Sexueller Perfektionismus

Sexueller Perfektionismus

Sozialpsychologie

News und Forschungsartikel zur Sexualpsychologie, der psychologischen Erforschung sexueller Verhaltensweisen.

Sexueller Perfektionismus beeinträchtigt Sexualleben

02.04.2016 Eine in der Zeitschrift Archives of Sexual Behavior veröffentlichte Studie der Universität Kent untersuchte, wie sexueller Perfektionismus bzw. die Wahrnehmung eines perfektionistischen Anspruches beim Partner das Sexualleben beeinflusst.


Bild: Gerd Altmann

Studienautor Professor Joachim Stoeber vom Fachbereich für Psychologie ließ dazu 366 Universitätsstudentinnen (230 – Altersdurchschnitt 19,7 Jahre) und Internetnutzerinnen (136 – Altersdurchschnitt 30 Jahre) zum Thema – Ob persönliche und zwischenmenschliche Erwartungen und Überzeugungen die eigene Sexualität und Sexualfunktionen beeinflussen – befragen.

Vollkommenheitsanspruch

Perfektionismus wird als Streben nach ‚Fehlerfreikeit und dem Erreichen außerordentlich hoher Standards bei der Performance definiert, verbunden mit Tendenzen allzu kritischer Selbsteinschätzungen und Sorgen über negative Einschätzungen anderer.

Es ist ein häufiges Persönlichkeitsmerkmal, das alle Gebiete des Lebens betreffen kann. Langzeitauswirkungen auf das Sexualleben von Menschen wurden vorher noch nicht erforscht.

Die Forscher unterschieden zwischen vier Formen des sexuellen Perfektionismus:

  • selbstorientiert,
  • partnerorientiert,
  • vom Partner gefordert und
  • sozial-gefordert.

Vom Partner eingeforderte Perfektion

Sie fanden, dass vom Partner eingeforderte sexuelle Perfektion zum negativen sexuellen Selbstkonzept der Frau und der weiblichen sexuellen Funktionsstörung beitrug. Insbesondere der vom Partner verlangte sexuelle Perfektionismus verringerte die weibliche Erregung.

Die vom Partner verlangte sexuelle Perfektion war langfristig (3 – 6 Monate später) verbunden mit einer Abnahme bei der sexuellen Wertschätzung, Lust, Erregung, und ging mit einer Zunahme der sexuellen Angst einher, was nahe legt, dass es ein psychologischer Faktor ist, der zu Problemen beim sexuellen Selbstkonzept (negatives Selbstbild) und sexueller Dysfunktion der Frau beitragen kann.

Die Studie wird deshalb wahrscheinlich für Kliniker, Therapeuten und Berater von Interesse sein, die Frauen auf diesem Gebiet helfen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Kent, Archives of Sexual Behavior DOI: 10.1007/s10508-016-0721-7; April 2016

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