Psychologische Unterschiede zwischen Veganern und Vegetariern

Motivation, Wissen, Vegan-Kompetenz – und die wichtige Rolle von Käse

Psychologische Unterschiede zwischen Veganern und Vegetariern

27.04.2024 Obwohl sich vegane und vegetarische Ernährungs- und Lebensweisen u. a. in ihren jeweiligen Folgen für das Wohlergehen der Tiere und ihre ökologischen Auswirkungen erheblich voneinander unterscheiden, werden Veganer und Vegetarier in der psychologischen Forschung häufig in Gruppen zusammengefasst und in der Regel mit Allesessern verglichen.

In Anbetracht der Tatsache, dass Veganer und Vegetarier oft ähnliche Motive für ihre Lebensstilwahl haben, nämlich Tier- und Umweltfragen, stellt sich die Frage, warum ähnliche Motive zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen und entsprechend unterschiedlichen Verhaltensweisen führen, vor allem natürlich, weil Vegetarier tierische Lebensmittel wie Käse oder Milch konsumieren, während Veganer keine tierischen Produkte (z. B. Lebensmittel, Kosmetikprodukte) konsumieren.

Aus diesem Grund untersuchten Psychologen um Roland Mayrhofer von der Universität Regensburg in dieser Studie die psychologischen Unterschiede zwischen Veganern, Vegetariern und angehenden Veganern, wobei sich die letztgenannte Gruppe in einer Zwischen- und Übergangsposition befindet.

Wissen über Tierhaltung und -industrie, umweltrelevante und gesundheitliche Aspekte

In einer umfangreichen Studie wurden 1.420 Personen (vegetarisch, vegan und zukünftig vegan) aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Dabei stellte sich heraus, dass das Wissen über Tierhaltung und -industrie, aber auch über umweltrelevante und gesundheitliche Aspekte in der veganen Gruppe deutlich höher war als in der vegetarischen Gruppe und bei den zukünftigen Veganern. Die Schlussfolgerung ist, dass das Wissen über diese Themen eine entscheidende Rolle spielt, wenn es darum geht, ob jemand vegan lebt oder vegan leben möchte.

 „Für uns war es am überraschendsten, welche herausragende und wichtige Rolle Käse einnimmt. Den Teilnehmenden fiel es sehr schwer, Käse tatsächlich wegzulassen, beziehungsweise sich vorzustellen, dass sie Käse weglassen würden. Bei den übrigen Nahrungsmitteln – Fleisch, Fisch oder anderen Milchprodukten – war dies deutlich leichter“, sagt Mayrhofer dazu in einer Pressemitteilung.

Wissen über Käse

Die Bedeutung von Wissen wird auch am Beispiel Käse deutlich: In der vegetarisch lebenden Gruppe war das Bewusstsein, dass Käse nicht immer vegetarisch ist – da einige Sorten tierisches Lab enthalten, das aus Kälbermägen gewonnen wird – deutlich geringer als in der vegan lebenden Gruppe. Zudem war etwa einem Drittel der vegetarisch lebenden Personen nicht bewusst, dass auch bei vegetarischer Ernährung Tiere sterben – insbesondere männliche Küken und Kälber oder Milchkühe mit nachlassender Milchleistung – während dies über 90 Prozent der vegan lebenden Personen bewusst war.

Für viele Vegetarier und Veganer ist oft ein einschneidendes Erlebnis der Auslöser, auf Fleisch zu verzichten: Sie sehen ein Video über grausame Tierhaltung oder Schlachthöfe. Die weitere Entwicklung der Ernährungsweise wird dann durch die gezielte Suche nach weiteren Informationen beeinflusst. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Themen Tierhaltung, Umwelt, Ernährung und Gesundheit sowie durch das Erlernen praktischer Aspekte des veganen Alltagslebens erweitern sie ihr Wissen über die offensichtlichen Fakten hinaus, wie z.B. die Tatsache, dass Tiere für die Fleischproduktion getötet werden. Andererseits gibt es auch diejenigen, die nach dem ersten Schockerlebnis zwar auf Fleisch verzichten, sich aber nicht weiter mit unangenehmen Details belasten wollen, um ihr Gewissen zu schonen – oder weil sie der Verlockung von Käse einfach nicht widerstehen können.

© Psylex.de – Quellenangabe: Frontiers in Psychology 15: 1163869. doi: 10.3389/fpsyg.2024.1163869
https://www.frontiersin.org/journals/psychology/articles/10.3389/fpsyg.2024.1163869/full

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