Psychische Krankheiten: Bier auf Rezept?

06.11.2013 Der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses Josef Hecken rät Menschen mit psychischen Erkrankungen, Bier zu trinken, und bagatellisiert damit die Not der Patienten.

Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses

Wer ist Josef Hecken: Er wurde in den Rechtswissenschaften ausgebildet und ist derzeit der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses, welches ein Gremium ist, das sich zusammensetzt aus Vertretern der Psychotherapeuten, Krankenkassen, Ärzte, Krankenhäuser, Zahnärzte und – nicht stimmberechtigten – Patienten, das im Gesundheitswesen bindend die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen festlegt … in dieser Funktion hat er eigentlich unparteiisch zu sein.

Eine Flasche Bier tut es manchmal auch…

Bier für psychisch Kranke

Aber in einer Sitzung des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen hat er laut Protokoll gesagt, dass „man nicht für jeden Bürger einen Psychotherapeuten benötige, eine Flasche Bier tue es manchmal auch“ (SPON).

Auf Nachfrage bezeichnete er seine Aussage als „unglücklich, weil missverständlich“.

Verharmlosung der Nöte psychisch Erkrankter

Psychologische Psychotherapeuten formulierten anschließend einen Protestbrief an Josef Hecken, in dem es hieß:

„Sie bagatellisieren und ignorieren mit Ihrer Bierflaschen-Metapher die Not unserer Patienten und stigmatisieren subtil Menschen mit schweren psychischen Störungen.“

Keine Psychotherapie ohne Arztüberweisung

Dieter Best, dem Bundesvorsitzenden der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung, erscheint die Empfehlung Heckens, Bier zu trinken, schon schlimm genug, doch Hecken sitzt dem höchsten Gremium der gesetzlichen Krankenkassen vor und hat dort neutral zu sein. Er verhält sich aber nicht neutral, wenn er den „ungehinderten Zugang“ zum Psychotherapeuten blockiert. Menschen, die zum Psychotherapeuten wollen, müssen, nach Heckens, vorher zu einem Arzt.

In dieser Sitzung ging es auch um die Verteilung der Sitze für psychologisch ausgebildete Psychotherapeuten, die in den Gremien unterrepräsentiert sind. Hecken befürwortet diese Tendenz und unterstüzt das Gebaren, wonach Patienten nur nach vorheriger ärztlicher Überweisung einen Psychotherapeuten aufsuchen dürfen.

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Beiträge zu “Psychische Krankheiten: Bier auf Rezept?”

  1. ‚Auf Nachfrage bezeichnete er seine Aussage als „unglücklich, weil missverständlich“.‘

    Vielleicht war er sich dessen bewußt geworden, dass durch Ärzte verschriebenes Bier zur Behandlung psychisch Erkrankter einen Flächenbrand hätte auslösen können (die erste Konsequenz wäre wahrscheinlich ein sprunghaftes Ansteigen bei der Rate für psychische Erkrankungen gewesen)? 😀

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


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