Psychose und die graue Substanz des Gehirns

Volumen der grauen Hirnsubstanz bei Menschen mit früh einsetzender Psychose deutlich geringer

Psychose und die graue Substanz des Gehirns

10.01.2024 Neue Forschungsergebnisse des Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience haben einen Zusammenhang zwischen einer Verringerung der grauen Substanz im Gehirn und einer früh einsetzenden Psychose (EOP) festgestellt.

Die in der Fachzeitschrift Molecular Psychiatry veröffentlichte Studie ist die größte jemals durchgeführte Studie zur Bildgebung des Gehirns bei EOP und liefert noch nie dagewesene Details über die Krankheit. Sie zeigt, dass Menschen mit früh einsetzender Psychose im Gegensatz zu anderen psychischen Störungen in fast allen Regionen ihres Gehirns ein verringertes Volumen an grauer Substanz aufweisen. Die Forscher hoffen, dass diese detaillierte Kartierung in Zukunft zur Unterstützung der Diagnose sowie zur Verfolgung der Auswirkungen der Behandlung von EOP-Patienten genutzt werden kann.

Die früh auftretende Psychose tritt vor dem 18. Lebensjahr während einer kritischen Entwicklungsphase des Gehirns auf. Personen, bei denen diese Krankheit diagnostiziert wird, leiden wahrscheinlich unter schweren und lang anhaltenden Symptomen, die weniger gut auf eine Behandlung ansprechen. Trotzdem sind die Stichprobengröße und die statistische Aussagekraft bei der Erforschung von EOP begrenzt.

Die Studie

Die Studie ist ein internationales Projekt, bei dem Gehirnscans aus Norwegen, Spanien, Kanada, Italien, Australien und dem Vereinigten Königreich ausgewertet wurden. 482 Personen mit EOP wurden mit 469 gesunden Kontrollpersonen verglichen.

Die Analyse der Daten ergab, dass Personen mit früh einsetzender Psychose im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen in fast allen Hirnregionen ein geringeres Volumen an grauer Substanz aufwiesen, mit einer deutlichen Auswirkung im linken medianen Cingulum – einem Bereich des Gehirns, der mit der Bildung und Verarbeitung von Emotionen, Lernen und Gedächtnis in Verbindung gebracht wird.

Eine weitere Analyse der Daten ergab, dass die Personen, die die Psychose in einem späteren Alter entwickelten, ein geringeres Volumen an grauer Substanz in einer Reihe von kleinen Hirnregionen aufwiesen als diejenigen, bei denen die Krankheit früher einsetzte.

Shuqing Si, die Erstautorin der Studie vom King’s IoPPN, sagte: „Die graue Substanz hat in erster Linie die Aufgabe, Informationen im Gehirn zu verarbeiten, und spielt eine wichtige Rolle bei alltäglichen Funktionen wie Gedächtnis, Emotionen und Bewegung. In dieser Studie wurde eine speziell am King’s entwickelte Software (ENIGMA-VBM) eingesetzt, die genau abbilden kann, wo es zu lokalen Zu- und Abnahmen des Gehirnvolumens gekommen ist“.

© Psylex.de – Quellenangabe: Molecular Psychiatry (2024). DOI: 10.1038/s41380-023-02343-1

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