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Menschen mit Magersucht und Körperdysmorphie zeigen Ähnlichkeiten und Unterschiede im Gehirn
09.09.2020 Eine in Brain Imaging and Behavior veröffentlichte Studie zeigt teilweise überlappende Muster der Hirnfunktionen bei Menschen mit Anorexia nervosa (Anorexie; Magersucht) und Menschen mit einer Körperdysmorphie (auch Dysmorphophobie, körperdysmorphe Störung, Entstellungssyndrom oder Körperschemastörung genannt), einer ähnlichen psychiatrischen Erkrankung, die durch die falsche Wahrnehmung gekennzeichnet ist, dass bestimmte körperliche Merkmale fehlerhaft sind.
Die Studie zeigt, dass Anomalien der Gehirnfunktion mit der Schwere der Symptome bei beiden Erkrankungen zusammenhängen und bei der Entwicklung neuer Behandlungsmethoden nützlich sein könnten.
Hirnanomalien?
Bild: pixabay
Die Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass Essstörungen und körperdysmorphe Störungen mehr sind als nur die Entscheidung, zu essen oder nicht zu essen oder nicht zu mögen, wie man aussieht.
Es handelt sich um Hirnanomalien, und wie wir diese Hirnanomalien behandeln, könnte mit Psychotherapie oder Psychopharmaka geschehen, aber es müssen Veränderungen im Gehirn stattfinden, um diese Störungen anzugehen, behauptet Studienautor Wesley Kerr von der University of California – Los Angeles.
Für die Studie nahmen die Forscher 64 weibliche Teilnehmerinnen auf: 20 mit Anorexia nervosa, 23 mit einer körperdysmorphen Störung und 21 gesunde Kontrollpersonen. Patienten mit Anorexie haben ein verzerrtes Körperbild und eine starke Angst vor Gewichtszunahme, was dazu führt, dass sie sehr wenig essen.
Körperdysmorphe Störung und Magersucht
Die Dysmorphophobie ist eher durch Besessenheit hinsichtlich eines bestimmten Körperteils oder einem wahrgenommenen Fehler als durch den Fokus auf das Gewicht gekennzeichnet.
Den Teilnehmern wurden Bilder von männlichen und weiblichen Körpern gezeigt, während die Forscher ihre Hirnaktivität mittels MRT beobachteten.
Jede der Frauen führte im Inneren des MRT-Scanners eine „Matching“-Aufgabe aus. Am oberen Rand des Bildschirms konnten die Teilnehmerinnen ein Bild eines Körpers sehen und sollten den passenden Körper aus zwei Bildern auswählen, die am unteren Rand des Bildschirms gezeigt wurden.
Anormalien bei Aktivitäts und Konnektivitätsmustern der Gehirne
Beim Betrachten der Bilder, die sich von denen gesunder Personen unterschieden, konnten bei den Teilnehmerinnen mit Anorexia nervosa und mit BDD Muster der Aktivität und Konnektivität in visuellen und parietalen Hirnnetzwerken beobachtet werden.
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Die Aktivitätsanomalien waren bei Entstellungssyndrom und Anorexia nervosa unterschiedlich, während die Konnektivitätsanomalien weitgehend ähnlich waren. Je stärker die Symptome ausgeprägt waren, desto ausgeprägter war das Muster der Hirnaktivität und Konnektivität bei der Betrachtung der Bilder.
Darüber hinaus waren die Konnektivitäts- und Aktivitätsanomalien damit verbunden, wie die Teilnehmerinnen das Aussehen und das Körpergewicht der Personen auf den Fotos beurteilten.
Was die Forscher sahen, deutete darauf hin, dass die Gehirne von Patienten mit Anorexie und mit Körperschemastörung Bilder mit hohem, niedrigem oder normalem Detaillierungsgrad abnorm verarbeiten, während die Anomalien bei Bildern mit niedrigem Detailgrad, d.h. „niedriger Raumfrequenz“, die direkteste Beziehung zum Schweregrad der Symptome und zur Körperwahrnehmung haben.
Die Ergebnisse können den Forschern helfen, die diesen psychischen Erkrankungen zugrundeliegende Neurobiologie zu verstehen, die in beiden Fällen zu den charakteristischen Verzerrungen der Körperbilder führt, schließen sie.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Brain Imaging and Behavior – http://dx.doi.org/10.1007/s11682-020-00323-5
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