Finanzpsychologie

Finanzpsychologie

Psychologie-Lexikon – Wirtschaftspsychologie

Definition: Die Finanzpsychologie ist ein Teilbereich der Wirtschaftspsychologie. Sie erforscht und untersucht Erleben, Wahrnehmung und Verhalten des Menschen im Umgang mit Geld, Kreditkarten etc. oder liquiditätsnah investierten bzw. aufgenommenen Mitteln.

Das Denken an die Zukunft verbessert finanzielle Entscheidungen

14.08.2016 Wenn es um die persönlichen Finanzen geht, können Impulsivität und Materialismus zu schlechten Entscheidungen führen; man gibt mehr Geld aus und spart weniger laut einer auf der jährlichen Tagung der American Psychological Association vorgestellten Studie von der Morningstar Inc., einem Finanzinformations- und Analyseunternehmen.

Studienautorin Dr. Sarah Newcomb sagte, dass Menschen sich mehr auf die Zukunft fokussieren sollten, dann würden sie weniger impulsiv handeln – unabhängig vom Grad ihrer finanziellen Allgemeinbildung.

Psychologie Faktoren für Sparen und Investieren

„Wir wollten die psychologischen Faktoren besser verstehen, die die Ausgaben und das Sparen der Privathaushalte steuern, mit der Hoffnung diejenigen Faktoren zu identifizieren und anzusprechen, die potentiell Sparen und Investieren bei Menschen mit adäquaten Ressourcen aber schlechten finanziellen Fähigkeiten motivieren können“, sagte sie.

In der Studie führten Newcomb und ihre Kollegen eine Online-Umfrage mit mehr als 700 Erwachsenen in den Vereinigten Staaten durch (57% männlich; 47 Prozent hatten ein Bachelor-Abschluss oder höher). Die Teilnehmer wurden befragt:

  • zu ihrem Finanzverhalten und Einstellungen zum Sparen und Konsumverhalten,
  • sowie Impulsivität,
  • Materialismus,
  • Finanzwissen und
  • dem Ausmaß, in dem sie an die Zukunft denken.

Impulsivität und Materialismus

Die Forscher fanden wie erwartet, dass ein hohes Ausmaß an Impulsivität und Materialismus mit schlechten finanziellen Entscheidungen zusammenhingen (d. h., mehr Ausgaben, weniger Sparen).

Finanzwissen und an die Zukunft denken waren beide mit guten finanziellen Entscheidungen verbunden, aber der stärkste Prädiktor für gute Finanzentscheidungen war der Blick in die Zukunft.

Fokus auf die Zukunft reduziert Impulsivität

Weiterhin konnte ein Zusammenhang festgestellt werden zwischen Impulsivität und dem Fokus auf die Zukunft: Personen, die mehr über mögliche zukünftige Ereignisse nachdachten, zeigten auch deutlich weniger Impulsivität.

Die Forscher machten eine überraschende Entdeckung in Bezug auf Personen, die keine Kredite aufnahmen: Die Wirkung der Impulsivität auf das schlechte Finanzverhalten verschwand.

Prävention und Interventionen

Das weist darauf hin, dass die Erstlinienintervention für eine bessere ‚finanzielle Gesundheit‘ für Menschen mit Impulsivitätsproblemen ist, Kreditkarten nicht mehr zu benutzen, sagte Newcomb.

Für diejenigen, die ihre Kreditkarten aber nicht zerschneiden wollen, kann simple Visualisation und Schreibinterventionen, in denen sie sich möglichst lebhaft detaillierte Bilder ihrer Zukunft entwerfen, ihnen bei ihrem Finanzverhalten helfen und letztlich auch ihr Leben verbessern, sagte sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Morningstar Inc., American Psychological Association; August 2016

Finanzielle Entscheidungen werden von der Intensität des Lichts beeinflusst

04.08.2017 Eine in PLOS ONE herausgegebene finanzpsychologische Studie legt nahe, dass das Licht (genauer die Luminanz) Auswirkungen auf die Qualität und die Beständigkeit unserer finanziellen Entscheidungsfindung hat.

Luminanz

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Bild: Sophie Janotta

Luminanz ist ein Maß für die Lichtmenge, die auf die Erdoberfläche fällt, und von Wolkendecke, Feuchtigkeit, Schwebeteilchen, Tageszeit und Jahr beeinflusst werden kann.

Frühere Forschungsarbeiten zeigten bereits, dass die Luminanz das menschliche Verhalten beeinflusst, wobei Sensoren in der menschlichen Retina kontinuierliche Informationen über die Lichtwerte zum Hypothalamus tragen, eine Region des Gehirns, die Funktionen wie Hunger, Schlaf und Sexualtrieb reguliert.

Studienautorin Agnieszka Tymula und Kollegen von der Universität Sydney untersuchten, wie das Licht bei 2.530 Menschen finanzielle Entscheidungen beeinflusste.

Risikobereitschaft und Beständigkeit

An Tagen mit höherer Lichtintensität entschieden sich die Teilnehmer für schlechtere finanzielle Optionen, und sie zeigten bei ihren Entscheidungen dann auch größere Unbeständigkeit, sagte Tymula.

Die Luminanz beeinflusste auch die finanzielle Risikobereitschaft der Teilnehmer, schreiben die Wissenschaftler vom Fachbereich für Psychologie.

Wenn das Luminanzniveau hoch war, vermieden die Probanden eher bekannte Risiken. Hatten sie die Wahl zwischen einer sicheren Auszahlung von $ 5 und einer 50-prozentigen Chance auf angebotene $ 20, entschieden sie sich eher für den sicheren kleineren Betrag.

Überraschenderweise hatten sie eine größere Toleranz für unbekannte Risiken. An Tagen mit einer höheren Lichtintensität gingen sie eher auf eine unbekannte Chance für $ 20 als auf die sicheren $ 5 ein.

Insgesamt waren die Effekte nicht sehr groß, aber sie waren beständig, deutlich und stark genug, um zu erwarten, dass sie erhebliche Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben, schreiben die Psychologen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Sydney, PLOS ONE; Aug. 2017

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