Verträglichkeit (Psychologie)
Persönlichkeitspsychologie
Definition
Verträglichkeit ist ein Persönlichkeitsmerkmal (der Big Five), das sich in individuellen Verhaltensmerkmalen manifestiert, die als freundlich, sympathisch, kooperativ, warm und rücksichtsvoll wahrgenommen werden. In der modernen Persönlichkeitspsychologie ist Verträglichkeit eine der fünf wichtigsten Dimensionen der Persönlichkeitsstruktur, die individuelle Unterschiede der Zusammenarbeit und sozialen Harmonie widerspiegelt.
Menschen, die auf dieser Dimension hoch punkten, sind einfühlsam und altruistisch / uneigennützig, während ein niedriger Verträglichkeitsscore sich auf egoistisches Verhalten und mangelndes Mitgefühl bezieht. Diejenigen, die bei der Verträglichkeit sehr schlecht abschneiden, zeigen eher Anzeichen der ‚dunklen Triade‘ wie Manipulation und Konkurrenz mit anderen, anstatt der Kooperation.
Nette / verträgliche Menschen ziehen bei finanziellen Dingen eher den Kürzeren
11.10.2018 Verträgliche / umgängliche Menschen haben ein größeres Risiko für Konkurs und andere finanzielle Probleme als ihre weniger angenehmen Mitmenschen. Jedoch nicht weil sie kooperativer sind, sondern weil ihnen Geld nicht so wichtig ist laut einer im Fachmagazin Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichten Studie.
Die Psychologen waren daran interessiert zu verstehen, ob eine angenehme und warme Persönlichkeit, die Wissenschaftler in der Persönlichkeitsforschung als verträglich bezeichnen, mit negativen finanziellen Ergebnissen verbunden ist.
Kooperativerer Verhandlungsstil?
Bild: Gerd Altmann
Dr. Sandra Matz von der Columbia Universität und Kollegen schreiben, dass frühere Untersuchungen auf einen Zusammenhang zwischen Verträglichkeit und niedrigerer Kreditwürdigkeit und Einkommen deuten.
Sie analysierten die Daten von mehr als 3 Millionen Teilnehmern daraufhin, ob die verträglicheren Personen eher in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, weil sie einen kooperativeren Verhandlungsstil haben oder weil sie stattdessen Geld einem geringeren Wert beimessen.
Geld wird geringerer Wert beigemessen
Die psychologischen Befunde zeigen, dass dieses Persönlichkeitsmerkmal mit Indikatoren für finanzielle Probleme verbunden ist, darunter geringere Ersparnisse, höhere Schulden und höhere Ausfallraten. Sie scheinen sich einfach weniger um Geld zu kümmern und sind daher einem höheren Risiko für Misswirtschaft ausgesetzt, schreiben die Autoren.
Die Forscher fanden auch heraus, dass verträgliche Menschen nicht alle gleichermaßen finanziell in Not geraten sind, wobei das Einkommen eine wichtige Rolle zwischen Verträglichkeit und finanzieller Gesundheit spielte.
Niedrigeres Einkommen verschärft Auswirkungen
Menschen mit einem niedrigen Einkommen, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um die negativen Auswirkungen ihrer angenehmen Persönlichkeit auszugleichen, wiesen in diesem Punkt eine stärkere Beziehung auf.
Interessanterweise prognostizierte selbst eine in der Kindheit gemessene höhere psychologische Verträglichkeit spätere finanzielle Nöte. Umfragedaten derselben Personen über mehr als 25 Jahre legen dies nahe.
Um den Zusammenhang weiter zu veranschaulichen, verglichen die Forscher öffentlich zugängliche Persönlichkeits- und Finanzdaten aus zwei Gebieten im Vereinigten Königreich, die beide ein ähnliches Pro-Kopf-Einkommen aufweisen. Die Stadt, die bei der Verträglichkeit deutlich mehr Punkte erzielte, hatte auch eine um 50 Prozent höhere Insolvenzrate.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Personality and Social Psychology – doi:10.1037/pspp0000220
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