Selektives Essverhalten; Vermeidende/restriktive Essstörung

Selektives Essverhalten
Vermeidende / restriktive Essstörung

Psychische Störungen – Gestörtes Essverhalten

Definition

Bei der vermeidenden / restriktiven Essstörung (vermeidenden/einschränkenden Essstörung – (engl.: Avoidant/restrictive food intake disorder; ARFID); auch wählerisches / selektives Essverhalten [nicht-pathologisch] oder selektive Essstörung genannt; engl. fussy eating oder picky eating), die im Kindes- oder Erwachsenenalter auftreten kann – normalerweise aber schon im Kindesalter zuerst auftritt, essen die Betroffenen nur sehr wenig und/oder vermeiden bestimmte Lebensmittel.

Symptome und Anzeichen

  • Weigerung, bestimmte Lebensmittel zu essen,
  • geringer Appetit,
  • essen zu wenig,
  • Nährstoffmängel.

Verlauf

Bleibt selektives Essverhalten bis ins Erwachsenenalter bestehen?

11.08.2017 Die Weigerung bestimmte Lebensmittel nicht zu essen – auch als selektives Essverhalten, oder in der psychopathologischen Form selektive bzw. vermeidende / restriktive Essstörung in der wissenschaftlichen Forschung genannt – ist bei Kindern sehr häufig, wobei die oberen Schätzungen sich auf eine Prävalenz (Auftretenshäufigkeit) von 50 Prozent belaufen.

Trotzdem ärgern sich viele Eltern verständlicherweise, wenn ihre Kinder viele Lebensmittel vermeiden, es nicht mal versuchen sie zu essen, oder neue Dinge ums Verderben nicht anrühren wollen. Sie machen sich Sorgen, ob ihr Kind genug Vitamine bekommt, und ob das Essverhalten ihres Kindes vielleicht ein Vorläufer für spätere schwerwiegendere Ernährungsprobleme ist.

Auftretenshäufigkeit und der Verlauf

essendes kind
Bild: clker/pixabay

Das Ziel der kleinen aber erstmalig dieses Thema untersuchende Studie war es, die Auftretenshäufigkeit und den Verlauf des selektiven Essverhaltens, die Stabilität des Verhaltensprofils im Laufe der Zeit (von der Geburt bis zum Alter von 23 Jahren und das Auftreten von psychopathologischen Essstörungen bei selektiven Essern zu beobachten, die nicht behandelt wurden.

Analysiert wurden die Daten der Stanford Infant Growth Study mit 216 Teilnehmern, die seit ihrer Geburt beobachtet wurden. Im Alter von 11 Jahren (120 Teilnehmer) und im Alter von 23 Jahren (n = 61) wurden die Daten aktualisiert.

Festsetzen des Essverhaltens

Von den 61 jungen Erwachsenen wurden 17 (28%) als selektive Esser im Alter von 23 Jahren identifiziert. Das im Erwachsenenalter berichtete selektive Ernährungsverhalten war ähnlich wie das in der Kindheit.

Neue Vorfälle selektiven Essens wurden während der Adoleszenz oder jungen Erwachsenenalter von 35% der Stichprobe der selektiven Esser berichtet.

Teilnehmer, die (vor dem 11. Lebensjahr) für mehr als 6 Jahre vermeidend / restriktiv aßen, zeigten dieses Essverhalten auch im Alter von 23 Jahren.

Keine Hinweise auf verstärktes Auftreten krankhaften Essverhaltens

Es gab keine Hinweise auf ein vermehrtes Auftreten einer psychopathologischen Essstörung, extreme Dünnheit oder Fettleibigkeit bei selektiven Essern im Vergleich zu nicht-selektiven Essern.

Diese im Fachblatt Eating Behaviors veröffentlichten Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein Anteil der vermeidenden / restriktiven Esser ihre Ernährungsweise von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter fortsetzen wird. Ein neuer Beginn selektiven Essens erfolgt in der Adoleszenz oder im jungen Erwachsenenalter, fassen die Psychologen um Meredith Van Tine von der Stanford Universität zusammen. Und selektive und nicht-selektive Esser im Alter von 23 unterscheiden sich nicht in Bezug auf Gewicht oder Psychopathologie des Essverhaltens.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Stanford Universität; Eating Behaviors – doi.org/10.1016/j.eatbeh.2017.01.003; Aug. 2017

Erfahrungen, Erfahrungsberichte, Fragen, Kommentare

Hilfe gesucht bei selektiver Essstörung im Großraum Frankfurt a. M.

