Bulimie: Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS)

Bulimie, Ess-Brech-Sucht, Bulimia nervosa:
Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS)

Psychische Störungen – Gestörtes Essverhalten

tDCS lindert Schlüsselsymptome der Bulimia nervosa

29.01.2017 Schlüsselsymptome der Bulimie, einschließlich dem Drang zu essen und der restriktiven Nahrungsaufnahme, konnten in einer aktuellen Studie durch eine nicht-invasive Gehirnstimulation verringert werden.

Frühere Studien der Essstörungsforschungsgruppe am King’s College London konnten bereits demonstrieren, dass repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) – bei depressiven Patienten bereits erfolgreich im Einsatz – effektiv zwanghaftes Essen bei Teilnehmern mit Bulimia nervosa verringern konnte.

Transcranial direct current stimulation (tDCS)

essattacke
Bild: Volker Pietzonka

Die neue Studie untersuchte den Einsatz von transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) (engl. Transcranial direct current stimulation) – einer kostengünstigeren, tragbaren Form der Gehirnstimulation.

tDCS stimulierte elektrisch (mit Gleichstrom) über am Kopf angelegte Elektroden spezifische Teile des Gehirns, um kognitive Funktionen in diesen Gebieten zu stimulieren, die mit Belohnungsverarbeitung und Selbstdisziplin verbunden sind. Die Behandlung ist schmerzlos, und die häufigsten Nebenwirkungen sind etwas Jucken und Prickeln auf der Kopfhaut.

Kernsymptome

In der Studie erhielten 39 Personen (37 Frauen) mit Ess-Brechsucht-Diagnose tDCS und vorgetäuschtes tDCS unterbrochen von mindestens 48 Stunden zwischen beiden Sitzungen. Die Forscher befragten die Teilnehmer vor und nach jeder Sitzung, um ihr Craving (das Verlangen zu essen) und eine Reihe anderer Bulimie-Symptome zu erfassen: wie Sorgen über Gewicht und Figur, Beschränkung der Nahrungsaufnahme, Ausmaß der Selbstdisziplin und Selbstachtung.

Sie stellten fest, dass die Heißhunger-Symptome durch die tDCS-Behandlung, aber nicht durch die Placebo-Sitzung bedeutsam verringert wurden. Zum Beispiel verringerte sich das Bedürfnis bei den bulimischen Teilnehmern, alles in sich ‚reinzustopfen‘ um 31% nach der tDCS im Vergleich zur Baseline.

Die mit der echten tDCS behandelten Teilnehmer zeigten auch eine größere Tendenz zum Belohnungsaufschub (auch Gratifikationsaufschub genannt), sagten die Studienautoren Maria Kekic und Ulrike Schmidt vom Fachbereich Psychologie in der Zeitschrift PLoS ONE. Das bedeutet, dass die bulimischen Probanden in einem Test vernünftigere Entscheidungen fällten: Sie schoben sofortige kleinere Belohnungen auf und warteten eher auf spätere größere Belohnungen.

Nun wollen die Psychologen eine neue längere Studie mit mehr Teilnehmern und mehreren Sitzungen starten, um die Ergebnisse zu replizieren; sie nehmen an, dass diese noch deutlichere Vorteile zeigen wird.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: King’s College London, PLoS ONE – dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0167606; Jan. 2017

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