology (2018). DOI: 10.1037/pspa0000115

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