Meditation hält das emotionale Gehirn unter Kontrolle
30.09.2016 Meditation kann zur Emotionsregulation bzw. Kontrolle eingesetzt werden, selbst wenn man kein achtsamer Mensch ist laut einer im Fachblatt Frontiers in Human Neuroscience veröffentlichten Studie der Michigan State Universität.
Kontrolle der negativen Emotionen
In der Studie wurde die Gehirnaktivität von 68 Teilnehmern aufgezeichnet, die sich emotional verstörende Bilder anschauten – unmittelbar nachdem die einen zum ersten Mal meditierten oder die anderen sich eine Audioaufnahme zum Erwerb einer neuen Sprache (Kontrollgruppe) anhörten.
Es zeigte sich, dass die Meditierenden in der Lage waren, ihre negativen Emotionen genauso gut zu kontrollieren wie besonders achtsame Teilnehmer.
Durch Meditation die emotionale Gesundheit verbessern
Bild: Christophe BILLARD
Die Ergebnisse demonstrieren nicht nur, dass Meditation die emotionale Gesundheit verbessert, sondern auch, dass Menschen diese Vorzüge unabhängig von ihrer ’natürlichen‘ Fähigkeit – achtsam zu sein – erwerben können, sagte Studienautor Yanli Lin vom Fachbereich für Psychologie. „Man braucht nur etwas Praxis.“
Die meditierenden Teilnehmer – mit unterschiedlichen Ausprägungen ihrer Achtsamkeit – zeigten ein ähnliches Niveau der Emotionsregulation in der Gehirnaktivität wie Menschen mit einer starken Ausprägung der Achtsamkeit.
Mit anderen Worten: Ihre emotionalen Gehirne erholten sich schnell, nachdem sie sich die verstörenden Fotos angeschaut hatten; sie hielten ihre negativen Emotionen unter Kontrolle.
Wirkt ‚erzwungene‘ Achtsamkeit?
Außerdem sollten sich einige der Teilnehmer die grauenhaften Fotos „achtsam“ anschauen (sich dabei also in einem achtsamen Geisteszustand versetzen), während andere keine solche Instruktion erhielten.
Interessanterweise zeigten die Personen, die die Fotos „achtsam“ ansahen, keine bessere Fähigkeit zur Emotionskontrolle.
Das legt nahe, dass für Nicht-Meditierende die emotionalen Vorzüge der Achtsamkeit besser durch eine Meditation erreicht werden, nicht aber durch einen „erzwungenen“ achtsamen Geisteszustand, sagte Koautor Jason Moser, Professor für klinische Psychologie.
Wenn man eine natürlich achtsame Person und sich der Dinge um einen herum sehr bewusst ist, kann man relativ leicht seine Emotionen schnell unter Kontrolle bringen, sagte Moser. Hat man diese Fähigkeit nicht, dann kann Meditation einen ebenso achtsam werden lassen, wie es natürlich sehr achtsame Menschen sind.
Doch für Personen ohne natürliche Achtsamkeit und ohne Meditationserfahrungen funktioniert das erzwungene ‚im Moment‘ leben – achtsam sein – nicht. Es ist dann besser, 20 Minuten zu meditieren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Michigan State Universität, Frontiers in Human Neuroscience; Sept. 2016