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Nahrungsmittel-Neophobie kann das Risiko für Lebensstil-Krankheiten erhöhen
18.06.2019 Nahrungsmittel-Neophobie oder die Angst vor neuen Lebensmitteln kann zu einer schlechteren Ernährungsqualität führen, die Risikofaktoren für chronische Krankheiten verstärken und somit das Risiko für die Entwicklung von Zivilisationskrankheiten, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes, erhöhen.
Definition
Nahrungsmittel-Neophobie ist ein gestörtes Essverhalten (oder auch Angststörung), bei dem sich eine Person weigert, Nahrungsmittel oder Lebensmittel, die sie nicht kennt, zu probieren und zu essen. Die im American Journal of Clinical Nutrition publizierte Studie untersuchte die unabhängigen Auswirkungen des Essverhaltens, insbesondere der Nahrungsmittel-Neophobie auf die Ernährungsqualität sowie auf Lebensstil-Erkrankungen und deren Risikofaktoren.
Die Forschungsarbeit von Heikki Sarin von der Universität Helsinki und Kollegen analysierte die Daten von Personen im Alter zwischen 25 und 74 Jahren der finnischen FINRISK- und DILGOM-Kohorten und einer estnischen Biobankkohorte während eines siebenjährigen Follow-up.
Lebensmittel-Neophobie hat eine erbliche Komponente
Bild: clker/pixabay
Nahrungsmittel-Neophobie hat eine starke erbliche Komponente: Zwillingsstudien haben ergeben, dass bis zu 78% vererbt werden können. Das Merkmal lässt sich leicht mit dem FNS-Fragebogen (Food Neophobia Scale) messen, der zehn Fragen zur Erfassung des Essverhaltens der Befragten enthält. Der FNS-Fragebogen wurde in dieser Studie auch verwendet, um die Angst vor neuen Lebensmitteln zu messen und zu quantifizieren.
Lebensmittel-Neophobie ist vor allem bei Kindern und älteren Menschen verbreitet. Bisher wurden nur wenige Studien zur Lebensmittelneophobie in der erwachsenen Bevölkerung durchgeführt, schreiben die Studienautoren.
Ähnliches Essverhalten zur Nahrungsmittel-Neophobie, einschließlich selektives bzw. wählerischem Essen (Fuzzy-Eating), treten auch in verschiedenen Altersgruppen der Bevölkerung auf. Dieses Essverhalten kann auch einen erheblichen Einfluss auf die Ernährungsqualität und damit auf die Gesundheit haben. Da verschiedene Merkmale, die mit dem Essverhalten verbunden sind, überlappende Eigenschaften haben, ist eine klare Unterscheidung zwischen ihnen schwierig.
Nahrungsmittel-Neophobie hat unabhängige gesundheitliche Auswirkungen
Die Studie ergab, dass Nahrungsmittel-Neophobie mit einer schlechteren Ernährungsqualität verbunden ist: So kann beispielsweise die Aufnahme von Ballaststoffen, Proteinen und einfach ungesättigten Fettsäuren geringer und die Aufnahme von gesättigten Fettsäuren und Salz bei neophoben Personen größer sein.
Darüber hinaus wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen Lebensmittel-Neophobie und unerwünschtem Fettsäureprofil und einem erhöhten Gehalt an Entzündungsmarkern im Blut gefunden. In der Folge erhöht die Nahrungsmittel-Neophobie auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes.
Es wird oft angenommen, dass die Auswirkungen von Essverhalten und Ernährung auf die Gesundheit hauptsächlich durch Gewichtsveränderungen allein vermittelt werden. In dieser Studie zeigten sich jedoch die Auswirkungen der Nahrungsmittel-Neophobie unabhängig von Gewicht, Alter, sozioökonomischem Status, Geschlecht oder Wohnort.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Journal of Clinical Nutrition – https://dx.doi.org/10.1093/ajcn/nqz100