Kognitive Verhaltenstherapie im Gehirn

Welche Teile des Gehirns werden durch kognitive Verhaltenstherapie aktiviert?

02.10.2014 Eine Studie der Philipps Universität Marburg liefert neue Einblicke wie Psychotherapie funktioniert. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine wirkungsvolle Behandlung bei Panikstörung mit Agoraphobie.

Es ist jedoch noch nicht klar gewesen, wie unterschiedlich Varianten der KVT die Gehirnnetzwerke, die mit Panikstörung mit Agoraphobie verbunden sind, verändern. Diese Studie untersuchte die Auswirkungen einer von Therapeuten geleiteten (T+) gegenüber einer selbstgeleiteten (T-) Exposition auf die neuralen Korrelate von Angst bei Panikstörung mit Agoraphobie.

Gehirn
Bild: Nemo (pixabay)

In einer randomisierten, kontrollierten klinischen Multicenter-Studie wurden medikamentenfreie Patienten mit Panikstörung + Agoraphobie mit 12 Sitzungen manualisierter (nach Handbuch) KVT behandelt. Vor (t1) und nach (t2) der Angstkonditionierung wurden Aufnahmen mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) von 42 Patienten und 42 gesunden Kontrollteilnehmern gemacht. Die Patienten wurden randomisiert (zufällig) den zwei Varianten kognitiver Verhaltenstherapie zugeordnet (T+, Teilnehmer (n) = 22 und T-, n = 20).

Ergebnisse

Es zeigte sich bei beiden Behandlungsgruppen (T+, T-) eine Aktivierung im linken Hippocampus und dem occipitotemporalen Kortex. Die T+ Gruppe demonstrierte eine erhöhte Aktivierung des Hippocampus bei t2 (t2 > t1), was auch positiv mit dem Behandlungsergebnis in Beziehung gesetzt werden konnte, und eine verminderte Konnektivität zwischen dem linken inferioren frontalen Gyrus und dem linken Hippocampus im Laufe der Zeit (t1 > t2).

Nach der T+ Verhaltenstherapie zeigten sich die Prozesse der Kodierung stärker verbunden mit dem posterioren Hippocampus, und stärker von den Prozessen des linken inferioren frontalen Gyrus entkoppelt, der sich zuvor noch dysfunktional bei Panikstörung + Agoraphobie gezeigt hatte.

Die Verknüpfung einzelner verfahrenstechnischer Varianten mit neuronalen Substraten bietet die Möglichkeit, um über die Optimierung von gezielten psychotherapeutischen Eingriffen zu informieren.

© PSYLEX.de – Quelle: Journal of Psychotherapy and Psychosomatics / Philipps Universität Marburg, September 2014

Wie KVT das Gehirn bei Panikstörungen und sozialer Angst verändert

03.05.2019 Eine in Psychotherapy and Psychosomatics veröffentlichte Studie hat wichtige Gehirnmechanismen für die Wirkung von verbaler Psychotherapie (in diesem Fall kognitiver Verhaltenstherapie) bei Panikstörungen entdeckt.

Patienten mit Panikstörung und Agoraphobie leiden oft unter anderen psychischen Störungen, insbesondere unter sozialen Angststörungen. Neuronal weisen beide psychische Erkrankungen eine erhebliche neurofunktionelle Überlappung innerhalb des Defensivsystems auf. Diese Netzwerke könnten aufgrund der hohen Relevanz der Erkennung sozialer Signale für die soziale Angst entscheidend sein.

Konditionierung der Angst

Die Konditionierung der Angst dient als Modell für die Entwicklung, Aufrechterhaltung und Behandlung über kognitive Verhaltenstherapie (KVT) von Angststörungen. Es beinhaltet mehrere neuronale Wege, die teilweise als pathophysiologische Korrelate (also eine Beziehung eines psychologischen Sachverhalts zu einem körperlichen Faktum im Gehirn) von Panik, Agoraphobie und sozialer Angst identifiziert wurden.

Ziel dieser Studie von Fabian Seeger von der Universität Würzburg und Kollegen war es, zu untersuchen, ob KVT, die speziell auf Panikstörung und Agoraphobie zugeschnitten ist, auch klinische und neurofunktionale Korrelate sekundärer sozialer Angstzustände erfasst.

Signatur im Gehirn

Die Ergebnisse deuten auf eine Signatur im Gehirn hin, die mit sekundärer sozialer Angst verbunden ist und zwei funktionale Systeme umfasst:

  1. Erstens erstreckt sich diese Signatur über den ventralen Objekterkennungspfad, der mit der Erkennung sozialer Signale und damit mit der Symptomatik sozialer Angst zusammenhängt;
  2. zweitens verstärkt die komorbide soziale Angst die Aktivierung defensiver Systemstrukturen (z.B. Hippocampus und IFO), die auf eine stärkere Konditionierbarkeit als Funktion der Komorbidität hinweisen können.

Die Ergebnisse zeigen, dass beide Gehirn-Netzwerke effektiv von kognitiver Verhaltenstherapie angesprochen wurden, was zu abgeschwächten Aktivierungsmustern in den Gehirnen der Patienten mit Panikstörung, Agoraphobie und komorbider sozialer Angst führte.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychotherapy and Psychosomatics – DOI: 10.1159/000493756

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