24.01.2018 Kommentar von MaLi:

Meine Tochter, inzwischen 16 Jahre alt, isst von klein auf sehr eingeschränkt. Phasenweise hat sie nur von Nudeln und Brötchen ohne alles gelebt.

Dinge, die sie isst sind:

Nudeln/Reis/Kartoffeln (ohne irgendwas)
Geflügelfleisch
Brot und Brötchen ohne was oder mit Nutella
Wenig Apfel, wenig Karotte, wenig Erbsen
Chicken Nuggets, Pommes
Pizza Margherita
Toast mit Gouda überbacken
Pfannkuchen, Waffeln
Rührkuchen
Ab und zu Joghurt (Vanille oder Actimel)
Sie nascht gerne Schokolade (nur Vollmilch) und mag auch Chips oder Salzstangen u. ä.

Das ist alles keine Obst, kein Gemüse … Sie ist leicht untergewichtig aber im großen und ganzen gesund. Aber mit zunehmendem Alter leidet sie immer mehr unter ihrer Essstörung. Wer weiß Hilfe?!

Therapie, Behandlung

23.01.2018 Kommentar von love:

ich bin 21 Jahre alt uns leide unter meiner selektiven Essstörung (SED) seit ich ca 7jahre als bin, nun habe ich endlich den Entschluss gefasst, mich behandeln zu lassen.

Ich ernähre mich hauptsächlich von Weißbrot mit Natur Frischkäse…. manchmal eine Pizza Magaritta oder Pommes mit Ketchup.
Ansonsten koche ich mir Kartoffeln und Möhren oder nudeln bloß mit Butter.
meine Ernährung schränkt mich mittlerweile sehr ein und belastet mich, doch die Furcht neue Lebensmittel zu probieren ist immer noch größer als mein Wunsch mich zu ändern.

Eine Therapie macht bei dieser Störung nur sinn, wenn man sich wirklich ändern möchte… und es nur für sich selbst macht.

Selektive Essstörungen – Anlaufstelle

17.01.2018 Kommentar von Grandpa:

Unser Enkel (12 Jahre) leidet seit etwa 10 Jahren an dieser Krankheit.
Alle bisherigen Therapien blieben erfolglos.
Ich finde keine Anlaufstelle für Jugendliche im Großraum Stuttgart/Heilbronn.
Bitte daher um Unterstützung.

Erfahrungsbericht

06.09.2018 Kommentar von Sahara:

Ich bin 27 Jahre alt und leide seit meiner frühen Kindheit an dieser Essstörung. Angegangen hat es wohl im Alter zwischen 2 und 4. Meine Jahrelange Suche nach Hilfe und Therapeuten hat schon so viel Energie geschluckt. Neben der Fettleibigkeit kommen noch starke Selbstzweifel und Selbstabwertung hinzu. Bin gerade von einem 8 Wöchigen Klinikaufenthalt (Schwerpunkt Essstörung) zurückgekehrt. Leider hat es nicht geholfen. Man habe dort nur Ahnung von Patienten mit den klassischen Essstörungen. Ich will einfach nur normal Essen können ohne sich verstecken zu müssen.

Eingeschränktes Leben durch selektive Ernährung

04.09.2019 Erfahrung von W30:

Ich bin 30 Jahre alt und esse seit meiner frühen Kindheit weder Obst noch Gemüse oder Beeren. Entgegen der populären Ansicht im Bezug auf „schlechte Ernährung“ kommen ich aus einem eher wolhabenden Elternhaus, in welchem diese Nahrungsmittel stets zum Alltag gehörten. Mein Essverhalten schränkt mein soziales Leben aber auch meine berufliche Laufbahn (Meetings mit Abendessen, Einladungen etc.) sehr stark ein. Ich lebe in der Schweiz und habe hier noch nirgends Therapeuten gefunden, die mir bei meinem Problem helfen könnten. Über Hinweise wäre ich dankbar.

Weitere Erfahrungen zum selektiven Essverhalten sind hier zu finden.

Weitere News / Artikel